Lübecker wählen neuen Bürgermeister
Drei Kandidaten und zwei Kandidatinnen sind vom Gemeindewahlausschuss zur Bürgermeisterwahl in Lübeck zugelassen worden: Axel Flasbarth von den Grünen, Jan Lindenau, unterstützt von SPD und den Freien Wählern, Melanie Puschaddel-Freitag von der CDU und die parteilosen Einzelbewerber Sophie Bachmann und Uwe Effenberger.
Heute wird in Lübeck der 230. Bürgermeister oder die erste Bürgermeisterin der Hansestadt gewählt. Drei Kandidaten und zwei Kandidatinnen treten zur Wahl an. Wahlberechtigt sind rund 175.000 Menschen, darunter 900 jugendliche Erstwähler und Erstwählerinnen, wie die Gemeindewahlleiterin Joanna Hagen mitteilt. Ihre Stimme können die Menschen per Briefwahl oder in einem der 111 Wahllokale der Hansestadt abgeben. Rund 1.000 freiwillige Wahlhelferinnen und Wahlhelfer zählen am Sonntag ab 18 Uhr die Stimmen aus. Der Wahlausschuss rechnet mit bis zu 25.000 Stimmabgaben per Briefwahl.
Verkehrsthemen bewegen viele Lübecker
In Lübeck sind es vor allem fünf Themenschwerpunkte, die Wahlkämpfer wie Bürger gleichermaßen umtreiben: Klima- und Verkehrswende, Sanierung und Ausbau der Infrastruktur, Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, Digitalisierung der Verwaltung und der Erhalt des Weltkulturerbes. Gerade die Verkehrsprobleme der Hansestadt sind für die Bürger das Hauptproblem: Autofahrer im Dauerstau, zu viele Baustellen gleichzeitig, zu viele marode Brücken, sanierungsbedürftige Straßen oder aufwendige Bauarbeiten.
Axel Flasbarth (Grüne)
"Ich möchte Lübeck zur Fahrradstadt machen: mit einem Netz ausgebauter, sanierter und sicherer Radwege", sagt der Grüne Axel Flasbarth zum Thema Verkehrswende. "Korrespondierend möchte ich einen exzellenten ÖPNV anbieten mit einer höheren Taktung und niedrigen Preisen." Zudem fordert Flasbarth Verbesserungen beim Ausbau der Fern- und Nahwärmenetze, eine Umstellung auf regenerative Energien sowie die Beschleunigung von Baugenehmigungen - gerade mit Blick auf die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum. Hierbei verweist der studierte Volkswirt auf eine langjährige Forderung der Grünen, "die stadteigene Wohnungsbaugesellschaft Trave zunehmend besser finanziell ausstatten, um einspringen zu können, wenn private Bauträger jetzt Zurückhaltung zeigen". Wenn er zum Bürgermeister gewählt wird, würde er zuerst "ein Sanierungsprogramm für unsere baufälligen Schulen und Schultoiletten starten und die fehlenden Kita-Plätze schaffen, vor allem in den Stadtteilen, in denen sie am allermeisten gebraucht werden", kündigt Flasbarth an.
Jan Lindenau (SPD), auch unterstützt von den Freien Wählern
Seit sechs Jahren bekleidet Jan Lindenau (SPD) das Amt des Lübecker Bürgermeisters. Bei einer Wiederwahl will er die Priorität auf die eingeleitete Verwaltungsmodernisierung legen. Nach dem Ordnungsamt seien nun Bau- und Sozialverwaltung dran, sagt er. "Wichtig ist, dass auf Dauer eine dienstleistungsorientierte, bürgernahe, moderne Verwaltung sichergestellt wird". Auch für Lindenau ist die Verkehrswende von besonderer Bedeutung: Sanierung von Radwegen und Straßen, Bau eines Fahrradparkhauses am Bahnhof, ein Radschnellweg zwischen Universität und Innenstadt, verbesserte Bustaktung und dazu: "Zwei weitere Bahnhaltepunkte in Genin und Schlutup sind mein Ziel, um die Regio-S-Bahn für Lübeck Realität werden zu lassen", sagt er. Beim Thema bezahlbarer Wohnraum plant Lindenau: "Mit zinsgeminderten Erbaurechtsverträgen und Verkäufen zum Bodenwert ohne Kaufpreiswettbewerb schaffen wir bezahlbares Bauland. Die Bauverwaltung wird modernisiert, die digitale Bauakte eingeführt". Damit will der Amtsinhaber für weitere 6.500 Wohnungen Baurecht schaffen.
