NOK-Fähren: Sportboot-Kapitäne sollen gegen Personalnot helfen

Stand: 24.11.2023 11:03 Uhr

Wer mit der Fähre den Nord-Ostsee-Kanal überqueren will, steht an einigen Anlegern im Land oft vor verschlossenen Schranken. Seit Jahren fallen wegen Personalmangel Verbindungen aus. Ein neues Kapitäns-Konzept soll Abhilfe schaffen.

Am Anleger in Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) fahren die Fähren nach Angeben der Interessengemeinschaft der Fährbenutzer nach dem Zufallsprinzip. Sie fahren eingeschränkt, in zu langen Abständen oder manchmal auch gar nicht. Im Oktober gab es auf dieser Strecke laut WSA 19 Ausfälle. Noch schlimmer sei es an anderen Fähranlegern wie Fischerhütte oder Oldenbüttel.

Auch eine Reederei findet keine Leute

Dort fahren manchmal tageweise gar keine Fähren. Das macht es für Berufspendler, Eltern von Schülerinnen und Schülern oder auch für Fahrradfahrer unkalkulierbar. Der Grund dafür ist ein Personalmangel. Seit Jahren hat die Wasserstraßen und Schifffahrtsverwaltung eigene Stellen gestrichen und die Mannschaften bei einer Reederei eingekauft aber auch die Reederei findet keine neuen Leute.

Voraussetzungen für Fährschiff-Kapitäne sollen vereinfacht werden

Um Personalengpässe auszugleichen, können in besonderen Ausnahmen, Inhaberinnen und Inhaber von Sportboot-Führerescheinen für den Fährbetrieb weiterentwickelt werden. Sie werden laut Gesetz nach einem Fachkonzept geschult und dann geprüft. Mindestvoraussetzungen sind neben dem Sportbootführerschein Erfahrungen als Decksmann oder Dechsfrau - im Volksmund Matrose oder Matrosin. Dazu gehört es unter anderem, die Schiffe am Pier sachgemäß zu befestigen, die Schiffe zu be- und zu entladen, Wachdienste an Deck zu verrichten sowie Wartungsarbeiten und Instandsetzungsarbeiten durchzuführen zu können. Einer Reihe von Einweisungen und Ausbildungen folgen je eine theoretische und praktische Prüfung, die erfolgreich bestanden werden müssen. Zudem müssen auch ein Radarpatent und ein Sprechfunkzeugnis erworben werden.

Reederei: Befähigung zum Fährschiffführer gilt nicht überall:

"Diejenigen, die nach den oben beschriebenen Voraussetzungen eine Erlaubnis als Fährschiffer bekommen, dürfen das allerdings nicht überall", sagt eine Sprecherin der Reederei, die das Personal für die NOK-Fährten stellt. Das bezieht sich immer auf einen bestimmten Ort. Beispiel: Wer in Offenbüttel eine Fähre über den Kanal fährt, darf das noch lange nicht in Brunsbüttel. Die Sprecherin der Reederei weist auch daraufhin, dass neben den fachlichen Voraussetzungen auch die gesundheitlichen Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Außerdem muss der Nachweis über einen erfolgreich absolvierten Schiffs-Sicherheitsgrundlehrgang vorgelegt werden. Nach wie vor versuche die Reederei, Schiffsführer zu finden, die die besten Eignungen hätten, sagt die Sprecherin.

Erster Versuch mit sechs Hobbykapitänen: Vier fallen durch

Bislang geht das Konzept nach den neuen Bestimmungen nicht auf. Von den ersten sechs Leuten sei einer nicht erschienen, vier seien durchgefallen, erzählt WSA-Sprecher Thomas Fischer. Dennoch hofft das WSA, unter den neuen Bedingungen Personal zu finden.

Bürgermeister: Bund muss mehr Mittel bereitstellen

Dass es schwer ist, Personal zu finden, sei keine Überraschung. Der Bund müsse aber zur Not mehr Geld in Aussicht stellen, fordert Bürgermeister Martin Schmedtje (parteilos). "Es ist ein unhaltbarer Zustand." Die Fähren bringen täglich rund 1.000 Pendler vom Norden der Stadt ins Industriegebiet. Ende November wollen die Interssengemeinschaft der Fährbenutzer, Bürgermeister der anliegenden Gemeinden und das WSA zusammen nach weiteren konkreten Lösungen suchen.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 21.11.2023 | 19:30 Uhr

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