Kampf um Champions League: Flensburg braucht Derbysieg gegen Kiel
Um die deutsche Handball-Meisterschaft geht es wohl nicht mehr - die dürfte sich der SC Magdeburg holen. Dennoch steckt im heutigen Derby zwischen der SG Flensburg-Handewitt und dem THW Kiel viel Brisanz. Beide Rivalen wollen unbedingt wieder in die Champions League.
Drei Vereine buhlen um den zweiten Platz, der zur Teilnahme an der Königsklasse berechtigt: Kiel (48:10 Punkte), die Füchse Berlin (48:12) und Flensburg (46:12). Das heutige 106. schleswig-holsteinische Landesderby (14 Uhr) wird entweder eine Tendenz für den THW mit sich bringen oder einen packenden Dreikampf einläuten - womöglich bis zum Saisonfinale am 12. Juni.
Für die Flensburger, seit 2010 in der Champions League dabei, sind der Startplatz und die lukrativen Einnahmen in höchster Gefahr. "Die Champions League ist vom Renommee her und wirtschaftlich der interessanteste internationale Wettbewerb", sagte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke. "Wir planen unseren Etat allerdings auch immer sehr vernünftig, also nie mit dem Final Four." Die Endrunde der besten vier Teams in Köln erreichten die Flensburger nur 2014, als sie dort auch gewannen.
Auch dieses Mal werden sie fehlen: Am Donnerstag war im Viertelfinale gegen den FC Barcelona Schluss. An Prämien verdienten die Nordlichter somit 210.000 Euro allein für die Teilnahme am Wettbewerb sowie 110.000 Euro für gewonnene Punkte und erreichte Runden. Hinzu kommen Ticket-Einnahmen und eine größere Medien-Präsenz, die Sponsoren anlockt.
SG will "bis zuletzt um Chance kämpfen"
Der THW Kiel liegt in dieser Spielzeit bereits bei 405.000 Euro. Diese Summe könnte er bis auf eine Million Euro aufstocken - mit einem Triumph am 19. Juni in Köln. Vor wenigen Wochen erklärte THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi: "Aktuell kann ich nicht sagen, was es wirtschaftlich bedeuten würde, wenn wir in der European League spielen würden."
Dieser Wettbewerb entstand aus dem EHF-Cup, wendet sich auch an den Dritten und Vierten der Bundesliga. Mit einem Gruppen-System, das immerhin zehn Spieltage umfasst, scheint diese Konkurrenz einen möglichen Abstieg aus der Champions League abzufedern.
"Ich will die European League nicht abwerten, es gibt da viele interessante Gegner", betonte Schmäschke. "Aber wir werden bis zuletzt um die Chance kämpfen, wieder in die Champions League zu kommen."
THW ohne Abwehrspezialist Pekeler
Seine SG startet mit dem Heimvorteil ins Landesderby. Sonst sprechen die Vorzeichen aber für den THW. Kiel geht die Aufgabe mit dem Schwung des Viertelfinal-Erfolgs über Paris Saint-Germain an. Zwar erlitt Kreisläufer und Abwehr-Stratege Hendrik Pekeler in dem Spiel einen Achillessehnenriss, die Bank ist dennoch breiter als die des Nordrivalen.
Die Flensburger können im Rückraum nur vier Profis aufbieten. Auf Linksaußen meldete sich nun Emil Jakobsen wegen eines grippalen Infekts ab, nachdem zuvor Positionskollege Hampus Wanne zweimal gefehlt hatte.
Dazu der Terminplan: Der THW hatte am Donnerstagabend ein Heimspiel, während die SG in Barcelona antrat und erst im Laufe des Freitags zurückkehrte. Torwart Kevin Möller schocken diese Rahmenbedingungen aber nicht. "Nun kriegen wir neue Energie, weil wir gegen Kiel spielen", sagte er. "Und noch mehr Energie bekommen wir, weil wir vor unseren eigenen Zuschauern spielen."
