Die Bohr- und Förderinsel «Mittelplate» in der Nordsee vor der Küste bei Büsum. © picture alliance/dpa Foto: Christian Charisius
Die Bohr- und Förderinsel «Mittelplate» in der Nordsee vor der Küste bei Büsum. © picture alliance/dpa Foto: Christian Charisius
Die Bohr- und Förderinsel «Mittelplate» in der Nordsee vor der Küste bei Büsum. © picture alliance/dpa Foto: Christian Charisius
AUDIO: Förderstopp für Bohrinsel Mittelplate? (1 Min)

Bohrinsel Mittelplate: Deutsche Umwelthilfe will sofortigen Förderstopp

Stand: 02.10.2024 14:38 Uhr

Die Deutsche Umwelthilfe legt Widerspruch gegen die Ölförderung auf der Bohrinsel Mittelplate im schleswig-holsteinischen Wattenmeer ein. Der Verein fordert einen Förderstopp - und zwar sofort.

Die Auswirkungen der Ölplattform im Wattenmeer vor Friedrichskoog (Kreis Dithmarschen) auf die Umwelt seien nicht ausreichend geprüft worden. Das kritisiert die Deutsche Umwelthilfe und sagt, es fehle eine Umweltverträglichkeitsprüfung gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Das habe eine Anfrage der Deutschen Umwelthilfe an das zuständige Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie ergeben. Solange diese nicht vorliege, sei der Betrieb nach deutschem und europäischem Naturschutzrecht unzulässig.

Unterschiedliche Meinungen über sofortigen Stopp

Die deutsche Umwelthilfe ist der Überzeugung, dass ihr eingelegter Widerspruch aufschiebende Wirkung hat. Das bedeutet, die Ölförderung auf Mittelplate müsste sofort gestoppt werden, bis die Genehmigungsbehörde (Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie) die DUH-Klage überprüft hat. Doch der Sprecher der Behörde, Eike Bruns, sagte am Dienstag auf NDR-Anfrage: "Unmittelbare Auswirkungen auf die laufende Ölförderung hat der Widerspruch nicht."

Vertreter der DUH hatten das in einem NDR Bericht gelesen und daraufhin am Mittwoch über einen Anwalt erneut das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie kontaktiert und gefordert, einen sofortigen Stopp der Ölförderung zu verhängen. In dem Anwaltschreiben ist eine Frist bis zum 7. Oktober gesetzt.

Verträglichkeitsprüfung fehlt: Betrieb soll sofort gestoppt werden

Warum die Deutsche Umwelthilfe ausgerechnet jetzt vor Gericht geht, hat einen einfachen Grund. Im Mai erst hatte der Betreiber Wintershall Dea der Bohrplattform eine neue Betriebsgenehmigung bekommen. Im Jahr 2041 soll das letzte Öl aus dem Boden des schleswig-holsteinischen Wattenmeers geholt werden. Die bestehende gültige Lizenz für die Bohr- und Förderinsel läuft aus. Für die Erschließung neuer Ölfelder in dem Gebiet wurden im Mai keine Genehmigungen mehr erteilt.

Nach Angaben des Umweltverbands wurde dabei aber die Verträglichkeitsprüfung nicht durchgeführt. Das ist nach Meinung der Umwelthilfe nicht zulässig.

Genehmigungsbehörde: Prüfungen fanden statt

Eike Bruns, Pressesprecher der zuständigen Genehmigungsbehörde, dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) Niedersachsen sagt: Das LBEG habe die Angelegenheit im Vorfeld der Zulassung des Hauptbetriebsplanes im Mai dieses Jahres geprüft. Damals hielt man eine Umweltverträglichkeitsprüfung gemäß der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie während des laufenden Betriebs nicht für erforderlich - "zumal es in der Vergangenheit bereits aus bestimmten Anlässen FFH-Verträglichkeitsprüfungen gegeben hat."

Der Widerspruch der Deutschen Umwelthilfe werde nun sorgfältig, aber auch zügig geprüft.

Rückbau soll in den 2030er Jahren vorbereitet werden

Von Mittelplate aus wird seit 1987 Öl in der Nordsee gefördert. Nach Angaben von Wintershall Dea wurden aus dem Feld dort bislang mehr als 40 Millionen Tonnen Öl gepumpt. 10 bis 15 Millionen Tonnen Öl gelten noch als gewinnbar. Der Rückbau der Bohrinsel soll in den 2030er Jahren vorbereitet werden, so das Umweltministerium.

Deutsche Umwelthilfe: Klagen für Umwelt- und Klimaschutz

Die Deutsche Umwelthilfe setzt sich als gemeinnützige Organisation für den Schutz von Umwelt und Klima ein. Sie ist als klageberechtigter Verbraucherschutzverband anerkannt. Zuletzt hatte die Deutsche Umwelthilfe bei der EU-Kommission Beschwerde gegen den Zuschuss des Bundes in Höhe von 40 Millionen Euro für den Bau des LNG-Terminal in Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) eingereicht.

Auch gegen Gas- und Ölförderungen im Wattenmeer klagt die Deutsche Umwelthilfe immer wieder. So hat sie im August 2024 erreicht, dass zu der geplanten Gasförderplattform vor der ostfriesischen Insel Borkum in Niedersachsen vorerst kein Stromkabel gelegt werden darf, da es schützenswerte Unterwasserbiotope und Riffstrukturen zerstören könnte.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 02.10.2024 | 16:30 Uhr

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