Rudelbildung beim Spiel Hannover 96 gegen Eintracht Braunschweig © picture alliance / osnapix

Braunschweig - 96: Diese Duelle entscheiden das Derby

Stand: 12.04.2024 16:22 Uhr

Am Sonntag empfängt Eintracht Braunschweig den ewigen Rivalen Hannover 96 zum Niedersachsenderby. Für beide Clubs - insbesondere aber für den BTSV - geht es um viel. In welchen Duellen sich die Zweitliga-Partie entscheiden könnte, zeigen die Daten.

von Tobias Knaack

Der 5. November 2023 hatte für Klarheit gesorgt: Die "Roten" eroberten durch das 2:0 in einem der vielleicht einseitigsten Derbys der Geschichte in der Tabelle Relegationsrang drei - mit Tuchfühlung zu einem direkten Aufstiegsplatz. Der Weg wies klar in Richtung Bundesliga-Aufstieg.

Und die "Löwen"? Bei nur fünf Punkten und bereits acht Zählern Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz brauchte man sich um deren sportliche Zukunft nach der hilflosen Vorstellung gegen den Rivalen scheinbar keine Gedanken mehr zu machen. Der Weg in die 3. Liga schien vorgezeichnet.

96 kämpft um den Aufstieg, Braunschweig gegen den Abstieg

Fünf Monate später - kurz vor dem nächsten Duell am Sonntag (13.30 Uhr, im NDR Livecenter) - liegen die Dinge anders. Das Team von Trainer Stefan Leitl steht zwar noch immer oben im Tableau, hat am vergangenen Spieltag mit dem trägen 1:1 gegen Schalke 04 aber gefühlt die Chance auf Relegationsrang drei verspielt - ganz zu schweigen vom direkten Aufstieg.

Die Eintracht hingegen darf sich im Abstiegskampf angesichts von nur einem Zähler Rückstand auf Platz 15 durchaus berechtigte Hoffnungen auf den direkten Klassenverbleib machen - zumindest aber auf das Erreichen des Relegationsrangs 16, den sie gerade inne hat.

BTSV holte seit dem Scherning-Debüt mehr Punkte als 96

Einer der Gründe: Zwei Tage nach der desillusionierenden Derby-Pleite im November wurde Daniel Scherning Trainer beim BTSV. Seither haben die Braunschweiger eine Art Auferstehung gefeiert - und in dieser Zeitspanne sogar zwei Zähler mehr geholt als der Rivale (25:23).

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Wenn beide Mannschaften am Sonntag den Rasen des Eintracht-Stadions betreten, ist der Ausgang vollkommen offen - ein Sieger nicht vorhersehbar. Und so wird es darauf ankommen, welche Spieler sich behaupten und durchsetzen können, um die Begegnung auf die eigene Seite zu ziehen und die für die jeweilige Mission wichtigen Zähler einzufahren. Wir haben uns die wichtigsten Duelle mithilfe der GSN-Daten angeschaut.

Ermin Bicakcic gegen Nicolo Tresoldi

Im direkten Duell Mann gegen Mann liegen die Vorteile bei Braunschweigs Verteidiger Ermin Bicakcic. "Eisen-Ermin" ist nicht nur dem Namen, sonden auch den Daten nach extrem stark im Defensivzweikampf, gewinnt 70 Prozent seiner Duelle. Tresoldi wiederum ist trotz seiner laut GSN-Index "Internationalen Klasse" zweikampfschwach und entscheidet nur 26 Prozent seiner Offensivzweikämpfe für sich. 

Dazu bringt Bicakcic enorme Erfahrung und Cleverness mit. Tresoldi hat nur dann Vorteile, wenn er mit Tempo auf den Bosnier zulaufen oder die direkten Zweikämpfe umgehen kann. Bedeutet: Bicakcic setzt sich den Daten nach zu knapp 68 Prozent gegen den U21-Nationalspieler durch.

Rayan Philippe vs. Phil Neumann

In diesem Duell - es könnte eines der entscheidenden des Derbys werden - wird es darauf ankommen, wer am Sonntag seine individuellen Stärken besser ausspielen kann: Kann BTSV-Angreifer Philippe seine Geschwindigkeit und Technik nutzen, um Neumann zu umspielen? Oder wird Hannovers Abwehrspieler seine Defensivstärke und physische Präsenz einsetzen, um den Franzosen am Durchbruch zu hindern?

