SG-Trainer Maik Machulla © picture alliance / SVEN SIMON Foto: Anke Waelischmiller/Sven Simon

"Supersaison" zerstört - Nächster Tiefschlag für Flensburg

Stand: 19.04.2023 10:20 Uhr

Nach dem Scheitern im DHB-Pokal haben die SG-Handballer auch die Chance auf das Finalturnier der European League in eigener Halle leichtfertig weggeworfen. Ausgerechnet jetzt folgt am Sonntag das 108. Schleswig-Holstein-Derby beim THW Kiel. Der NDR überträgt live.

Mit starrem Blick, die Hände tief in die Taschen seiner Trainingsanzughose vergraben, stand Trainer Maik Machulla am späten Dienstagabend in den Katakomben der Campushalle und suchte nach Erklärungen für das Unerklärliche. "Das war eine unfassbar schlechte Leistung", sagte der 46-Jährige, der eine "unfassbare Leere" spürte. Mit 27:35 hatten die Handballer der SG Flensburg-Handewitt das Viertelfinal-Rückspiel in der European League gegen den spanischen Vertreter BM Granollers verloren. Der 31:30-Sieg aus dem Hinspiel in Katalonien reichte nicht. Der Traum, das Finalturnier in eigener Halle zu bestreiten, war auf brutale Art und Weise geplatzt.

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Johannes Golla (SG Flensburg-Handewitt) und Joaquin Esteban Salinas (BM Granollers) kämpfen um den Ball. © IMAGO/Lobeca

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Die SG hat mit dem 27:35 gegen Granollers und dem Aus im Viertelfinale die nächste herbe Enttäuschung erlebt. mehr

"Bis vor fünf Tagen haben wir eine Supersaison gespielt", sagte Machulla mit Blick auf die vergangenen Wochen und Monate. 21 Spiele lang war sein Team wettbewerbsübergreifend ungeschlagen geblieben, hatte beste Aussichten im Pokal, der European League und der Bundesliga. Dann kamen die Pleiten am Sonnabend im Pokal-Halbfinale gegen die Rhein-Neckar Löwen (31:38) und jetzt gegen Granollers. In zwei Spielen, die zu Titeln führen können "finden wir nicht unsere Leistung", konstatierte der SG-Coach. Platz drei im Pokal war da nur ein geringer Trost.

Machulla übernimmt die Verantwortung

Gegen den Tabellendritten der spanischen Liga waren die Norddeutschen am Dienstag chancenlos. Nur beim 1:0 lagen sie in Führung, dann bauten sie die Gäste mit Fehlwürfen und unnötigen Ballverlusten auf. "Wir haben es weggeschmissen", klagte SG-Profi Aaron Mensing, "wir waren selbst unser größter Feind" befand auch Keeper Kevin Möller.

"Wir sind nicht die coole Truppe, die wir sein wollen, wenn es um etwas geht", meinte Machulla, der sich jedoch vor sein Team stellte. "Ich bin verantwortlich für die Vorstellung und das Ergebnis." Dass es trotz seines Vertrags bis zum Ende der Spielzeit 2025/2026 jetzt unruhig um seine Person werden könnte, nahm der 46-Jährige gelassen hin: "Ich kann nicht beeinflussen, was passiert. Ich kann nur meine Arbeit beeinflussen."

"Diese Niederlage wird uns lange begleiten"

Am Sonntag (14.05 Uhr, live im TV und bei NDR.de) steht für den Bundesliga-Vierten nun das 108. Schleswig-Holstein-Derby beim Spitzenreiter THW Kiel auf dem Programm. Nur mit einem Sieg beim Rekordmeister sind die Chancen auf den letzten Titel der Saison weiterhin intakt. Doch es wird keine leichte Aufgabe für Machulla, seine Spieler bis dahin wieder aufzubauen. "Diese Niederlage wird uns lange begleiten", sagte der SG-Coach nach der Pleite gegen Granollers. "Wir werden sie nicht in zwei Tagen aus den Köpfen bekommen." Einen schnellen Lösungsansatz hatte er nicht parat: "Es bringt nichts, in der Kabine herumzuschreien und Dinge kaputtzumachen, aber zur Tagesordnung können wir auch nicht einfach übergehen."

Aaron Mensing von der SG Flensburg-Handewitt. © Imago images / Beautiful Sports Foto: Mario Koberg
AUDIO: SG-Spieler Mensing: "Wir haben es weggeschmissen" (2 Min)

Herber finanzieller Verlust und Imageschaden

Am 27. und 28. Mai, wenn in der Campushalle nun Granollers, Montpellier HB sowie die Bundesligisten Füchse Berlin und Frisch Auf Göppingen um den Titel im zweitwichtigsten europäischen Club-Wettbewerb kämpfen, sind die Flensburger Spieler nun zum Zuschauen verdammt. Für die SG bedeutet die Ausrichtung ohne eigene Teilnahme einen herben finanziellen Verlust, den Geschäftsführer Holger Glandorf allerdings noch nicht beziffern konnte und wollte.

"Vom Image her ist das ein Riesenschaden", sagte der 40-Jährige, für den aber feststand: "Wir werden das Turnier für die anderen Vereine seriös ausrichten. Das ist unsere Verpflichtung." Immerhin hielten die SG-Fans, die Machulla nach dem Aus im Pokal-Halbfinale in Teilen harsch kritisiert hatte, zum Team. Nach einem artigen Applaus für die verdienten Sieger aus Spanien feuerten sie nach dem Abpfiff die Mannschaft mit trotzigen "Flensburg, Flensburg"-Rufen an. Eine Erklärung für das Unerklärliche hatte aber auch die treue Anhängerschaft nicht.

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Ein Handball liegt im Tornetz. © picture-alliance Foto: Frank Hoermann / Sven Simon

Ergebnisse der European League Finalrunde

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 23.04.2023 | 14:00 Uhr

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