Fußball-Profi Maximilian Eggestein beim Abschiedsspiel von Claudio Pizarro © IMAGO/nordphoto Foto: Teresa Kroeger

Werder Bremen in Freiburg: Eggesteins Höhepunkt emotionaler Wochen

Stand: 22.10.2022 10:00 Uhr

Maximilian Eggestein von Fußball-Bundesligist SC Freiburg spielt am heute zum ersten Mal überhaupt gegen seinen Ex-Club Werder Bremen. Es ist das Highlight für den 25-Jährigen, der zuletzt besondere Wochen erlebt hat.

von Florian Neuhauss

Im Profi-Fußball geht es mitunter sehr schnell. So war es auch, als Eggestein vor gut einem Jahr von der Weser an die Dreisam wechselte. Zum Geschäft gehört allerdings auch, dass sich die Protagonisten immer wieder über den Weg laufen. Und so reiste der gebürtige Hannoveraner jüngst nicht nur wegen des Abschiedsspiels von Claudio Pizarro nach Bremen, sondern wurde - wie drei ehemalige Weggefährten - im ausverkauften Stadion auch noch selbst offiziell verabschiedet.

"Es wird garantiert komisch für mich werden, das erste Mal gegen Werder zu spielen." Maximilian Eggestein

Hinterher war der 25-Jährige froh, aber auch erleichtert: "Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich so empfangen wurde", sagte Eggestein der "Deichstube", der warmen Applaus von den Rängen bekommen hatte: "Das hat mich echt gefreut. Es war schön wiederzukommen."

Eggestein sieben Jahre Werder-Profi

(Überlebens-)Wichtige fünf Millionen Euro hatte der Last-Minute-Wechsel im Sommer 2021 in die klammen Bremer Kassen gespült. Dem Vernehmen nach dürfte diese Summe durch Eggesteins Erfolge in Freiburg noch ansteigen. Dass die Fans ihn herzlich empfingen, dürfte nicht nur daran gelegen haben, dass die Bremer das Geld so dringend brauchten, um ihren Kader nach dem Abstieg umzubauen. Milde waren die Zuschauenden sicher auch gestimmt, weil Werders "Betriebsunfall" längst behoben ist.

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2011 war Eggestein vom TSV Havelse in die U17 der Bremer gewechselt und hatte bei den Profis Karriere gemacht. Über 180-mal kam er für Werder zum Einsatz - und spielte sich zwischenzeitlich sogar in den Dunstkreis der Nationalmannschaft. Borussia Dortmund soll interessiert gewesen sein, die Rede war von deutlich mehr als 20 Millionen Euro Ablöse. Aber der Norddeutsche blieb den Grün-Weißen treu. Zumindest bis das Angebot aus Freiburg kam.

"Wir steigen auf, wir steigen ab - und zwischendurch Europacup"

Während seine vormaligen Mitspieler um die Rückkehr in die Bundesliga kämpften, mischte Eggestein mit seiner neuen Mannschaft die Bundesliga auf. Bis zum Ende hatte Freiburg Chancen, in die Champions League einzuziehen. Am Ende wurde sein Traum von der internationalen Bühne wahr, wenn auch "nur" in der Europa League.

"Wir steigen auf, wir steigen ab - und zwischendurch Europacup", ist ein in Freiburg beliebter Fan-Gesang, der die Realität seit dem erstmaligen Bundesliga-Aufstieg im Jahr 1993 treffender nicht beschreiben könnte. Seit 1993 hat sich der SCF fünfmal fürs internationale Geschäft qualifiziert, ist aber auch viermal ab- und wieder aufgestiegen.

Ein bodenständiger Typ für einen bodenständigen Club

Und so verwundert es nicht, dass Trainer Christian Streich den momentanen Höhenflug mit Rang drei in der Liga und dem bereits feststehenden Überwintern in der Europa League nüchtern einordnet: "In einem Jahr, in dem wir Europapokal spielen, geht es darum, gute Spiele im Europacup zu machen und Freiburg in der Bundesliga zu halten. Wenn das gelingt, war es ein gutes und schönes Jahr. Und das ist mein vollständiger Ernst."