Melanie Puschaddel-Freitag (CDU)
Auch Melanie Puschaddel-Freitag hat mit Blick auf die Verkehrspolitik eine Hauptforderung: "Wir dürfen nicht länger Stauhauptstadt des Nordens sein", sagt sie. Die langjährige Kommunalpolitikerin will das Radwegenetz ausbauen, P+R-Flächen schaffen, die Bustaktung erhöhen und an der "Grünen Welle" auf Einfallstraßen arbeiten. Ihr ist außerdem das Verkehrsmanagement wichtig. Es dürfe nicht zu viele Baustellen gleichzeitig geben, damit der Verkehrsfluss in der Hansestadt nicht komplett zum Erliegen komme. Beim Blick auf die Energieversorgung spricht sie sich für ein erweitertes Fernwärmenetz und PV-Anlagen auf öffentlichen Flächen und Gebäuden aus. Eine weitere Forderung der CDU-Kandidatin ist: Abläufe, Genehmigungen und Planungen der Verwaltung müssen in allen Bereichen beschleunigt werden. Nur so könnten auch bei Wohnungsbau, Schulsanierung oder Klimawende Verbesserungen erzielt werden. Allerdings betont Puschaddel-Freitag: "Wichtig ist außerdem die Einbeziehung von Bürgerbeteiligungen, um Akzeptanz und Mitwirkung sicherzustellen".
Uwe Effenberger (parteilos)
Der parteilose Uwe Effenberger, selbstständiger Projektmanager, ist bislang in der Lübecker Kommunalpolitik noch nicht in Erscheinung getreten. Wenn er zum Bürgermeister gewählt wird, will er für die Verwaltung "einen Aktionsplan mit einer neuen Priorisierung erstellen und umsetzen". In Puncto Verkehrswende sagt er: "Der ÖPNV muss durch eine bedarfsorientierte Taktung und günstigere Tarife attraktiver gemacht werden". Zusätzlich setzt er auf E-Mobilität. "Das erfordert natürlich auch einen bedarfsgerechten Ausbau der Ladeinfrastruktur", fügt er hinzu. Auch Effenberger sieht einen erhöhten Sanierungsbedarf bei den Verkehrswegen: Gerade Radwege und vor allem die maroden Brücken der Stadt haben für ihn Priorität.
Sophie Bachmann (parteilos)
Die parteilose Sophie Bachmann, von Beruf Psychologin, trat bei der Kommunalwahl im Mai 2023 noch für das Bündnis "Die Unabhängigen" an. Damals fiel sie im Wahlkampf besonders durch eine Aktion auf: Sie übermalte die eigenen Wahlplakate der Unabhängigen mit Farbe. Als Grund gab sie an: Die Plakate zeigten nur Köpfe, es würden keine Inhalte vermittelt und es werde nicht gegendert. Bachmann verzichtet diesmal aus Naturschutzgründen auf Wahlplakate - und war bis auf einen Auftritt in der Wahlarena einer Schule kaum im Wahlkampf präsent. Interviewwünsche lehnte sie nach eigenen Angaben aus Termin- und persönlichen Gründen ab.
NDR 1 Welle Nord und das Schleswig-Holstein Magazin berichten am 5. November 2023 live aus dem Lübecker Rathaus über den Ausgang der Wahl.
Bei den letzten Bürgermeisterwahlen im Jahr 2017 lag die Wahlbeteiligung bei 39,2 Prozent. Damals gewann Jan Lindenau (SPD) knapp gegen Kathrin Weiher (parteilos).