Bauern-Demos in Flensburg und Lübeck legen Verkehr lahm

Stand: 10.01.2024 20:43 Uhr

In Flensburg und Lübeck führten große Aktionen der Landwirte am Mittwoch zu erheblichen Staus. Auch im Rendsburger Kanaltunnel sollen wieder Fahrten stattfinden.

In Flensburg ist der Autoverkehr am Mittwochmittag regelrecht zusammengebrochen. Nach Angaben eines Stadtsprechers waren zeitweise rund 2.000 Traktoren in der Stadt unterwegs - der Verkehr staute sich teilweise bis zur Autobahn zurück. Das berichtete ein NDR Reporter. Zwischenzeitlich war der Konvoi laut Stadtsprecher etwa 15 bis 20 Kilometer lang - die Polizei musste einige Traktoren umleiten. Auch der Bus-Verkehr musste zeitweise eingestellt werden. Zuvor hatten sich die die Landwirtinnen und Landwirte nach Polizeiangaben sternförmig auf den Weg in die Innenstadt gemacht.

Zahlreiche Traktoren stehen bei Bauerprotesten hintereinander auf der Straße. © NDR Foto: Frank Goldenstein
Am Mittwochvormittag waren die Landwirtinnen und Landwirte aus allen Richtungen sternförmig nach Flensburg gefahren.

Am Vormittag hatten sich die Trecker-Kolonnen auf der Exe, der Schleswiger- und der Husumer Straße in Formation gebracht, um gegen die geplante Kürzungen bei den Agrarsubventionen zu demonstrieren. Später sind die Landwirte dann auch mit ihren Treckern am Wahlkreisbüro von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vorbeigefahren. Hier hatte sich die Polizei bereits vorsorglich sichtbar positioniert.

Zu der Protestaktion aufgerufen hatten die Kreisbauernverbände Flensburg, Schleswig und Nordfriesland. Es beteiligten sich Landwirte, Handwerksbetriebe und Speditionsunternehmen aus Nordfriesland, dem Kreis Schleswig-Flensburg und auch aus Flensburg direkt. Nach Polizeiangaben verliefen die Demonstrationen insgesamt friedlich.

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Zehn Trecker von oben, vor ihnen stehen Landwirte. © NDR Foto: Carsten Salzwedel

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Auch Lübeck war am Mittwoch Schauplatz zahlreicher Demonstrationen. Bis in den Abend hinein staute es sich auf den Straßen in der Hansestadt. Bei den Protesten von Landwirten aus den umliegenden Kreisen Ostholstein, Stormarn und Herzogtum Lauenburg beteiligen sich laut Polizei etwa 1.600 Fahrzeuge. Die waren von Pönitz, Ahrensbök, Hamberge und Berkenthin aus gestartet und haben am Mittag den Verkehr in Lübeck zum Teil lahmgelegt. Ein Polizeisprecher sprach von einem "Verkehrschaos". Die Einsatzkräfte vor Ort haben die Autofahrer teilweise umgeleitet und versucht, den Verkehr am Laufen zu halten. Insbesondere an den Zufahrtsstraßen - also Schwartauer und Fackenburger Allee, an der B75 von Hamberge aus und der L221 von Berkenthin aus war es extrem voll.

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Zahlreiche landwirtschaftliche Fahrzeuge auf Lübecker Straßen. © Screenshot
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Am Mittwochnachmittag haben Vertreter vom Bauernverband in der Nähe des Holstentors ihre schriftlichen Forderungen an den Bundestagsabgeordneten der Grünen, Konstantin von Notz übergeben. Heinrich Mougin vom Kreisbauernverband Ostholstein-Lübeck sagt, man wolle so eine Debatte im Bundestag hervorrufen und letztlich dafür sorgen, dass der Agrardiesel unberührt bleibt. Nächsten Montag werde man, so Mougin weiter, zum "Kundgebungs-Highlight" mit Bussen und Schleppern aus Schleswig-Holstein nach Berlin reisen. "Wir hoffen auf ein klares Signal bis dahin von der Politik."

Kleinere Aktionen im Rest des Landes

In ganz Schleswig-Holstein wurde am Mittwoch immer wieder spontan auf einzelnen Straßen demonstriert. Kleinere, nicht angemeldete Schlepperkolonnen waren laut Polizei unter anderem im Kreis Stormarn geplant. Im Kreis Rendsburg-Eckernförde gab es auf der B203 zwischen Hamdorf und der Kreisgrenze Schlepperkonvois. An der B76 war zwischen Wulfshagen und Neudorf eine Mahnwache angekündigt. Vor der Kanalfähre Breiholz sollte es Kolonnenfahrten geben.

Im Kreis Schleswig-Flensburg waren wieder Bauern-Proteste in der Eider-Treene-Sorge Region geplant. Davon betroffen waren Erfde und Umgebung.

Im Kreis Herzogtum Lauenburg gab es Kolonnenfahrten auf mehreren Strecken. Betroffen waren die B207, die B208 und die L200.

Polizei rechnet mit erneuten Konvoifahrten im Rendsburger Kanaltunnel

Am Dienstag hatte eine spontane Bauerndemo beide Spuren des Rendsburger Kanaltunnels blockiert. Ein Rettungs- und ein Notarztwagen kamen nur mit Mühe durch den Stau. Landespolizei und Landesfeuerwehrverband appellierten daraufhin an demonstrierende Landwirte, Einsatzfahrzeuge bei Kundgebungen und Kolonnenfahrten nicht zu behindern.

Der Kreis Rendsburg-Eckernförde reagierte am Mittwoch auf die Aktion mit einer Allgemeinverfügung: Ab 0 Uhr sind demnach Versammlungen jeglicher Art - dazu gehören auch Konvoifahrten - im Bereich des Tunnels untersagt. Sollte es am Mittwochabend erneut zu Aktionen in Tunnelnähe kommen, werden Polizei und Versammlungsbehörde mündliche Verbote aussprechen, so Landrat Rolf-Oliver Schwemer.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 10.01.2024 | 16:00 Uhr

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