Mike Frantz von Hannover 96 © imago images/Joachim Sielski

Mike Frantz - Antreiber und Wegweiser von Hannover 96

Stand: 22.10.2020 14:53 Uhr

Hannover 96 hat den Aufstieg zum alternativlosen Saisonziel erklärt. Eine Schlüsselrolle kommt Routinier Mike Frantz zu, der sich mit seiner Art und Weise von vielen Profis unterscheidet.

von Florian Neuhauss

Die Sonne genießt Mittelfeldspieler Mike Frantz von Hannover 96 "am meisten, wenn es vorher regnerisch und stürmisch war". In der Natur, aber auch im Leben. Der Fußball-Profi hat in jungen Jahren in seiner Heimatstadt Saarbrücken "viele Schicksale hautnah miterlebt". Die Erfahrungen haben ihn demütig gemacht.

"Ich habe sehr früh gesehen, was Drogen und Alkohol mit Menschen machen können", sagte der 34-Jährige dem NDR und berichtete von Suiziden in seiner Gegend, die "keine einfache" gewesen sei. Es habe keine Vorbilder für die Jugendlichen gegeben. Der Grat, nicht selbst auf die schiefe Bahn zu geraten, war schmal. Gerettet hätten ihn ein kleiner Hund, den er geschenkt bekam und für den er sich fortan verantwortlich gefühlt habe, und der Fußball: "Ich habe damals beschlossen, mich nur noch darauf zu konzentrieren."

Über Borussia Neunkirchen und den 1. FC Saarbrücken fand Frantz, damals noch Stürmer, 2008 den Weg zum 1. FC Nürnberg - und damit in die Bundesliga. Nach dem Abstieg 2014 und dem folgenden Durcheinander beim "Club" wechselte er nach Freiburg. Nach sechs Jahren im Breisgau zog es ihn in diesem Sommer nach Hannover.

Sehr gläubig und sehr ehrgeizig zugleich

Der Familienvater ist sehr gläubig, liest in der Bibel und bedankt sich jeden Tag im Gebet dafür, welch ein privilegiertes Leben er selbst hat. Als Profi hat er Kliniken besucht und soziale Projekte unterstützt. Im Gespräch mit todkranken Kindern habe er sich gefragt: "Was denkt sich Gott dabei. Was hat das mit Fairness zu tun?"

Im Berufsleben erden ihn solche Erlebnisse und relativieren auch immer wieder den Druck. Dabei ist Frantz sehr ehrgeizig und kann nach Niederlagen nicht schlafen - "keine Minute". Der Ehrgeiz treibt ihn an, häufiger schießt er damit sogar im Training über das Ziel hinaus: "Oft muss ich mich entschuldigen. Bisher hat mir das aber noch keiner so krummgenommen", berichtete Frantz.

"Streich und Kocak sind nicht so unterschiedlich"

Trainer Christian Streich (l.) und Mike Frantz vom SC Freiburg © imago images / Sportnah
Frantz spielte sechs Jahre unter Trainer Christian Streich (l.).

In Freiburg spielte er die ganze Zeit unter Trainer Christian Streich, der ebenfalls für seine Emotionen bekannt ist. "Da musste es auch mal knallen", sagte Frantz, der aber auch von Vertrauen und Wertschätzung auf beiden Seiten sprach. Beim SCF spielte er im Herbst seiner Laufbahn ("die Karriere ist endlich") allerdings keine große Rolle mehr, deshalb kam das Angebot von Hannover und Trainer Kenan Kocak gerade recht.

"Ich war vom ersten Gespräch an absolut überzeugt. Kenan ist ebenfalls sehr ehrgeizig und verlangt viel von den Spielern. Christian Streich und er sind nicht so unterschiedlich", unterstrich Frantz und betonte: "Ich glaube, dass er eine sehr gute Trainerkarriere hinlegen wird."

Frantz nennt Kinds Aufstiegsforderung "sein gutes Recht"

Zunächst soll Kocak Hannover zurück in die Bundesliga führen. 96-Boss Martin Kind hat den Aufstieg zum alternativlosen Ziel erklärt. "Es ist sein gutes Recht, das zu äußern", sagte Frantz. "Die Leute würden sich ja auch wundern, wenn er sagen würde, wir sind mit Platz fünf bis zehn zufrieden."

Um erfolgreich zu sein, müsse das Team vor allem "Fußball arbeiten". Beim jüngsten 0:1 in Paderborn habe man "genau gesehen, wie man es nicht macht". Schon im Heimspiel gegen Düsseldorf am Sonnabend (13 Uhr/im NDR Livecenter) "müssen wir in allen Bereichen besser werden". Mit harter Arbeit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es mit dem nächsten Sieg sowie am Ende auch mit dem Aufstieg klappt. Und dann scheint für Mike Frantz sicher auch wieder die Sonne.

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Hannovers Genki Haraguchi (v.l.), Valmir Sulejmani, Mike Frantz, Florent Muslija, Kenan Koca und Patrick Twumasi  freuen sich. © imago images / Joachim Sielski Foto: Joachim Sielski

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Dieses Thema im Programm:

NDR 2 Bundesligashow | 24.10.2020 | 13:00 Uhr

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