SPD-Spitzenkandidatur: Wird es Losse-Müller - und nicht Midyatli?
Es scheint eine Überraschung an der Förde zu geben: Bei der SPD soll offenbar nicht die Landesparteichefin Serpil Midyatli Spitzenkandidatin zur Landtagswahl 2022 werden.
Der ehemalige Staatskanzleichef Thomas Losse-Müller soll die schleswig-holsteinischen Sozialdemokraten in die Landtagswahl am 8. Mai nächsten Jahres führen. Das berichtet der "Spiegel" am Donnerstag und beruft sich auf Parteikreise. Die SPD selbst wollte die Meldung des Nachrichten-Magazins nicht bestätigen - verwies auf den Sonntag. Dann soll die Entscheidung offiziell bekannt gegeben werden. Die Landes- und Fraktionsvorsitzende Midyatli galt eigentlich als Favoritin auf die Spitzenkandidatur, wobei es bis zum Schluss Restzweifel gab.
Entscheidung über Kandidatur am Sonntag
Als Spitzenkandidat würde Losse-Müller dann Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) herausfordern. "Ich habe immer gesagt, dass wir nach der Sommerpause die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl festlegen werden", erklärte Midyatli zu der Berichterstattung. Die Zeitplanung bleibe bestehen. "Die Spitzenkandidatur ist am Sonntag Thema in unseren Gremien und wird im Anschluss der Öffentlichkeit vorgestellt." Ihr sei es wichtig, zuerst die Partei über wichtige Entscheidungen zu informieren.
Erst 2020 von den Grünen zur SPD gewechselt
Losse-Müller war erst im vorigen Jahr von den Grünen zur SPD gewechselt und ist im Land weithin unbekannt. Er wurde aber von Midyatli sofort in die von ihr ins Leben gerufene Denkfabrik der Nord-SPD eingebunden und schreibt am Wahlprogramm mit. Midyatli hätte als Landes- und Fraktionsvorsitzende den ersten Zugriff auf die Spitzenkandidatur gehabt. Warum sie verzichtet, ist bisher unklar. Die Landesliste will die SPD im Februar 2022 aufstellen. Wer sie anführt, ist Spitzenkandidat. Losse-Müller tritt zur Landtagswahl im Wahlkreis Rendsburg-Eckenförde an - auch dort gegen Ministerpräsident Günther.
Als Banker in die Politik
Der Volkswirt Losse-Müller, geboren in Schwerte in Nordrhein-Westfalen, arbeitete als Banker in London und Washington. 2012 wurde er Finanzstaatssekretär in Kiel und hatte in dieser Rolle bis 2014 wesentlich mit der Krise um die ehemalige Landesbank HSH Nordbank zu tun. Als Staatskanzleichef arbeitete er an Strategien für die weitere Entwicklung des Landes. Nach der Landtagswahl 2017 schied Losse-Müller aus der Landespolitik aus und arbeitete unter anderem für eine große Unternehmensberatung.
Diskussion über Losse-Müller in den Sozialen Medien
In den Sozialen Medien wird bereits über den möglichen neuen Spitzenkandidaten diskutiert. Der ehemalige SPD-Innenminister Andreas Breitner schrieb dazu bei Facebook, dass dies eine großartige Sache wäre. Er bezeichnete Losse-Müller als kompetent, ehrlich, mit einer guten Ausstrahlung und gutem Humor. Und an die Parteichefin Midyatli gerichtet, schrieb Breitner: "Serpil, das hast Du, wenn es so kommen sollte, so was von gut gemacht. Respekt." Der Europaabgeordnete der Grünen und Ex-Parteifreund von Losse-Müller, Rasmus Andresen, twitterte: "No surprise, wir haben damit gerechnet."
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