Stromautobahn durch SH: Wo die Trasse entlangführen soll
Auf einer Strecke von rund 40 Kilometern will der Netzbetreiber Amprion Erdkabel durch Schleswig-Holstein verlegen. Jetzt gibt es konkrete Vorschläge für den Trassenverlauf.
Baukosten in Höhe von mindestens sieben Milliarden Euro und ein rund 710 Kilometer langes Streckennetz: Die Dimensionen der Stromleitungen des Projektes Korridor B sind gewaltig. Der Planungsaufwand ist es auch.
Ziel des Projektes Korridor B ist, Nordrhein-Westfalen ab Anfang der 2030er-Jahre von Heide in Schleswig-Holstein und Wilhelmshaven in Niedersachsen aus mit Windstrom zu versorgen. Für das Streckennetz mit einer geplanten Kapazität von vier Gigawatt hat der Netzbetreiber nun einen sogenannten Vorschlagstrassenkorrdior bekannt gegeben. Die Leitung soll westlich von Heide bei Wöhrden im Kreis Dithmarschen beginnen, um dann unter anderem vorbei an Nindorf und Buchholz bei Glückstadt die Elbe zu erreichen. Sie hat eine Gesamtlänge von rund 440 Kilometern und wird bis nach Polsum in Nordrhein-Westfalen führen. Die zweite Trasse ist auf einer Länge von etwa 270 Kilometern zwischen Wilhelmshaven und Hamm im Ruhrgebiet geplant.
Jetzt folgt die öffentliche Debatte
Neben dem Vorschlagskorridor hat der Netzbetreiber zwei alternative Routen vorgeschlagen: Der westliche Korridor führt demnach vorbei an Meldorf, der östliche passiert Burg im Kreis Dithmarschen. "Wir haben bei den Vorschlägen dicht besiedelte Gebiete und geschützte Flächen vermieden. Die Mitbestimmung ist für uns ein zentraler Faktor. Deswegen beginnen nun die Antragskonferenzen, die bis ins kommende Jahr laufen", sagt Projektsprecher Florian Zettel. Auf diesen Konferenzen sollen Kommunen, Grundstücksbesitzer und Umweltverbände Bedenken äußern, Fragen stellen und Alternativen vorschlagen können. Am Montag ging es los im Stadttheater Heide.
Baustart wohl frühestens 2027
Die Entscheidung über den Trassenverlauf trifft die Bundesnetzagentur. Vor 2025 ist damit nicht zu rechnen. "Der von uns vorgeschlagene Korridor ist ungefähr 1.000 Meter breit. Wenn die Bundesnetzagentur entschieden hat, folgt während des Planfeststellungsverfahrens die Feinplanung", sagt Zettel. Der Arbeitsstreifen für die Verlegung der Erdkabel sei etwa 40 Meter breit. Die sogenannte Verlegetiefe der Kabelschutzrohre beträgt circa 160 Zentimeter.
Grundstücksbesitzer erhalten Abfindungen
Die Bauzeit für das Gesamtprojekt beträgt etwa drei Jahre, an den jeweiligen Standorten sollen die Erdkabel in drei Monaten verlegt sein. Dafür ist ein Eintrag ins Grundbuch notwendig. Die Grundstücksbesitzer - in Schleswig-Holstein nach Angaben von Amprion in der Regel Landwirte - sollen Abfindungen erhalten. Wenn keine Einigung mit den Eigentümern möglich ist, könne das Bauvorhaben auch ohne Einverständnis der Eigentümer realisiert werden. "Das ist aber nicht unser Anspruch. Wir wollen kooperativ sein und frühzeitig ins Gespräch mit den Landwirten kommen", sagt Florian Zettel. Wichtig für die Gründstückseigentümer: In den betroffenen Bereichen sollen nach dem Bau der Leitungen in der Regel keine Flächen mehr versiegelt werden dürfen. Einschränkungen gebe es auch für den Anbau von Pflanzen mit tiefem Wurzelwerk.
Zusätzliche Leerrohre geplant
Die Baukosten für das Projekt Korridor B liegen bei mindestens sieben Milliarden Euro. Durch das im Juli vom Bundestag beschlossene sogenannte Osterpaket zum Ausbau erneuerbarer Energien ist zusätzlich geplant, drei weitere Kabelschutzrohre als sogenannte Leerrohre zu verlegen. Sie sollen dem voraussichtlich stark steigendem Ableitungsbedarf von regenerativ erzeugtem Strom Rechnung tragen und in Zukunft eine Leitungskapazität von acht Gigawatt ermöglichen. Wie hoch die Kosten für die Erweiterung sind, ist noch nicht bekannt.