Hansa Rostock auf dem Platz "wunderschön", auf der Tribüne hässlich
Fußball-Zweitligist Hansa Rostock hat mit dem 2:0-Erfolg gegen den FC St. Pauli sportlich ein Ausrufezeichen gesetzt. Auch wenn es in Sachen Ausschreitungen ruhig blieb, bleibt ein fader Beigeschmack, weil einige Hansa-Fans diskriminierende Banner zeigten.
Punktgenaue und butterweiche Flanke von Kai Pröger aus dem Lauf zu John Verhoek und ein Fallrückzieher zum 2:0-Endstand Marke Tor des Monats: Schöner hätte der erste Saisontreffer des Niederländers kaum sein können! Und deutlicher hätten die Rostocker ihre Überlegenheit im Nordduell am Sonntag vor 26.000 Fans nicht zum Ausdruck bringen können.
"Ich habe am Strand mit meinem Sohn Fallrückzieher im Wasser geübt. Das scheint funktioniert zu haben." Hansa-Stürmer John Verhoek
"Den Ball in der vollen Hütte so reinzumachen, ist unfassbar geil", sagte Verhoek. Mitspieler und Kumpel Markus Kolke hatte seine eigene Sicht auf die Szene: "Ich weiß nicht, ob er sich das bei mir im Training abgeguckt hat. Das war schon 1A", mutmaßte der Torhüter am Sonntagabend schmunzelnd. "Da durfte er zu Recht den Torjubel von Cristiano Ronaldo machen."
Aussprache bei Hansa-Spielern trägt Früchte
Nach Hansas Geschmack hätte das Nordduell kaum besser beginnen können - 1:0 nach vier Minuten, 2:0 nach 17 Minuten und St. Pauli fiel keine Antwort mehr ein. Rostocks Trainer Jens Härtel war hochzufrieden: "Die Jungs haben sich die Woche noch mal zusammengesetzt und ein paar Punkte erarbeitet - für was sie stehen wollen. Und das haben sie perfekt umgesetzt."
Der Coach hatte trotz des jüngsten 0:4 in Darmstadt volles Vertrauen in seine Spieler. Und auch in seinem Festhalten an dem bis dahin noch torlosen Verhoek durfte sich Härtel bestätigt sehen: "Es ist oft so, wenn ein Stürmer lange nicht trifft und ein bisschen in der Kritik steht: Entweder macht er ein richtiges Eier-Tor oder eben so ein schönes. Das 2:0 war wichtig für uns und dann war es noch wunderschön."
Hansa mit richtiger Einstellung, St. Pauli zaghaft
Pröger, einer der Besten auf dem Platz, berichtete, Härtel hätte das Team die ganze Woche über heiß gemacht auf das Spiel. Auf der anderen Seite hatte Gäste-Trainer Timo Schultz - zumindest öffentlich - versucht, die Bedeutung der Partie herunterzuspielen. Auch wenn Schultz hinterher betonte, seine Mannschaft genau auf diesen offensiven Angang der Rostocker eingestellt zu haben: St. Pauli fand nie die richtige Einstellung zu diesem Nordduell, das eher noch hätte ein höheres Endergebnis haben können.
Kein Fanmarsch - Sicherheitskonzept greift
Hansa, von vielen als Abstiegskandidat gehandelt, hat nach fünf Spielen schon neun Punkte auf dem Konto. Nur wegen der besseren Tordifferenz steht der HSV als bestes Nordteam in der Tabelle noch vor den Mecklenburgern. Und sogar die befürchteten körperlichen Auseinandersetzungen zwischen den Fanlagern der Rostocker und des FC St. Pauli blieben aus. Das gemeinsame Konzept der 1.500 Sicherheitskräfte von Bundes- und Landespolizei zeigte Wirkung. Wahrscheinlich auch, weil die Gäste auf einen angekündigten Fanmarsch zum Stadion verzichtet hatten.
Nicht zu verhindern ist offenbar das Abbrennen von Pyrotechnik. Beim Zünden eines Böllers auf der Tribüne wurden sieben Menschen verletzt, eine Person musste ins Krankenhaus. Glücklicherweise kamen aus dem Gästeblock in Richtung Hansa-Fans abgefeuerte Flugkörper nicht dort an.
Schwulenfeindliche und diskriminierende Banner
Doch nicht unerwähnt bleiben dürfen die Banner, die Rostocker Fans entrollt hatten. In großen Lettern wurden schwulenfeindliche und diskriminierende Botschaften ("Euer Gender-Scheiss interessiert in Wolgast keine Sau! Hier gibt es nur Jungs, Mädchen, Mann und Frau") über weite Teile der ganzen Kurve entrollt.
