Kiels Spieler bejubeln den Gewinn der Champions League. © dpa-Bildfunk Foto: Marius Becker/dpa

THW Kiel nach Erfolg gegen Barcelona Champions-League-Sieger

Stand: 29.12.2020 23:49 Uhr

Der THW Kiel ist zum vierten Mal Champions-League-Sieger. Der deutsche Handball-Rekordmeister gewann das Endspiel des Final Fours der Saison 2019/2020 in Köln gegen den FC Barcelona mit 33:28 (19:16).

von Hanno Bode

Die "Zebras" sorgten damit am Dienstagabend für eine große Überraschung. Sie fügten den Katalanen die erste Pleite nach zuvor 22 siegreichen Königsklassen-Partien in Folge zu. Zudem revanchierte sich das Team von Coach Filip Jicha für die beiden Pleiten gegen "Barca" in der Gruppenphase der aktuellen Champions-League-Serie.

Dahmke: "Die Jungs sind die Geilsten"

"Es ist unglaublich, ich habe keine Ahnung, was wir hier gemacht haben. Ich bin so glücklich. Die Jungs, die wir in der Mannschaft haben, sind die Geilsten", erklärte Linksaußen Rune Dahmke dem NDR. Der gebürtige Kieler analysierte das Spielgeschehen treffend mit den Worten: "Wir haben das extrem cool gemacht, unseren Stiefel heruntergespielt." Sein Coach Jicha war "unglaublich stolz, nach so langer Zeit wieder diese Trophähe gewonnen zu haben".

Der bis dato letzte Königsklassen-Triumph der "Zebras" datierte aus dem Jahr 2012. "Ich bin ein sehr glücklicher Mensch und Trainer", sagte der freudetrunkene Übungsleiter.

THW von Beginn an hellwach

Beim THW hatte das kräfte- und nervenzehrende Semifinale vom Vortag gegen den KC Veszprem (36:35 nach Verlängerung) keine sichtbaren Spuren hinterlassen. Der Bundesligist zeigte von Beginn an hohe körperliche Präsenz und wusste durch variables Angriffsspiel zu gefallen. In Ballbesitz zog Superstar Sander Sagosen immer wieder zwei "Barca"-Spieler auf sich, sodass Lücken für seine Nebenleute enstanden. Die "Zebras" nutzten die sich bietenden Chancen herausragend und entnervten damit Keeper Kevin Möller, der im Vorschlussrunden-Duell mit Paris Saint-Germain (37:32) noch eine Gala-Vorstellung gezeigt hatte.

Gegen Kiel war der Däne kein Faktor und wurde Mitte der ersten Hälfte von Gonzalo Pérez de Vargas abgelöst.

Kiel effizient und mit tollem Rückzugsverhalten

Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der THW bereits eine 13:9-Führung herausgeworfen (18.). Sehr effizientes Angriffsspiel und herausragendes Rückzugsverhalten hatten den Auftritt der Norddeutschen bis dato geprägt. Dann aber wurden sie in der Offensive etwas schludrig und verloren in der Deckung ein wenig den Zugriff. Barcelona nutzte die kleine Schwächephase sofort aus. Nachdem Dika Mem zum 15:15 egalisiert hatte, nahm Jicha eine Auszeit (26.). Statt seine Akteure für ihre Flüchtigkeitsfehler zu tadeln, lobte der Coach sie. "Ihr fightet wie die Schweine", sagte der Tscheche, der als Spieler mit dem THW 2010 und 2012 die Champions League gewonnen hatte.

"Zebras" vor der Pause mit Schlussspurt

Jichas Worte hatten die von ihm erhoffte Wirkung. Sein Team kehrte mit einer anderen Körperspannung auf die Platte zurück und agierte fortan wieder konzentrierter. Zur Halbzeit führte der THW mit 19:16. Auch, weil der überragende Keeper Niklas Landin mit der Pausensirene einen Siebenmeter von Aron Palmarsson parierte.

