TV-Gelder werden neu verteilt: "Eher Evolution als Revolution"
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat in ihrem neuen Verteilerschlüssel der TV-Milliarden für die Spielzeiten 2021/2022 bis 2024/2025 nur kleinere Anpassungen vorgenommen.
"Mitten im Sturm sollte man nicht das Dach decken", erklärte DFL-Chef Christian Seifert nach einer virtuellen Mitgliederversammlung mit den 36 Proficlubs aus der Bundesliga und der Zweiten Liga am Montag mit Blick auf die finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise. Bis zu zwei Milliarden Euro an Umsatzeinbußen befürchtet der Ligaverband durch die Pandemie. "In wirklich unsicheren Zeiten versuchen wir, Beschlüsse zu fassen, um irgendwie alle 36 Clubs durch diese Krise zu fahren", sagte Seifert.
Leverkusen gratuliert, Werder verhalten
Bei den Clubs traf die DFL-Entscheidung auf unterschiedliche Resonanz. Während Fernando Carro, Vorsitzender der Geschäftsführung beim Europa-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen, erklärte: "Ich möchte dem DFL-Präsidium zur Erarbeitung dieses neuen Verteilerschlüssels gratulieren. Sie haben in einem langwierigen Entscheidungsprozess viele Interessen berücksichtigen und am Ende auch bündeln müssen", hätten sich die Verantwortlichen beim Beinahe-Absteiger Werder Bremen offenbar gravierendere Änderungen gewünscht.
"Bei dem vorgestellten Verteilerschlüssel handelt es sich sicher eher um eine Evolution als eine Revolution", sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Klaus Filbry.
96-Boss Kind lobt DFL-Entscheidung
Martin Kind, Mehrheitsgesellschafter und Geschäftsführer des Zweitligisten Hannover 96, lobte die Entscheidung des Ligaverbandes ausdrücklich. "Das Präsidium der DFL hat angesichts unterschiedlicher Interessen und einer schwierigen Marktlage ein ausgewogenes und zukunftsorientiertes Konzept präsentiert und verdient Respekt für eine gute Lösung bei der Verteilung der Medienerlöse. Es ist notwendig und richtig, dass die Leistungskomponente stark berücksichtigt wurde", sagte der Unternehmer.
St. Pauli hätte sich "weitere Veränderungen" gewünscht
Auch Präsident Oke Göttlich vom Ligarivalen FC St. Pauli begrüßte die DFL-Entscheidung grundsätzlich, sagte aber auch: "Aus Sicht des FC St. Pauli hätten es gern noch weitere Veränderungen sein dürfen." Das sei keine Enttäuschung, "sondern die Folge einer sehr vernünftigen parlamentarischen, demokratischen Diskussion".
Filbry: "Weiterentwicklung des Status Quo"
Werder-Boss Filbry war ebenfalls hin- und hergerissen. "Das Präsidium hat in einer wirtschaftlich herausfordernden Situation, in der der Bundesliga über einen Zeitraum von ca. 1,5 Jahren zwei Milliaraden Euro an Einnahmen fehlen werden, eine Weiterentwicklung der bestehenden Kriterien favorisiert", erklärte der 53-Jährige: "Damit wurde der Aspekt der finanziellen Planungssicherheit für alle Vereine berücksichtigt. Der neue Verteilungsschlüssel erreicht vor allem eine Weiterentwicklung des Status Quo."
Holstein-Boss Schneekloth fordert Clubs zum Sparen auf
Steffen Schneekloth, Vorstandschef des Zweitligisten Holstein Kiel und Vize-Präsident der DFL, stellte zufrieden fest, dass es dem Ligaverband gelungen sei, "das wirtschaftliche Überleben aller 36 Clubs zu sichern und auch neue Impulse zu setzen". Zugleich mahnte der KSV-Boss an: "Doch darf diese Entscheidung nur der Anfang eines Umdenkens innerhalb der Ligen sein. In Zeiten sinkender Erlöse ist nicht nur die Einnahmeseite zu betrachten, sondern vor allem auch die Ausgabeseite."
In diesselbe Kerbe hatte zuvor bereits Seifert geschlagen. "Der ein oder andere Club wird auch weiter an seiner Kostenbasis arbeiten müssen. Ich habe jetzt die Bilanz gesehen. Einige Clubs haben zu wenig an der Front der Spielergehälter gemacht", sagte der DFL-Chef.
