THW Kiel ringt Paris nieder - Pekeler schwer verletzt
Der THW Kiel hat das Final Four der Champions League in Köln erreicht. Der deutsche Handball-Rekordmeister gewann am Donnerstag das Viertelfinal-Rückspiel gegen Paris Saint-Germain hauchdünn mit 33:32 (17:19). Wermutstropfen: Hendrik Pekeler zog sich einen Achillessehnenriss zu.
Es war ein unglaublicher Krimi - aber für die Mannschaft von THW-Trainer Filip Jicha aus Ergebnissicht einer mit Happyend. Als am Schluss das Nebelhorn ertönte, stand die Kieler Arena kopf. Der knappe Erfolg vor 10.285 begeisterten Fans reichte den "Zebras" nach dem Remis im Hinspiel, um sich zum insgesamt achten Mal für das Final Four der Königsklasse (18. und 19. Juni) zu qualifizieren. Der Traum vom fünften Champions-League-Titel nach 2007, 2010, 2012 und 2020 lebt mehr denn je.
"Das ist fantastisch. Es war ein großer Traum, wieder in Köln dabei zu sein, und dann vor Zuschauern. Das ist einfach grandios", sagte THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi dem NDR.
Die Kieler fahren in die Domstadt - anders als die SG Flensburg-Handewitt, die bei Titelverteidiger FC Barcelona unterlag. Weitere mögliche Gegner des Jicha-Teams sind KS Vive Kielce (Polen) und KC Veszprem (Ungarn). Am Sonntag (14 Uhr) kommt es zwischen der SG und dem THW in Flensburg zum Derby um Bundesliga-Punkte und damit um die Qualifikation für die Champions League in der Saison 2022/2023.
"Wir werden in Köln unser Bestes geben, um den deutschen Handball dort bestmöglich zu repräsentieren." Filip Jicha
Aus für Pekeler nach 25 Minuten
Fehlen wird dann allerdings THW-Leistungsträger Pekeler: Der Abwehrspezialist schrie nach einem Zweikampf am eigenen Kreis mit PSG-Star Nedim Remili auf, hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Knöchel und humpelte nach 25 Minuten zur Ersatzbank. Die Diagnose der Mannschaftsärzte: Der Kreisläufer erlitt einen Achillessehnenriss im linken Fuß und wird mehrere Monate ausfallen. "Ich wünsche ihm nur das Beste und eine baldige Genesung", sagte Jicha. Sein Team habe nach der Verletzung "auch ohne Hendrik Pekeler für Hendrik Pekeler gespielt".
"Zebras" rennen Paris hinterher
Die Schleswig-Holsteiner waren mit dem Wissen in die Partie gegangen, dass bereits ein Sieg mit nur einem Tor Unterschied reichen würde, Aber wie schwer das gegen das Star-Ensemble von der Seine werden würde, zeigte sich schon in der Anfangsphase. PSG nutzte zwei Patzer im Kieler Angriff zu weiten Würfen ins gegnerische Tor, Ex-THW-Profi Nikola Karabatic und der starke Remili kamen so zu Treffern. Nach sechs Minuten lag der THW mit 1:4 zurück.
Jicha verzichtete jedoch auf eine Auszeit, setzte stattdessen darauf, dass sein Team auch ohne weitere Instruktionen in die Spur finden würde.
Tatsächlich stellte Kreisläufer Patrick Wiencek mit dem 5:6 (18.) den Anschluss her. Allerdings ging mehr zunächst nicht. Paris blieb vorne - auch wegen einiger Fehler der Gastgeber bei 7:6-Überzahl.
Kieler drehen nach der Pause auf
Beim Stand von 14:15 wurde die Aufgabe für die "Zebras" durch den Ausfall von Pekeler erheblich erschwert. Nach dem Seitenwechsel wendete sich dennoch das Blatt. Auch, weil THW-Torhüter Niklas Landin zu einem Faktor wurde. Sein jüngerer Bruder Magnus Landin erzielte das 19:19 (34.), Sander Sagosen sorgte mit dem 21:20 (37.) per Gegenstoß für die erste THW-Führung der Partie. Ein Treffer mit Wirkung: Nun waren die Norddeutschen voll da.
Keeper Landin präsentierte sich in Weltklasse-Form, vor ihm warfen sich seine Mitspieler in die Würfe der Gäste, im eigenen Angriff wurden die Chancen genutzt - vor allem durch Magnus Landin, den erfolgreichsten Kieler (insgesamt sieben Tore), und Harald Reinkind. Letzterer erzielte mit seinem sechsten Treffer das 26:23 (43.).
Landin rettet THW das Weiterkommen
Doch Paris ließ nicht nach, und so spitzte es sich zu. Beim Stand von 32:31 verhinderte Landin erneut einen Gegentreffer, auf der anderen Seite traf Steffen Weinhold zum 33:31. Beim 33:32 und drohendem Zeitspiel verpassten es die "Zebras", noch einmal aufs Tor zu werfen.
PSG kam daher noch einmal in Ballbesitz und hatte vier Sekunden vor dem Ende einen Freiwurf. Ein Remis hätte den Franzosen gereicht. Aber Niklas Landin war zur Stelle, parierte den Unterarmwurf von Luc Steins - und die große THW-Party konnte beginnen.