Aufgrund von Neumanns Fähigkeit, sich auf die Defensivarbeit zu konzentrieren, könnte er einen leichten Vorteil haben. Den Daten zufolge gewinnt Neumann das Duell hauchzart zu 51 Prozent.

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Fabio Kaufmann vs. Max Christiansen

96-Mittelfeldabräumer Max Christiansen dürfte hier normalerweise einen leichten Vorteil gegenüber Braunschweigs Fabio Kaufmann haben. Christiansens Stärken in Tackling und Zweikampfführung prädestinieren ihn für die Balleroberung und das Unterbinden gegnerischer Angriffe. Mit seiner Zweikampfstabilität und Aggressivität kann er das Mittelfeld dominieren.

Im Vergleich dazu ist Kaufmann zwar ein versierter Allrounder mit guten technischen und mentalen Fähigkeiten, aber er könnte gegen Christiansens spezialisierte defensive Qualitäten leicht zurückstehen - das direkte Duell geht zu knapp 55 Prozent an den Hannoveraner.

Robin Krauße gegen Havard Nielsen

Auch dieses Duell sollte im Normalfall an die "Roten" gehen: Havard Nielsen, hinter dem aufgrund einer Sprunggelenksverletzung ein Fragezeichen für die Partie steht, hat mit seinen offensiven Qualitäten einen Vorteil gegenüber Robin Krauße. Insbesondere Nielsens Fähigkeiten im Dribbling, sein Abschlussvermögen und seine Spielintelligenz stechen heraus. Mit seiner hohen Arbeitsrate und mit seiner physischen Ausdauer kann er im gesamten Spiel ein wichtiger Faktor für die Gäste sein.

Krauße, obwohl stark in der Balleroberung und mit robusten defensiven Attributen ausgestattet, könnte im direkten Duell mit Nielsens dynamischer Spielweise und Fähigkeit, Räume zu öffnen, Probleme bekommen. Der Norweger setzt sich den Daten zufolge zu 52 Prozent durch.

Kann Braunschweig die sich bietenden Räume nutzen?

Da es neben den einzelnen Duellen aber auch auf die mannschaftliche Kompaktheit sowie das gemeinsame Verschieben und Umschalten ankommt, wird es für Braunschweig wichtig sein, die sich bietenden Räume zu bespielen, wollen sie eine Chance gegen die individuell stärker besetzten Gäste haben. Die bieten sich gegen das 3-4-3 Hannovers vor allem im Rücken der Flügelspieler.

Wenn Anton Donkor und Marvin Rittmüller es schaffen, in diese Räume vorzustoßen, kann der BTSV in Hannovers Hälfte Überzahlsituationen und Torchancen kreieren. Zudem wird es für das Team von Trainer Scherning wichtig sein, im zentralen Mittelfeld im Verbund die Oberhand zu gewinnen. Das könnte einerseits helfen, das Offensivspiel der "Roten" einzudämmen, und andererseits die Räume zwischen Mittelfeld und Abwehr bei eigenem Ballbesitz zu attackieren.

Standards ein wichtiger Faktor

Zu einem wichtigen Faktor könnten am Sonntag auch Standardsituationen werden - insbesondere, wenn das Spiel eng ist. Beide Mannschaften haben in der Analyse bei ruhenden Bällen Stärken in der Offensive - der BTSV ist sehr akkurat, 96 besonders effizient -, allerdings auch Probleme beim Verteidigen.

Und es war ein Standard, der das jüngste Niedersachsenderby im Eintracht-Stadion im März vergangenen Jahres entschied. Jannis Nikolaou traf kurz vor Schluss nach einer Ecke zum 1:0 für die Gastgeber. Dass ein ruhender Ball auch den Ausgang der Partie am Sonntag prägt, ist durchaus denkbar. Man sollte sich die Namen Bicakcic und Hasan Kurucay auf Braunschweiger sowie Neumann und Marcel Halstenberg auf Hannoveraner Seite merken.

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Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 14.04.2024 | 16:17 Uhr

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