Eine Katze läuft bei Sonnenaufgang über einen Zaun. © picture alliance/dpa Foto: Julian Stratenschulte

Kolumne: Mein Tier, mein Zenmeister

Stand: 06.01.2024 10:00 Uhr

In einer Welt voller Termine und To-Do-Listen könnten wir viel von unseren tierischen Mitbewohnern lernen. Also, warum nicht dieses Jahr ein wenig mehr fellige Weisheit in unser Leben lassen? Einen guten Start ins neue Jahr wünscht Ihnen unsere Kolumnistin, die selbst ziemlich gerührt war von ihren Beobachtungen...

von Stella Kennedy

"Es macht mich wütend, dass Bewegung und frische Luft gut für die Psyche sind. Ich bin ein komplexes Wesen mit vielfältigen Problemen und verborgenen Sehnsüchten, kein Labrador", schreibt Internet-Satiriker El Hotzo und bringt damit etwas auf den Punkt. Ja, wir fliegen durchs All, haben Quantencomputer und künstliche Intelligenz. Trotzdem gehört der Mensch biologisch zur Gruppe der Säugetiere und ist daher ein Tier.

Wahre Zufriedenheit: Tiere beobachten

Und weil er das ist, ist er auch banalen Grundbedürfnissen ausgeliefert. Essen, kuscheln und so weiter, Sie wissen schon. Und ja, ich weiß, das ist manchmal irgendwie auf so eine Fuß-aufstampf-mäßige Art frustrierend. Gleichzeitig machen uns einfache Dinge auch happy - das dürfen wir nur nicht vergessen. Eine gute Methode, sich wieder darauf zu besinnen, was wahre Zufriedenheit ist: Tiere beobachten.

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NDR Reporterin Stella Kennedy. © NDR Foto: Daniela Vagt

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Unsere Lehrmeister sind oft zum Streicheln nah

Haben Sie schon einmal ein trauriges Schaf erlebt, einen Schmetterling mit Selbstzweifeln, eine gestresste Eule oder einen Kranich, der Hass und Groll mit sich trägt? Ich auch nicht. Warum also nicht genauer hinschauen bei den Zenmeistern, die überall um uns herum leben? Vielleicht haben Sie sogar eine solche Meisterin zu Hause? Vielleicht liegt sie gerade auf Ihrer Couch und leckt sich genüsslich die Pfoten?

Einer Katze beim Sein zuzuschauen ist Meditation. Friedlich und auf leichten Pfoten schreitet sie würdevoll über den Teppich, vollkommen im Hier und Jetzt. Sie grübelt weder über Vergangenes, noch ängstigt sie sich vor hypothetischen Zukunftsszenarien. Sie ist einfach im Moment - wie wunderbar.

Für mehr Stille im Kopf

Tiere haben das Privileg, ohne die ständig kommentierende Stimme des Verstandes zu sein. Sie wissen intuitiv, dass es nur diesen Moment gibt, den Moment, in dem ich dies aufschreibe und den, in dem Sie es lesen. Das macht sie beneidenswert frei.

Von Tieren können wir auch über bedingungslose Liebe und Loyalität lernen. Statuen von Hunden weltweit, wie "Hachiko: Der treueste Hund der Welt" oder Greyfriars Bobby aus Edinburgh, ehren die Vierbeiner, deren Hingabe uns tief rührt. Weg von Belanglosigkeiten, hin zu tieferer Verbundenheit - nicht nur privat, sondern auch beruflich. Ein Neujahrsvorsatz, der mehr Lebensfreude bringt als die fünf Kilo, die bis März von den Hüften sollen.

Mehr Ente sein: Frust annehmen, abschütteln und loslassen

Übrigens findet man im Alltäglichen auch anderswo Zenmeister. Ich habe kein Haustier, aber letztens haben mich Enten inspiriert. Auf einer Bank in einem Park um die Ecke saß ich am Ufer eines großen Teiches und beobachtete, wie zwei der sonst extrem friedlichen Enten in einen Streit gerieten.

Ein paar Sekunden lang war es wild auf dem Wasser: Geschnatter und Flügelschlagen. Danach trennten sich die beiden, schwammen in entgegengesetzte Richtungen davon und schlugen ein paar Mal kräftig mit den Flügeln. Dann kehrte Ruhe ein, und sie schwammen wieder friedlich herum, als ob nichts passiert wäre.

Da war nichts mit Trotz, mit Eingeschnapptheit - und nachtragend schien auch keine der beiden zu sein. Ich war gerührt.

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