Auf der anderen Seite zeigen die Freiburger Spieler mittlerweile nicht nur auf dem Platz ihr Selbstbewusstsein. Eggestein fragte jüngst: "Warum sollte unsere Entwicklung nun enden? Wir wollen so weitermachen, wie wir letztes Jahr aufgehört haben."

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Eggestein lässt sogar Trainer Streich staunen

Der Niedersachse ist in Freiburg schnell zu einer großen Stütze im zentralen Mittelfeld geworden, hat schon über 50 Einsätze für die Südbadener absolviert. Auch, weil er sich nicht schont - und so sogar seinen Trainer staunen lässt. "Er hat sich die Hand gebrochen. Er hat den Ball auf die Hand gekriegt", sagte Streich nach dem 1:0-Sieg des SC in Stuttgart.

"Er hat mit gebrochener Hand weitergespielt. Das ist der Hammer. Aber das ist typisch Maxi." Christian Streich

"Das ist der Hammer. Er hat dann noch weitergespielt. Er hat gesagt, die ganze Zeit haben die Knochen gerieben. Aber das ist typisch Maxi. Er macht kein großes Aufhebens, sitzt in der Kabine und sagt: 'Wir haben gewonnen, Trainer, es ist alles okay.'"

Zwei Wochen nach der Verletzung, die sich als Handgelenksbruch herausgestellt hatte, waren die Knochen verschraubt und der Arm geschient. Und Eggestein stand wieder auf dem Platz.

So oft wie möglich bei der Familie

Bei allem, was in seiner Karriere schon passiert ist, bleibt der Fußball-Millionär am Boden. "In den Länderspielpausen nutze ich eigentlich immer die Zeit, um nach Hannover zu fahren." Seine Eltern und sein Bruder Johannes spielen zentrale Rollen in seinem Leben. Apropos Bruder. Der jüngere Eggestein steht seit Saisonbeginn beim FC St. Pauli unter Vertrag - und damit trafen beide am Mittwochabend im DFB-Pokal erstmals in ihren Karrieren aufeinander.

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"Wir hatten schon vor der Auslosung gewitzelt. Und dann kam es auch noch so", sagte Maximilian Eggestein der "Bild". Er freue sich sehr auf das Wiedersehen mit seinem Bruder. Das aber fiel beim 2:1-Erfolg nach Verlängerung für Freiburg - ganz anders als das Spiel - unspektakulär aus. Als "Jojo" in der Verlängerung bei St. Pauli aufs Feld kam, war "Maxi" zur Schonung längst ausgewechselt.

In Freiburg soll es keine Gastgeschenke geben

Heute (15.30 Uhr, im NDR Livecenter) folgt nun der Höhepunkt von Eggesteins emotionalen Wochen, wenn Werder Bremen in Freiburg zu Gast ist: "Es wird garantiert komisch für mich werden, das erste Mal gegen Werder zu spielen." Der "Deichstube" sagte der Mittelfeldspieler, dass er seinen Ex-Club "noch immer ganz genau" verfolge: "Ich kenne ja noch so viele Jungs und bin immer voll dabei."

Anders als bei Pizarros Abschiedsspiel, als Eggestein einen Blumenstrauß und eine Grafik im Bilderrahmen überreicht bekam, soll es diesmal jedoch keine Gastgeschenke geben. Und nach dem Duell mit dem "Ex" kann Eggestein emotional erst einmal durchschnaufen. Durch die WM in Katar findet das Rückspiel im Weserstadion erst Mitte April 2023 statt.

Mögliche Aufstellungen

Freiburg: Flekken - Sildillia, Ginter, Lienhart, Günter - Eggestein, Höfler - Doan, Kyereh, Grifo - Gregoritsch
Bremen: Pavlenka - Pieper, Veljkovic, Friedl - Weiser, Groß, Jung - Schmid, Gruev - Füllkrug, Ducksch

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Dieses Thema im Programm:

Die NDR 2 Bundesligashow | 22.10.2022 | 15:30 Uhr

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