Kieler IfW kritisiert chinesische Beteiligung am Hamburger Hafen
Nach der Entscheidung zum Einstieg der chinesischen Reederei Cosco beim Container-Terminal Tollerort in Hamburg sieht das Kieler Institut für Weltwirtschaft Gefahren. So könne es sein, dass China zu viel Einfluss auf dem Weltmarkt erhalte.
Heftig wurde über den geplanten Einstieg der chinesischen Staatsreederei Cosco beim Container-Terminal Tollerort im Hamburger Hafen gestritten. Nun hat das Bundeskabinett grünes Licht geben - wenn auch für eine kleinere Beteiligung als ursprünglich geplant. Nur 24,9 Prozent statt wie ursprünglich geplant 35 Prozent darf Cosco an dem Terminal erwerben - und darf auch keinen Einfluss auf das laufende Geschäft nehmen. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) sieht in diesem Teil-Einstieg aber dennoch die Gefahr, dass China mittelfristig zu viel Einfluss auf dem Weltmarkt erhält.
IG Metall Küste mit gemischten Gefühlen
Mit vielen Hafenbeteiligungen könnte China eine marktbeherrschende Stellung beim globalen Transport erreichen, sagt der IfW-Handelsexperte Rolf Langhammer. Welche Rolle der Hamburger Hafen dabei spielen könnte, ist seiner Meinung nach unklar. Denn ob sich Cosco an das Versprechen halte, Hamburg zu einem bevorzugten Umschlagplatz für China zu machen, sei offen.
Neben dem IfW beobachtet auch die IG Metall Küste die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Gewerkschaftssprecher Heiko Messerschmidt sagte, chinesische Investoren seien bisher kooperativ, doch es dürften auf keinen Fall deutsche Technologien einfach so abwandern. Von der Vereinigung der Unternehmensverbände (UV Nord) heißt es, dass chinesische Firmen verlässlich mit denen in Schleswig-Holstein zusammenarbeiten, es aber klar sein müsse, dass die Firmen aus China immer auch eigene wirtschaftliche Interessen verfolgen.
WTSH mit eigenem Büro bei Shanghai
Seit Jahren arbeiten Unternehmen in Schleswig-Holstein mit China zusammen. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft WTSH richtete nahe Shanghai 1996 sogar ein eigenes Büro ein, um die Zusammenarbeit beider Wirtschaftsstandorte auszubauen und zu pflegen.
Seitdem nahmen mehr als 200 schleswig-holsteinische Unternehmen Kontakt zu Firmen in China auf. Teilweise wurden Niederlassungen gegründet, vor allem aber arbeiten die Betriebe jetzt international zusammen. Dabei helfen in dem schleswig-holsteinischen Büro acht chinesische Mitarbeiter dabei, beispielsweise bürokratische Hürden zu überwinden. Diese Zusammenarbeit funktioniert auch in die andere Richtung. Laut WTSH siedelten sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als 50 chinesische Firmen in Schleswig-Holstein an. Dabei wurden den Angaben zufolge mehr als 600 Arbeitsplätze geschaffen. Ein Beispiel ist das Unternehmen Vossloh Locomotives in Kiel.