Stand: 05.06.2020 14:27 Uhr

Hüftgelenksdysplasie beim Hund erkennen

von Ingolf Bannemann
Labrador Retriever © Colourbox Foto: Tetyana Vychegzanina
Vor allem große Hunde, wie beispielsweise Retriever, sind von einer Hüftgelenksdysplasie betroffen.

Schätzungsweise 250.000 Hunde in Deutschland leiden unter Hüftgelenksdysplasie - auch HD abgekürzt. Alle Rassen können davon betroffen sein, wobei es bei mittelgroßen und großen Hunden häufiger der Fall ist. Bekannt wurde die Hüftgelenksdysplasie zunächst als genetisch bedingte Besonderheit beim Deutschen Schäferhund. Dabei sind andere Hunde sogar noch stärker betroffen, wie man inzwischen weiß.

Wie funktioniert ein Hüftgelenk beim Hund?

Jeder Hund besitzt zwei Hinterläufe und folglich auch zwei Hüftgelenke. Wie auch bei Menschen verbinden sie den Rumpf mit den Beinen über die sogenannten Kugelgelenke. Der Oberschenkelkopf, der wie eine Kugel im Hüftgelenk sitzt, ist so beweglich, dass der Hund seine Hinterbeine vorwärts, rückwärts, seitlich aber auch schräg nach vorne und hinten beziehungsweise zu den Seiten bewegen kann. Bei einem gesunden Hüftgelenk passt die Kugel des Oberschenkelkopfes genau in die Hüftpfanne, wie ein Schlüssel in ein Schloss.

Bestehen Abweichungen in Form oder im Zusammenspiel dieses Knochenapparates, bezeichnet man solche Hüftgelenke als "dysplastisch", also fehlentwickelt, missgebildet oder unterentwickelt. Diese Deformation ist häufig angeboren, kann sich aber auch erst im Laufe eines Hundelebens entwickeln. Bei einem erkrankten Hüftgelenk passen Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne nicht zusammen. Der Schlüssel passt also nicht in sein Schloss.

Alle Hunderassen sind gefährdet

Die Tiermedizin beschäftigt sich schon sehr lange mit diesem Krankheitsbild. Tatsächlich ist die Hüftgelenksdysplasie zu Teilen erblich bedingt. Die meisten Hundezuchtverbände lassen aus diesem Grund nur sogenannte Hüftdysplasie-freie Tiere zu. Es handelt sich jedoch nicht ausschließlich um eine genetische Erkrankung. Sie kann von mehreren Faktoren abhängen: Falsche Ernährung und nicht artgerechte Haltung begünstigen die Hüftfehlbildung sowohl bei der Entstehung als auch in ihrem Fortschreiten und der Schwere der Ausprägung.

Anzeichen für Hüftgelenksdysplasie

Die Anzeichen einer HD variieren abhängig von Alter des Hundes und dem Stadium der Krankheit. Junge Hunde beispielsweise haben Schmerzen, weil der Oberschenkelkopf nur ungenügenden Halt in der Hüftgelenkspfanne findet und dadurch die Nervenfasern der Knochenhaut gereizt werden. Bei älteren Tieren treten Schmerzen aufgrund von Arthrosen des Hüftgelenks auf.

Zunehmende Beschwerden bei Spaziergängen sind die Folge. Der Hund möchte nicht mehr weit laufen, setzt sich öfter hin, zeigt einen instabilen Gang, lahmt häufiger und jault beim Spielen gelegentlich auf. Meist lassen die Hunde sich beim Hinlegen einfach fallen und auch Knirsch- oder Knackgeräusche des Gelenks können hörbar sein. Typisch ist auch die X-Bein Stellung, bei der die Fersen nach innen gedreht werden.

Wie wird Hüftgelenksdysplasie sicher festgestellt?

Eine Röntgenaufnahme ist das A und O, um festzustellen, ob eine Fehlbildung vorliegt. Die Prozedur ist für Hunde nicht gerade angenehm und wird daher meist unter leichter Narkose durchgeführt. Dabei werden die Gelenke für die Aufnahme überstreckt. Falls tatsächliche eine Hüftgelenksdysplasie vorliegt, würde dieser Stresstest den Tieren bei vollem Bewusstsein Schmerzen verursachen.

Eine alternative Methode, um den Zustand der Gelenke zu überprüfen, ist der sogenannte Ortolani-Test: Der Tierarzt manipuliert den Oberschenkelkopf so, dass er kurz aus der Pfanne springt. Bei einem gesunden Tier justiert sich der Knochenapparat von allein wieder in die richtige Position. Aber auch hier gilt die Röntgenaufnahme als letztgültiger Beweis.

Vorbeugungsmaßnahmen gegen Hüftgelenksdysplasie

Fabian von Manteuffel behandelt einen Hund.
"Oft kann man mit knorpelaufbauenden Mitteln gegen die HD anarbeiten", rät Dr. Fabian von Manteuffel.

Die Veranlagung ist bereits bei der Geburt vorhanden. Wie stark sie sich entwickelt und ob sie überhaupt in das Stadium von medizinischer Betreuung kommen muss, zeigt sich erst während des Heranwachsens. "Wenn ungünstige genetische Vorbelastungen bekannt sind, kann vorgebeugt werden, zum Beispiel durch Sport, der die Gelenke schont und eine ausgewogene Ernährung," rät Dr. Tierarzt Dr. Fabian von Manteuffel. "Auch knorpelaufbauende Mittel wie Muschelfleischpulver empfehlen sich." Ebenso kann im Wachstum Physiotherapie helfen, da durch den gezielten Aufbau der Muskulatur das Hüftgelenk entlastet wird.

Dieses Thema im Programm:

Pfote sucht Körbchen | 07.06.2020 | 15:30 Uhr

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