Hohe Fahrschulpreise in Schleswig-Holstein: Luxusgut Führerschein?

Stand: 18.03.2024 09:35 Uhr

Wer einen Führerschein macht, muss dafür immer mehr Geld zahlen. Die Fahrstunden sind teurer geworden, gleichzeitig brauchen die Fahrschüler aber auch länger. Aber es gibt Tipps, wie man sparen kann.

von Karen Münster

Anschnallen, Sitz und Spiegel einstellen - dann ist Jakob bereit für die nächste Fahrstunde. Die meisten Sonderfahrten hat der 17-Jährige bereits hinter sich. Jetzt geht es vor allem darum, die vorhandenen Kenntnisse zu vertiefen und in Übung zu bleiben. Dass er den Führerschein Klasse B machen möchte, war dem jungen Kieler früh klar. Dass der teuer werden könnte, aber auch. "Ich rechne schon so mit 3.000 Euro. Es ist schon viel Geld und man muss sich überlegen, wie man sich das finanzieren kann", sagt Jakob. Er bekommt finanzielle Unterstützung von seiner Familie - ohne die könnte er sich den Führerschein nicht leisten.

ADAC-Umfrage: Kosten steigen

Kosten zwischen 3.000 und 3.500 Euro sind laut Fahrlehrerverband Schleswig-Holstein längst keine Seltenheit mehr. "Das ist aber auch davon abhängig, wo ich meinen Führerschein mache. Es gibt einen Unterschied zwischen den Preisen in der Stadt und auf dem Land", erklärt Michael Frank, stellvertretender Vorsitzender des Fahrlehrerverbands Schleswig-Holstein.

Dass die Kosten für den Führerschein aber auch insgesamt steigen, zeigt eine Umfrage des ADAC aus dem Herbst 2023. Demnach haben 46 Prozent derjenigen, die im vergangenen halben Jahr ihre Fahrerlaubnis erhalten haben, dafür zwischen 2.500 und 3.500 Euro gezahlt. Bei 22 Prozent waren es sogar bis zu 4.500 Euro. Der Anteil dieser hohen Summen hat in den vergangenen vier Jahren kontinuierlich zugenommen.

Kostenfaktor Fahrstunden

Ein Faktor: die Fahrstunden. In der Fahrschule von Joachim Lange in Kiel kosten 45 Minuten Auto-Fahrunterricht seit März 64 Euro - statt wie bisher 59. "Personalkosten, Spritkosten, Versicherungen, alles wird teurer, auch für Fahrschulen. Und ich möchte meine Mitarbeiter vernünftig bezahlen. Das ist mir sehr wichtig", sagt Lange. Dass Fahrstunden teurer werden, zeigt auch eine Erhebung des Interessenverbandes "Moving International Road Safety Association". Demnach wurden für eine Fahrstunde im Jahr 2020 im Schnitt 42,70 Euro fällig, in 2022 bereits 55,60 Euro. Hinzu kommen Kosten für den Theorieunterricht, Prüfungsgebühren, Erste-Hilfe-Kurs. "Die Kosten läppern sich", so Lange.

Im Schnitt werden 30 bis 40 Fahrstunden benötigt

Viele Fahrschülerinnen und Fahrschüler brauchen nach den Beobachtungen von Joachim Lange heute außerdem mehr Fahrstunden als früher. Als mögliche Gründe hierfür nennt er unter anderem die zunehmende Verkehrsdichte. "Die Bedienung des Fahrzeugs ist gar nicht das große Problem, das ist relativ schnell geschafft. Aber diese Aufmerksamkeit, gucken, wo man hinfährt, wo die anderen sind - das ist mehr geworden. Und dafür braucht es Zeit", erklärt der Fahrlehrer. Generalisieren ließe sich die Anzahl der Stunden aber nicht. "Jeder Fahrschüler ist unterschiedlich. Manche sind bereits kurz nach den Sonderfahrten fit für die Prüfung, andere brauchen etwas länger."

Wie können Fahrschüler sparen?

Viele Fahrschüler und Eltern fragen sich, wie lassen sich die Kosten gering halten? Der ADAC Schleswig-Holstein empfiehlt, Theorie und Praxis so kompakt wie möglich zu absolvieren. "Das hängt aber nicht nur von den Fahrschülern, sondern auch von den Schulen ab. Denn wir haben einen Fahrlehrermangel in Schleswig-Holstein. Deswegen muss man manchmal etwas länger auf den nächsten Termin warten", erklärt Rainer Pregla, Pressesprecher des ADAC Schleswig-Holstein. "Auch Fahrten auf dem Verkehrsübunsplatz können helfen, um ein erstes Gefühl fürs Auto zu bekommen. Aber: Sie ersetzen nicht die professionellen Fahrstunden." Künftig könnte auch die Digitalisierung helfen. "Zu denken wäre an Fahrsimulatoren, die zum Einsatz kommen", so Pregla. Fahrschüler Jakob lernt das Autofahren aber noch ganz analog - und dürfte schon bald bereit sein für die praktische Prüfung.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 16.03.2024 | 19:30 Uhr

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