THW Kiel - FC Barcelona 33:28 (19:16)

Tore THW Kiel: Ekberg (8), Sagosen (7), Dahmke (5), Weinhold (5), Pekeler (4), Wiencek (2), Reinkind (1), Zarabec (1)
FC Barcelona: Gomez Abello (10), Arino Bengoechea (4), Mem (4), Cindric (3), Fabregas (3), Enterrios Rodriguez (1), Goncalves dos Santos (1), N´guessan (1), Palmarsson (1)

Jicha-Team ohne Spannungs- und Konzentrationsverlust

Der Däne brachte die Katalanen auch im zweiten Durchgang ein ums andere Mal zur Verzweiflung. Den Torwart-Vergleich gewann Landin deutlich - ein mehr als wichtiger Faktor in einem Duell zweier absoluter europäischer Top-Teams. Und auch im Angriff hatte der THW mehr - und vor allem die besseren - Lösungen als "Barca", das im Positionsangriff sein großes Potenzial viel zu selten zur Geltung bringen konnte.

Kiel zog auf 25:20 davon (43.), schien dann aber ein wenig Angst vor der eigenen Courage zu bekommen. Plötzlich wirkten die Aktionen in Ballbesitz schwerfällig, fehlte die Präzision im Abschluss. Ein beherzter Wurf aus dem rechten Rückraum von Steffen Weinhold zum 27:23 (51.) sorgte dann sichtbar für Erleichterung bei den Norddeutschen. Diesen Vorsprung ließen sich die "Zebras" nicht mehr nehmen. Als Patrick Wiencek eineinhalb Minuten vor Ultimo das 31:26 erzielte, war die endgültige Entscheidung gefallen.

Landesvater Günther freut sich "wie Bolle"

Nicht nur bei den "Zebras" war der Jubel anschließend riesengroß. "Ich freue mich wie Bolle über den Erfolg des THW Kiel. Die europäische Handball-Krone kommt zurück nach Schleswig-Holstein: Für den THW und all seine Fans bei uns im Norden ist das ein perfekter Abschluss eines auch schwierigen Handballjahres", erklärte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU).

PSG gewinnt Spiel um Platz drei

Viran Morros (l.) von Paris Saint-Germain im Duell mit Veszprems Dejan Manaskov © picture alliance/dpa Foto: Marius Becker
Veszprems Linksaußen Dejan Manaskov (r.) traf gegen PSG nur zweimal.

Vor Kiels Husarenritt hatte sich Paris Saint-Germain im "kleinen Finale" gegen Veszprem mit 31:26 (14:11) durchgesetzt. Dabei hatte der siebenmalige französische Meister denkbar schlecht in die Partie gefunden. Nach fünf Minuten lag das Team von Coach Raúl González mit 1:5 in Rückstand. Anschließend steigerte sich PSG aber kontinuierlich. Rechtsaußen Benoit Kounkoud brachte die Franzosen erstmals seit dem 1:0 wieder in Front (8:7/20.).

Paris St. Germain - Telek. Veszprem 31:26 (14:11)

Tore PSG: Prandi 6, Remili 6, M. Hansen 5, Syprzak 3, L. Karabatic 2, Kounkoud 2, Kristopans 2, Nahi 2, Sole Sala 2/1, Grebille 1
Veszprem: Lekai 9, Marguc 4, Borozan 3, P. Nenadic 3/1, Mahé 2/1, Manaskov 2, Fathy Omar 1, Ferreira Moraes 1, Maqueda 1

Veszprems Lekai erfolgreichster Schütze

Hernach gab die Mannschaft um den dänischen Welt- und Europameister Mikkel Hansen ihre Führung nicht mehr her. Erfolgreichste Schützen für Paris waren Elohim Prandi und Nedim Remili mit je sechs Treffern. Der 33-jährige Hansen, der weiter auf seinen ersten Königsklassen-Titel warten muss, steuerte fünf Tore zum Erfolg seiner Farben bei. Für Veszprem traf Mate Lekai (neun Tore) am häufigsten.

Dieses Thema im Programm:

NDR 2 Sport | 29.12.2020 | 23:03 Uhr

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