Schauspieler Christian Rudolf © picture alliance/SVEN SIMON Foto: Elmar Kremser

FC St. Pauli: Der offene Brief von Schauspieler Christian Rudolf

Stand: 11.12.2022 11:51 Uhr

Schauspieler Christian Rudolf, nach eigener Aussage seit 33 Jahren Fan FC St. Pauli, hat hat sich in einem offenen Brief an Präsident Oke Göttlich vom Fußball-Zweitligisten gewandt. Er kann die Entlassung von Trainer Timo Schultz nicht verstehen. Der Brief im Wortlaut:

Moin Oke!

Ich bin seit 33 Jahren am Millerntor, seit Ewigkeiten Mitglied, Dauerkarten-Inhaber, Fan… Ich weiß nicht, was Du vor 33 Jahren gemacht hast - vielleicht sind wir uns mal begegnet.
So, wie viele tausend Mitglieder, Dauerkarten-Inhaber, Fans, Sympathisanten… - unseres Clubs -, bin auch ich fassungslos und geschockt, traurig und irritiert, daß Du UNSEREN Timo Schultz vom Hof gejagt hast.
Das geht nicht. Das war nicht gut. Damit ist niemandem geholfen. Das hilft kein Stück weiter. Schulle hat einen unglaublich attraktiven Fußball am Millerntor etabliert.

Er hat in seiner Zeit als Trainer - mit wirklich tollen Spielern - großartige Erfolge eingefahren. Timo ist nach Stani ENDLICH mal wieder eine 100 prozentige Identifikationsfigur auf diesem Posten gewesen, war es bereits als Spieler, ist es sowieso als Mensch.
Ihn nicht weiter zu beschäftigen, bedeutet, unserem Verein einen wesentlichen Bestandteil zu nehmen. Das kann keiner wollen - auch Du nicht.

Ich denke, wir sind der "ach so andere Verein"…?!
Ich denke, wir haben "ach so andere Werte"…?!
In dieser Situation vermisse ich genau das!
Wieviele Trainer sind durch Deine Amtszeit gerauscht?
Wieviele großartige Spieler mußten wir ziehen lassen?
Welche gleichwertigen Spieler hat Andreas Bornemann verpflichtet?
Du bist der Präsident unseres Vereins.
Ein Verein besteht aus Mitgliedern.
Und niemand ist perfekt. Jeder macht Fehler. Ich und Du auch. Jeden Tag.
Das ist menschlich.
Ich habe mit meiner Band beim "Retterfinale" gespielt- unsere Fans sind EINZIGARTIG.
Und dem Verein zu 100 Prozent verbunden - IMMER.
Lernen wir täglich dazu, ganz bewußt, hinterfragen wir unser Handeln, die Konsequenzen…
Das ist nicht schlimm - das ist gut!

Schauen wir nach links und rechts - toll, was Christian Streich schon so lange in Freiburg macht. Klasse, wie lange Otto Rehhagel und Thomas Schaaf bei Werder so erfolgreich arbeiten durften.
Und wunderbar, dass unsere Spieler nicht für "Wiesenhof" Werbung laufen mußten… Oder unsere Fans, die Demontage einer Stadionuhr bis ins Knochenmark traf.

Ein Verein besteht aus Mitgliedern. Ohne Mitglieder kein Verein. Ohne Verein kein Präsident. Ich habe nichts dagegen, daß Du unser Präsident bleibst. Aber darum geht es jetzt nicht. Es geht um mehr. Nämlich darum, St. Paulianer zu sein.
Unsere Werte sind nicht damit vereinbar, unsere größte Identifikationsfigur nach Holger Stanislawski, Timo Schultz, vor die Tür zu setzen.
Befrage die Mitglieder des FC St. Pauli, laß basisdemokratisch abstimmen - Du wirst sehen, daß Timo hier weiter arbeiten soll!
Und schau’ Dir unsere aktuelle Petition an!
Der FC St. Pauli bleibt anders.

Liebe Grüße, Christian Rudolf

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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 11.12.2022 | 19:30 Uhr

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