Max Kruse © IMAGO / Eibner

VfL Wolfsburg: Kruse wehrt sich, aber wie geht es weiter?

Stand: 12.09.2022 09:54 Uhr

Der VfL Wolfsburg hat seinen bekanntesten Spieler aus dem Team geworfen. Max Kruse soll für den Club kein Spiel mehr absolvieren, wehrt sich gegen die Vorwürfe, hat aber kaum Wechseloptionen. Sportdirektor Marcel Schäfer erklärte dem NDR die Hintergründe der Club-Entscheidung.

In einem auf seinem Instagram-Account veröffentlichten Video erklärte der 34-Jährige, die Meinung von Trainer Niko Kovac zu respektieren. "Jeder, der mich kennt, weiß, ich habe nicht nur beim VfL Wolfsburg, sondern in den letzten zehn, zwölf Jahren, in denen ich Profi-Fußball spiele, wenn ich auf dem Platz stand, immer alles gegeben für den Verein, für den ich gespielt habe", sagte der Offensivspieler. Das werde auch so bleiben, so lange er trainieren und Fußball spielen dürfe.

Kovac hatte am Sonnabend bekanntgegeben, dass Kruse unter ihm beim VfL Wolfsburg nicht mehr zum Einsatz kommen wird und dies damit begründet, dass sich der Ex-Nationalspieler nicht mit dem Verein identifiziere.

Dem widersprach Kruse am Ende seines Videoclips. "Ich glaube, ich entscheide selber, wann meine Zeit in der Bundesliga vorbei ist. Das entscheidet niemand anderes für mich", betonte er.

Als Beleg für seine Identifikation mit dem VfL Wolfsburg führte er seinen Einsatz für den Club nach dem Wechsel vom 1. FC Union Berlin in der Rückrunde der vorigen Saison an. "Ich kam im Januar nach Wolfsburg, um der Mannschaft zu helfen. Und ich glaube, das habe ich in der vergangenen Rückrunde auch getan", erklärte er.

Schäfer: "Jeder muss sich selbst hinterfragen"

Wolfsburgs Sportdirektor Marcel Schäfer erläuterte im NDR die Gründe, warum der gebürtige Reinbeker trotz hochdotierten laufenden Vertrags kein Spiel mehr für den Meister von 2009 bestreiten wird. "Wir bewerten nur die sportliche Komponente. Aber gerade in der Situation, in der wir fünf Spiele ohne Sieg waren, wo jeder sich selbst hinterfragen muss: Was kann er beitragen, dass wir als Mannschaft, als Club in die Erfolgsspur zurückkommen. Und da ist der Fokus ein wichtiger Stichpunkt", sagte der 38-Jährige.

Und Schäfer ergänzte: "Wir sind der Überzeugung, dass man nur so aus so einer Phase rauskommt, wenn man zusammenrückt, eine hundertprozentige Einsatzbereitschaft an den Tag legt, sehr diszipliniert ist."

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Kruses Auftreten stieß den Verantwortlichen auf

Der Ex-Nationalspieler, der in den vorausgegangenen beiden Partien jeweils in der Startelf gestanden hatte, sei "nicht begeistert" gewesen, als ihm die Verantwortlichen die Entscheidung in einem Gespräch mitteilten, sagte Schäfer. Besonders emotional war die Reaktion des Stürmers aber offenbar auch nicht. "Er hat es zur Kenntnis", erklärte der Sportdirektor.

Einen bestimmten Vorfall, der nun zu Kruses Ausbootung führte, gab es offenbar nicht. "Er hat keinen goldenen Löffel gestohlen", sagte Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke dem "kicker". Es war wohl das gesamte Auftreten des Ausnahmefußballers, das die Sportliche Leitung zu dem Entschluss kommen ließ.

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Vertrag soll wohl aufgelöst werden

Schäfer unterstrich noch einmal, dass Kruse nicht vom VfL suspendiert worden ist: "Wir respektieren Verträge. Dass haben wir auch bei jedem anderen getan in der Sommervorbereitung, wo dann der Weg trotzdem woanders hingeführt hat. Das werden wir besprechen." Auch Schmadtke bestätigte dies dem "kicker": "Wir werden das regeln, aber nicht auf dem Marktplatz."

Kaum Wechseloptionen für Kruse

Die Auflösung seines bis zum Saisonende datierten Kontrakts wird also künftig Thema zwischen Kruse und dem VfL. Allerdings wären die Wechseloptionen in diesem Fall für den Ex-Nationalspieler aktuell überschaubar. Das Transferfenster in den europäischen Topligen ist seit dem 1. September geschlossen, auch ein Wechsel in sein vermeintliches Wunschland USA ist derzeit ausgeschlossen. Transfers nach Katar, Australien oder Griechenland sind hingegen möglich.

Rückkehr zu Union Berlin im Winter?

Der frühere Mitspieler Rani Khedira bedauert das Aus von Kruse beim VfL, ausgerechnet vor dem Spiel am Sonntag (15.30 Uhr, im NDR Livecenter) bei Union Berlin. "Er hätte sich sicher gewünscht, nochmal an der Alten Försterei zu spielen. Von daher ist es schade für ihn und ein bisschen auch für uns", sagte der Mittelfeldspieler des neuen Tabellenführers.

Union-Manager Oliver Ruhnert äußerte sich am Sonnabend im ZDF über den Offensivspieler: "Ich glaube, dass man Max Kruse immer hinbekommen kann", sagte der 50-Jährige im "Aktuellen Sportstudio": "Man muss aber auch wissen, dass er ein Charakter ist, der seinen Kopf und letztendlich seine eigene Sicht auf die Dinge hat."

Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 11.09.2022 | 22:50 Uhr

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