Nordfriesin ist jüngste Segelfliegerin Schleswig-Holsteins
Laura Gärtner aus Dörpum liebt es, in die Luft zu gehen. Während ihre Mitschüler reiten, turnen oder Tischtennis spielen, hebt sie am Wochenende lieber ab. Die Nachwuchspilotin ist begeisterte Segelfliegerin - mit 13 Jahren.
Laura blickt gemeinsam mit ihrem Fluglehrer Kjell Buchholtz in den Himmel. Es hat an diesem Morgen geregnet, aber so langsam lässt sich über dem Segelflugplatz in Leck (Kreis Nordfriesland) die Sonne blicken. Wenn das Wetter schön ist, dann sieht man sie oft am Himmel kreisen: Die Piloten der Segelfluggruppe Leck sind immer auf der Suche nach guter Thermik. Je besser sie ist, desto höher geht es hinauf.
Blick ins Cockpit hat sie "infiziert"
Laura ist die jüngste Nachwuchspilotin in Schleswig-Holstein und das einzige Mädchen unter 14 Jahren im Verein. Auf die Idee brachte sie ihre ältere Schwester Merle, die hier in Leck das Fliegen lernte. Die Leidenschaft fürs Fliegen kam aber wohl auch beim Flug mit der Familie in den Urlaub, als Laura einen Blick ins Cockpit einer Passagiermaschine werfen durfte. "Man kann von oben Dänemark sehen und die nordfriesischen Inseln, das ist so schön", schwärmt sie vom tollen Ausblick auf 600 Meter Höhe. Seit April ist die Siebtklässlerin erst im Verein dabei. Zwar darf Laura in ihrem Alter noch kein Moped fahren, ein Segelflugzeug steuern ist in Deutschland mit 13 dagegen schon erlaubt - mit Fluglehrer.
Ein besonderes Ausbildungsflugzeug - im Wert von 120.000 Euro
Heute stehen mehrere Starts für Laura auf dem Trainingsprogramm. Kurvenflug und Landung mit Seitenwind sind die Herausforderungen. Lauras Fluglehrer Kjell Buchholtz begleitet sie bis zur Prüfung. Wenn sie 16 ist, darf sie die Segelflug-Piloten-Lizenz machen. Dazu muss sie mindestens 15 Stunden in der Luft gewesen sein, 45 Starts absolviert haben und eine theoretische und praktische Prüfung ablegen. Heute steht Lauras 37. Start an. Ihr Fluglehrer nimmt - wie immer - hinter ihr im Cockpit Platz.
Sie fliegen mit einem der modernsten und besten Hochleistungsdoppelsitzer, die im Verein benutzt werden. Ein zehn Jahre altes rund 120.000 Euro teures Segelflugzeug des deutschen Typs DG-1001T. Mit dem seien neben Ausbildungsflügen auch Strecken- und sogar Kunstflüge möglich, so der Fluglehrer Kjell Buchholtz. Die Gelegenheit auf so einem Flugzeug seine Ausbildung zu machen sei einzigartig, ergänzt er.
Von 0 auf 100 in drei Sekunden
Gemeinsam mit Laura werden nun die letzten Checks vor dem Start durchgeführt. Landeklappen, Seiten und Höhenruder und die Trimmung werden noch einmal unter die Lupe genommen. Erst dann meldet sich Laura beim Tower und erbittet die Startfreigabe. Der Tower in Leck ist ein umgebauter Campingwagen mit Sprechfunkeinheit und guter Sicht auf die 900 Meter lange Start und Landebahn aus Gras. Am Ende der Piste knattert schon die Seilwinde, die ihren Flieger in die Luft katapultieren. Von 0 auf 100 geht es in drei Sekunden.
Herausforderung: Landung mit Seitenwind
Schnell werden 300 Meter Höhe erreicht, dann das Windenseil vom Flugzeug gelöst. Laura übernimmt die Steuerung, Kjell Buchholtz hinter ihr kontrolliert, gibt Anweisungen und kann zur Not von hinten eingreifen. "Laura kann schon sehr viel alleine, Hauptbereich bei mir ist jetzt das verbale Unterstützen", sagt Buchholtz. Wenn ihm etwas an Lauras Flugweise auffällt, spricht er es oben in der Luft an. Dann wird mal die Geschwindigkeit oder auch die Lage des Flugzeugs korrigiert. Während Laura in gut 600 Meter ihre Kreise zieht und nach guter Thermik sucht, wird unten auf dem Boden das nächste Flugzeug startklar gemacht.
Mitgliederschwund in Leck
Insgesamt hat der Verein in Leck rund 120 Mitglieder, aber nur 60 sind noch aktiv. Nur zehn Jugendliche gibt es hier - zu wenig findet Schulungsleiter Hans-Joachim Storm. "Wir können gerne noch mehr haben, das fängt bei Schülern an und hört bei Fluglehrern auf". Einige Schüler, die hier gelernt haben, fliegen heute Passagiermaschinen, so der Ausbildungsleiter sichtlich stolz und weist auf die niedrigen Kosten hin. Denn wer hier in Leck das Segelfliegen lernen möchte, muss nur etwa 30 Euro Mitgliedsbeitrag - und damit kaum mehr als bei einem anderen Sport - monatlich bezahlen. Das Nutzen der Flugzeuge ist dabei für die Kinder sogar kostenlos, denn ein Förderverein unterstützt finanziell.
"Ich will einmal über die Berge von Österreich fliegen"
Laura Gärtner und Fluglehrer Kjell Buchholtz befinden sich im Landeanflug auf die Graspiste. Trotz leichten Seitenwindes legt Laura eine gute Landung hin. Ihr Fluglehrer notiert 20 Flugminuten für Lauras Konto. Die hat mittlerweile einen Fliegertraum und möchte einmal die Berge in Österreich überqueren. Im April steht aber erstmal ein anderes Ereignis auf Ihrer Wunschliste. Dann wird sie nämlich 14 und darf ganz offiziell ihren ersten Alleinflug durchführen. Ihr Trainer wird sie dann nur noch vom Boden aus per Sprechfunk korrigieren können.