Niedersachsen: Jugendherbergen nehmen Geflüchtete auf
Niedersachsen will wegen Corona und steigender Flüchtlingszahlen ehemalige Unterkünfte wieder nutzen und Jugendherbergen anmieten. Laut Innenministerium soll die Unterbringung entzerrt werden.
Zu diesem Zweck seien Jugendherbergen in Aurich, Emden und Bad Zwischenahn angemietet worden, sagte eine Sprecherin. Dort gebe es eine Kapazität von 375 Plätzen. Die ersten Geflüchteten sollen gleich nach Weihnachten am 27. Dezember in Aurich und Bad Zwischenahn untergebracht werden. Am 3. Januar folgt Emden. Das hat das Jugendherbergswerk Unterems dem NDR in Niedersachsen bestätigt. Es sei ein Beitrag als gemeinwohlorientierter Verband in der aktuellen Corona-Krise, heißt es. Wie viele Menschen kommen, ist noch nicht bekannt. Es sollen vor allem Familien untergebracht werden, die schon seit einigen Wochen in Deutschland sind.
500 Plätze in Bad Fallingbostel
Das Land wird außerdem eine ehemalige Unterkunft in Bad Fallingbostel im Heidekreis wieder in Betrieb nehmen. So solle Platz für rund 500 Menschen geschaffen werden. Darüber hatte zunächst die "Neue Osnabrücker Zeitung" berichtet. Per Ausschreibung würden Dienstleistende für verschiedene Tätigkeiten rund um die Betreuung der Geflüchteten gesucht - etwa für die Verpflegung. Der West-Bereich der ehemaligen Kaserne ist seit 2015 zwar in Betrieb, jedoch lediglich als Ankunftszentrum, wie eine Sprecherin der Landesaufnahmebehörde dem NDR sagte. Der Ost-Bereich fungierte ab 2015 als Notunterkunft und wurde 2016 geschlossen. Im Spätsommer hatte der Bund diesen Bereich bereits reaktiviert, um afghanische Ortskräfte unterzubringen. Nun will das Land auch diesen Bereich wieder nutzen.
Zahl der Asyl-Anträge stetig gestiegen
Oberste Prämisse sei es, die Unterbringung zu entzerren: Die Omikron-Variante des Coronavirus stehe vor der Tür und man wolle für bestmöglichen Infektionsschutz sorgen, sagte die Sprecherin. Gleichzeitig seien seit dem Frühjahr wieder mehr Geflüchtete nach Deutschland gekommen. Ein Grund dafür dürfte auch die Corona-Pandemie sein. Viele Grenzen seien lange geschlossen gewesen, heißt es von der Behörde - und auch die Situation an der Grenze zwischen Belarus und Polen dürfte eine Rolle spielen. Platznot drohe deshalb aber noch lange nicht, betonte die Sprecherin. Laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge wurden deutschlandweit im Mai rund 8.300 Asyl-Erstanträge gestellt. Seitdem ist die Zahl auf rund 16.500 im November gestiegen.
Zustimmung vom Flüchtlingsrat
Der Flüchtlingsrat Niedersachsen begrüßt den Beschluss der Landesregierung. Diese Maßnahmen seien ein wichtiger Schritt für einen verbesserten Schutz von Geflüchteten, die durch die Pandemie besonders gefährdet sind, teilte Geschäftsführer Kai Weber mit. Die vorübergehende Anmietung zusätzlicher Unterkünfte dürfe aber nicht zu einer dauerhaften Ausweitung der Kapazitäten in den Erstaufnahmeeinrichtungen führen. "Perspektivisch brauchen wir nicht mehr Lagerplätze, sondern mehr Wohnungen und eine schnellere Verteilung von Asylsuchenden auf die Kommunen", so Weber.
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