Rico Benatelli (l.) und Afeez Aremu vom FC St. Pauli © imago images/foto2press Foto: Frank Scheuring

FC St. Pauli sendet Zeichen: "Geben alles in dieser Situation"

Stand: 07.01.2021 10:28 Uhr

Das 1:1 bei den Würzburger Kickers lässt den FC St. Pauli im Zweitliga-Tabellenkeller auf der Stelle treten. Doch die Spieler ließen keinen Zweifel daran, dass es ein Punktgewinn für ihre Moral war - und für Trainer Timo Schultz.

von Florian Neuhauss

Stimmt es noch im Verhältnis zwischen dem Coach und seiner Mannschaft? "Absolut", betonte Abwehrchef Philipp Ziereis und laut Torschütze Rico Benatelli spreche es "auf jeden Fall dafür, wenn man so eine Leistung abruft". Was nach dem verpassten Befreiungsschlag bei den Unterfranken, die zuvor elf ihrer 13 Saisonspiele verloren hatten, seltsam klingt, ist umso verständlicher.

In der ersten Hälfte in Würzburg war nahezu alles gegen die Kiezkicker gelaufen. Früher Rückstand, selbst zweimal Aluminium-Pech gehabt und dann auch noch die dämliche Gelb-Rote Karte für Marvin Knoll, die sich der Kapitän nach einem Foul an der Mittellinie abgeholt hatte. "Danach hatten wir eigentlich nichts mehr zu verlieren", sagte Ziereis. Das 1:1 sei dann der verdiente Lohn für den eigenen Mut gewesen, den Widrigkeiten zu trotzen.

Routiniers fehlen lange oder patzen schwer

Doch eigentlich hätten die Hamburger gegen die Kickers, die bis dato keine Zweitliga-Tauglichkeit nachgewiesen haben, gar nicht in so eine Situation kommen dürfen. Der verhaltene Beginn ist das eine, dass St. Pauli sich dann vor dem 0:1 aber derart abkochen ließ, darf einem Team, das um die brenzlige Situation weiß, schlicht nicht passieren. Daniel-Kofi Kyereh versuchte nur sehr halbherzig, die Flanke zu verhindern. In der Mitte sah ausgerechnet Kapitän Knoll ganz alt aus. Gleich zweimal, erst kam er nicht an den Ball, dann verursachte er auch noch den Elfmeter.

Überhaupt ist es natürlich schwierig für eine junge Mannschaft, wenn als feste Stützen eingeplante Routiniers wie Christopher Avevor, James Lawrence und Guido Burgstaller lange verletzt fehlen oder wie Daniel Buballa und vor allem Knoll nicht so recht in Form kommen. "Marvin hat letzte Woche schon einen Elfmeter verschuldet", sagte Schultz nach dem Spiel. "Die beiden Situation waren diesmal höchst unglücklich für ihn. Aber man kann sie wahrscheinlich geschickter lösen."

Weiter keine interne Diskussion um Schultz

Deshalb werden auch Präsident Oke Göttlich, der direkt nach dem Spiel jegliche Diskussion über die Zukunft von Schultz bei "sky" im Keim erstickte: "Es geht nicht um Timo Schultz. Es geht um Leidenschaft, um das, was auf dem Feld passiert, und darum, dass der FC St. Pauli mehr aus seinen Möglichkeiten macht - mit Timo Schultz." Manager Andreas Bornemann wird zudem nicht müde zu betonen, wie schwierig die Arbeit für den Profitrainer-Neuling sei.

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Rico Benatelli vom FC St. Pauli jubelt (l.) © imago images/HMB-Media Foto: Heiko Becker

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Die Kiezkicker spielten lange in Unterzahl - und Trainer Timo Schultz freute sich am Ende über "einen goldenen Punkt". mehr

Schultz hätte vor dem Spiel gefordert, dass die Mannschaft wieder "die St.-Pauli-Mentalität auf den Platz bringen" müsse, berichtete Ziereis. Dass dies gelungen sei, sagte der Verteidiger, der in Würzburg eine gute Leistung zeigte, nicht. Er unterstrich allerdings: "Wir geben alles in dieser Situation, auch wenn es gerade alles andere als gut aussieht. Wir stecken den Kopf nicht in den Sand und werden weiter unseren Plan durchziehen."

"Situation annehmen und umbiegen" - auch gegen Kiel?

Diesmal wurde der Einsatz mit einem Zähler belohnt - Schultz sprach sogar von "einem goldenen Punkt, den wir gern mitnehmen". Es gelte, die Situation anzunehmen und umzubiegen. In Würzburg "haben wir das zumindest zum Teil geschafft".

Neben den Neuzugängen setzen die Kiezkicker in der Krise vor allem auf die mannschaftliche Geschlossenheit. "Unser Teamgeist ist sehr groß, wir stehen füreinander ein", erklärte Benatelli. Ziereis zog vor seinen Mitspielern den imaginären Hut.

Aber die Tabelle zeigt deutlich, dass es auf Dauer mehr braucht als nur ein gescheites Miteinander. Holstein Kiel, mit dem es die Kiezkicker schon am Sonnabend (13 Uhr) am heimischen Millerntor zu tun bekommen, ist ein ganz anderes Kaliber als Würzburg. Es wird - anders als für die "Störche" das dritte Spiel in von sechs Tagen sein - und damit am Ende der englischen Woche auch eine Frage der Kraft.

Dieses Thema im Programm:

NDR 2 Sport | 06.01.2021 | 23:03 Uhr

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