Erste Islambank in Deutschland
Auch islamische Banken wollen Geld verdienen, aber mit einem etwas anderen Geschäftsmodell als konventionelle Banken. Souheil Thabti ist Doktorand am Institut für Islamische Theologie in Osnabrück. Er nennt die Grundlagen des "Islamic Banking": "Da wäre einmal das Zinsverbot. Des Weiteren haben wir noch ein Spekulationsverbot. Und zum Dritten haben wir noch ein Transparenzgebot, das heißt, die Verträge müssen offen gestaltet sein, was verkauft, was gekauft wird, wer die Vertragsparteien sind."
Ähnlich wie bei den in den vergangenen Jahren entstandenen ethischen Banken in Deutschland gibt es in islamischen Geldhäusern absolute Tabus erklärt Thabti: "Es gibt bestimmte Geschäftsfelder, in denen eine islamische Bank nichts tätigen darf, das heißt, alle Geschäftsfelder, die in diesen Bereich fallen, wären entsprechend nicht erlaubt, so z.B. Schweinefleisch, Prostitution und auch die Rüstungsindustrie."
Korangefällige Geldpolitik
Matthias Kasper ist Professor für Bankenrecht an der Uni Münster und beschäftigt sich im Exzellenzcluster Religion und Politik mit "Islamic Banking" und seinen theologischen Grundlagen: "Man beruft sich in erster Linie auf den Koran, in dem drin steht, das Allah das Handeln erlaubt hat, aber das Zinsnehmen verboten. Und dann gibt es verschiedene Quellen in der Zeit nach dem Koran, die Hadithe, in denen dieses Zinsverbot, aber auch andere Verbote deutlich zum Ausdruck kommen."
"Islamic Banking" zeichnet sich durch eine korangefällige Geldpolitik aus. Sie soll den Menschen auf seinem Weg zu Gott unterstützen. Über die Einhaltung der ethischen Prinzipien wacht jeweils ein Scharia-Beirat, dem Islamwissenschaftler und Ökonomen angehören. Doch wie kann eine Bank Geschäfte machen, wenn sie auf die Basis des Geldgeschäfts, den Zins, verzichtet? Die islamische Bank verleiht kein Geld, erläutert Souheil Thabti, sie geht einen anderen Weg: "Das heißt, die Bank fragt danach, was mit dem Geld erstrebt wird und kauft dieses Gut für den Kunden - auf eigene Rechnung, und verkauft das dann weiter an den Kunden für einen Aufschlag."
Keine Profite ohne entsprechende Sachwerte
Und die Bankkunden mit einem Sparkonto bekommen keine Zinsen, sondern eine Gewinnbeteiligung und Dividenden. Allerdings ähnelt das Ganze doch sehr dem konventionellen Zinsgeschäft, räumt auch der Osnabrücker Islamwissenschaftler ein: "Das ist in manchen Fällen so, dass man eher eine konventionelle Bank hat, die einen grünen Anstrich bekommen hat."
Dennoch, grundsätzlich gilt: Keine Profite ohne entsprechende Sachwerte. Islamische Banken beteiligen sich nicht an spekulativen Termingeschäften wie zum Beispiel den wettähnlichen Derivaten. So hat ihnen die Finanzkrise seit 2007 wesentlich weniger geschadet als den westlichen Großbanken. Allerdings: Ganz so streng sehen es die meisten Muslime mit den Prinzipien des islamischen Finanzwesens nicht, meint Matthias Kasper: "Man muss sehen, dass es in allen islamischen Staaten auch klassische Banken gibt, selbst in Saudi-Arabien als konservativen islamischen Staat haben wir konventionelle Banken."
Wachstumsraten von fast 20 Prozent
Nun wagt sich die erste islamische Bank auf den deutschen Finanzmarkt. Immerhin kann sie hierzulande auf 4,5 Millionen Muslime als potentielle Kunden hoffen. Doch stammen die meisten von diesen aus der Türkei, und selbst dort hat sich das islamische Finanzwesen erst in den vergangenen Jahren langsam herausbilden können. Viele Muslime in Deutschland vertrauen offenbar lieber auf die konventionellen deutschen Banken: "Es gibt Umfragen unter den hier lebenden Muslimen, dass sie das grundsätzlich interessieren würde. Aber wenn man sie dann auch danach fragt, ob sie bereit wären, weniger Rendite in Kauf zu nehmen, dann sagen die meisten 'Nein'".
Noch machen die korantreuen Finanzgeschäfte nur etwa ein Prozent des weltweiten Geldmarkts aus. Allerdings verzeichnet das "Islamic Banking" Wachstumsraten von fast 20 Prozent pro Jahr.