Vor 50 Jahren: Das Abschiedsspiel von HSV-Legende Uwe Seeler
Vor 50 Jahren wurde HSV-Legende Uwe Seeler von den Fans auf den Schultern getragen - nach seinem Abschiedsspiel am 1. Mai 1972. Ein halbes Jahrhundert später blickt "Uns Uwe" darauf zurück.
Nein, sonderlich gut sei es ihm am Vortag nicht gegangen, räumt Uwe Seeler ein. Das Alter eben, merkt die 85 Jahre alte Legende des Fußball-Zweitligisten Hamburger SV an. Aber dann, im Nachgang des NDR Interviews nahe der Jürgen-Werner-Schule in Norderstedt, bleibt der bedeutendste HSV-Spieler der Club-Geschichte plötzlich lange stehen, nachdem ihm noch etwas gereicht wurde. In seinen Händen hält er einen Laptop. Lächelnd betrachtet "Uns Uwe" die Ereignisse vom 1. Mai 1972 im Hamburger Volksparkstadion.
Seeler auf Schultern getragen
Er sieht, wie die vielen Menschen kurz nach dem Schlusspfiff seines Abschiedsspiels ihre Nummer 9 auf den Schultern aus dem Stadion tragen - ihn, der schon damals ein Muster an Bodenständigkeit war und der trotz einer Millionen-Offerte von Inter Mailand im Jahr 1961 seinem Verein immer treu blieb.
Gebannt blickt Seeler auf den Bildschirm und hört die "Uwe, Uwe"-Rufe, die an jenem besonderen Tag durch das ausverkaufte Stadion schallen. "Dabei wird einem warm", sagt der Ehrenbürger seiner Heimatstadt. Er lässt dabei offen, ob er damit den summenden Laptop in seinen Händen meint oder die Region um sein Herz.
Schön sei es damals gewesen, so Seeler. "Natürlich habe ich sehr gute Erinnerungen daran. Es gab mir das Gefühl, dass man selbst alles richtig und die Leute glücklich gemacht hat. Das war schon ein tolles Erlebnis", sagt der dreimalige Fußballer des Jahres, der in 72 Länderspielen 43 Tore erzielte.
Zahlreiche Weltstars bei Seelers Abschiedsspiel
Dazu trägt an jenem 1. Mai 1972 auch die hochkarätige Besetzung der Weltauswahl bei, gegen die der HSV antritt. Unter anderem sind Gordon Banks, Franz Beckenbauer, Bobby Charlton, George Best, Eusebio, Karl-Heinz Schnellinger, Gianni Rivera und Gerd Müller dabei. 7:3 gewinnt die Star-Auswahl gegen den HSV.
Natürlich trifft Seeler auch in seinem letzten Spiel, wenn auch mit freundlicher Unterstützung: "Bei meinem Tor haben sie schon etwas zurückhaltend verteidigt, die sind ja eher weggangen", sagt Seeler lachend: "Und einen Elfmeter habe ich auch noch gekriegt. Was will ich noch mehr? Ich bin zufrieden."
Das gilt für dieses Spiel und seine Profi-Karriere, das gilt aber auch für sein ganzes Leben. Mehr als 60 Jahre davon hat er an der Seite seiner Ilka verbracht. "Es gibt da dieses Glücksgefühl, alles einigermaßen richtig gemacht zu haben", so Seeler, der im Spaß über den wichtigsten Grund für die harmonische Ehe sagt: "Ich entscheide die großen Dinge und Ilka die kleinen. Aber was groß und klein ist, entscheidet Ilka."
Wenig Hoffnung auf HSV-Aufstieg
Eher klein als groß ist indes Seelers Hoffnung, dass sein HSV in der vierten Zweitliga-Saison die Rückkehr in die Bundesliga schaffen wird. "Ich glaube, sie sind ein bisschen zu spät aufgewacht. Aber mal sehen. Auf jeden Fall muss Hamburg in die Erste Liga." Vermutlich werden ihm auch die Fans des FC St. Pauli nachsehen, dass er hierbei zuvorderst an seinen HSV gedacht haben wird.
Weil an diesem Sonntag ohnehin keine Zweitligaspiele stattfinden, dürfte im Hause Seeler vielleicht sogar Zeit dafür sein, das Abschiedsspiel vom 1. Mai 1972 noch ausführlicher anzusehen und in Erinnerungen zu schwelgen. Es würde "Uns Uwe" sicherlich warm werden - ums Herz.