Stand: 24.04.2020 13:34 Uhr

Flensburger Werft FSG stellt Insolvenzantrag

Die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) hat am Freitagvormittag einen Insolvenzantrag gestellt. Das bestätigte das Amtsgericht Flensburg NDR Schleswig-Holstein. Die Geschäftsleitung hatte den Betriebsrat und Vertrauensleute bereits am Donnerstag informiert. Schon seit Monaten ist der Großteil der Belegschaft in Kurzarbeit, seit der Corona-Pandemie ruht die Produktion an der Flensburger Werft ganz. Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) sagte, der Pfad sei eng mit dem Land abgestimmt und ein Weg, die FSG von Altlasten zu befreien.

Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung

Die Sanierung und Fortführung des Unternehmens sei das Ziel der Insolvenz in Eigenverwaltung, sagte ein Sprecher der Werft. Die FSG will das Heft des Handelns also in der Hand behalten. Der Geschäftsleitung wird allerdings ein sogenannter Sachwalter von außen zur Seite gestellt.

IG Metall sieht Option für Standard-Frachtfähren

Der Bevollmächtigte der IG Metall, Michael Schmidt, bewertet den Schritt positiv. Schmidt bezeichnete ihn als Chance, Zeit zu gewinnen und die Werft neu für den Schiffbau auszurichten. Die IG Metall sieht eine Option darin, dass die FSG wieder Standard-Frachtfähren baut, obwohl die Konkurrenz aus Fernost auf diesem Markt stark ist.

Sanierer warf bei P+S-Werften das Handtuch

Neuer Geschäftsführer soll nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein Martin Hammer werden. Er hat Sanierungserfahrung in Stralsund und Wolgast gesammelt - dort allerdings kurz vor dem Niedergang der P+S-Werften das Handtuch geworfen.

FSG schon länger in den roten Zahlen

Werftarbeiter stehen vor dem Stapellauf der Fähre «Gardenia Seaways» auf der Werft der Flensburger Schiffbaugesellschaft (FSG) © DPA Bildfunk Foto: Carsten Rehder
Die Insolvenz könnte der FSG helfen, aus einem weiteren Vertrag für eine Fähre herauszukommen.

Obwohl die Auftragsbücher voll waren, schrieb die FSG zuletzt rote Zahlen in dreistelliger Millionenhöhe. Der Bau großer Passagierfähren kostete offenbar mehr Geld, als die Werft dafür ausgehandelt hatte. Die Fähre für eine irische Reederei wurde mit hohem Verlust gebaut, eine zweite für Frankreich ist im Bau, allerdings ruht die Produktion. Zwei Verträge über knapp eine halbe Milliarde Euro konnten kürzlich aufgelöst werden. Die Insolvenz könnte nun helfen, aus einem weiteren Vertrag herauszukommen.

Investor Windhorst äußert sich noch nicht

Im vergangenen Jahr stand die Flensburger Werft bereits kurz vor der Insolvenz. Der Finanzinvestor Lars Windhorst übernahm das Unternehmen, das etwa 670 Stamm-Mitarbeiter hat. Windhorst wollte am Freitag keine offizielle Stellungnahme abgeben. Sein Büro verwies auf einen Termin am Sonntag auf dem Werftgelände. Nach NDR Informationen soll dann ein Sanierungsplan mit allen wichtigen Akteuren präsentiert werden.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 24.04.2020 | 12:00 Uhr

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