Kommentar: Völlig verdiente Abfuhr von der Stadt für den HSV
HSV-Vorstand Thomas Wüstefeld wollte eine Bürgschaft über einen zweistelligen Millionen-Betrag von der Stadt, damit das Volksparkstadion saniert werden kann. Stattdessen gab es eine kräftige Abfuhr - völlig zu Recht, meint Reporter Lars Pegelow.
Es war eine große Runde am Donnerstagabend im Festsaal des Rathauses. Der Haushaltsausschuss tagte. Vertreterinnen und Vertreter aller Parteien waren da, Senatoren, einige Gäste - auch HSV-Fans. Doch es hatte schon etwas von Fremdschämen, was dann folgte. Auf der einen Seite Thomas Wüstefeld, HSV-Vorstand, der verzweifelt versuchte, die finanzielle Notlage des Clubs zu erklären. Um ihn herum die Politiker aus der Bürgerschaft, die Wüstefelds Argumente nach und nach in der Luft zerrissen.
Eine Bürgschaft von der Stadt? Für DIESEN HSV, der in den vergangenen Jahren insgesamt schon 37 Millionen Euro bekommen hat? Der jahrzehntelang kein Geld zurückgelegt hat, um laufende Reparatur-Arbeiten am Stadion durchzuführen? Der vertragsbrüchig öffentliche Gelder für alles ausgegeben hat - nur nicht dafür, was vereinbart war? Thomas Wüstefeld ist gewaltig abgeblitzt im Haushaltsausschuss.
Lösung Kühne? Wüstefeld-Zwist mit dem Investor
Aber nicht nur er. Die Ablehnung im Rathaus hat sich der HSV über einen langen Zeitraum verdient. Wüstefeld wird dafür an den Pranger gestellt. Die peinliche Affäre um seine Titel Professor und Doktor - keiner weiß, woher diese Titel stammen. Gegen Wüstefelds Firmen wird ermittelt wegen Verdachts auf Untreue und Betrug. Er wird beim HSV irgendwann nicht zu halten sein und hat kaum Rückhalt in der Belegschaft - dazu kommt: Die einzige Rettung scheint im Moment Milliardär Klaus-Michael Kühne zu sein - und mit dem verbindet Wüstefeld eine gegenseitige Ablehnung. Die beiden reden nicht mehr miteinander.
Aber wäre alles gut beim HSV ohne Wüstefeld? So einfach wird es leider nicht sein. Der Aufsichtsrat mit seinem Vorsitzenden Marcell Jansen trägt im Grunde die Verantwortung. Klare, nachvollziehbare Personal- und Wirtschaftsentscheidungen sind gefragt - keine Luftschlösser wie die HSV-Plaza - ein Zukunftsprojekt am Stadion, das sich der HSV aktuell sowieso nicht leisten kann.
Die Mannschaft taugt als Vorbild für den Club
Das gute Beispiel, wie es besser gehen kann, ist übrigens ganz nah - bei der Mannschaft von Trainer Tim Walter. Seit Monaten spielen sie das Volksparkstadion wieder voll. Weil ein Team entstanden ist, das gemeinsam für eine Sache kämpft, und in dem sich nicht ständig irgendwer profilieren muss. Die Fußball-Profis kommen also langsam aus der Krise heraus - für die HSV-Führung gilt das noch lange nicht.
