SPD-Transfrau beleidigt? Osnabrücks JU-Chef droht mit Ausschluss
Am Abend der Landtagswahl sollen Mitglieder von CDU und Junger Union in Osnabrück ein SPD-Mitglied wegen seiner Transidentität beleidigt haben. Die Frau erstattete Anzeige. Der Staatsschutz ermittelt.
Zu der Gruppe, die die Betroffene beleidigt und umringt haben sollen, gehörten mehrere alkoholisierte Männer aus dem Umfeld der CDU und der Jungen Union (JU), sagte die Osnabrücker CDU-Kreisvorsitzende Verena Kämmerling.
Erste Strophe des Deutschlandliedes gesungen?
Der Vorfall soll sich in der Osnabrücker Innenstadt im Umfeld mehrerer Wahlpartys ereignet haben. Die Beschuldigten sollen daran Anstoß genommen haben, dass die SPD-Frau transident ist - das bedeutet, dass sie im Körper eines Mannes geboren wurde, sich aber als Frau fühlt. Die Männer sollen sich über die sexuelle Identität der Person lustig gemacht und sie "Schwuchtel" genannt haben, sagte ein Polizeisprecher. Darüber hinaus sollen die Beteiligten mehrmals die erste Strophe des Deutschlandliedes angestimmt haben.
"Ich würde ihnen einen Austritt nahelegen"
Der Osnabrücker JU-Vorsitzende Florian Schwab zeigte sich schockiert. Er tue alles dafür, dass der Vorfall so schnell wie möglich aufgeklärt werde. Er habe die Beschuldigten aufgefordert, sich bei der Polizei zu melden und zur Klärung des Sachverhaltes beizutragen. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, dürfte es auch innerparteiliche Konsequenzen geben, so Schwab. Die christlichen Werte, für die die Partei stehe, teilten die mutmaßlichen Täter offenbar nicht: "Ich würde ihnen einen Austritt nahelegen." Man habe der SPD eine umfassende Aufklärung des Vorfalls zugesagt, hieß es von der CDU Osnabrück. Voraussichtlich Ende der Woche solle mit den betreffenden Männern ein Gespräch geführt werden.
Mutmaßliche Täter sollen sich selbst der Polizei stellen
Nach Angaben des Polizeisprechers meldeten sich am Mittwochmittag mehrere Beschuldigte bei der betroffenen Person und baten um Entschuldigung. Es sei vereinbart worden, dass sie sich selbst der Polizei stellten, was bis zum Nachmittag allerdings noch nicht geschehen sei. Weil es sich um eine Beleidigung gegen die sexuelle Selbstbestimmung handele und zusätzlich ein unmittelbarer Bezug zur Landtagswahl bestehe, sei der Staatsschutz eingeschaltet worden, sagte der Sprecher.
Zuerst hatte die "Neue Osnabrücker Zeitung" über den Vorfall berichtet.