Attentat auf Butte: Todesschütze vorbestraft
Nach den tödlichen Schüssen auf Rüdiger Butte (SPD), Landrat in Hameln-Pyrmont, ist das genaue Motiv des Täters nach wie vor unbekannt. Offenbar gab es bereits seit Längerem eine "verwaltungsrechtliche Auseinandersetzung" zwischen dem 74-jährigen mutmaßlichen Schützen und der Kreisverwaltung, Details nannte die Polizei am Nachmittag noch nicht. Zurzeit werde die Wohnung des Mannes durchsucht, sagte Ralf Leopold, Leiter der Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden, in einer Pressekonferenz. Außerdem würden am Tatort immer noch Spuren gesichert. Eine Mordkommission ermittelt.
Der 74-Jährige hatte Butte am Vormittag gegen 10.15 Uhr in dessen Büro im Hamelner Kreishaus erschossen. Anschließend tötete er sich selbst. Butte war 63 Jahre alt und seit 2005 Landrat.
Vor der Tat mehrmals angerufen
Der mutmaßliche Täter hatte seit Mittwoch mehrfach in der Kreisverwaltung angerufen und nach Butte verlangt, der jedoch wegen anderer Termine nicht zu sprechen war. Am Freitagmorgen rief der Mann nochmals an und erschien später persönlich in Buttes Vorzimmer. Nach Angaben von Buttes Vorzimmerdame trat der 74-Jährige weder am Telefon noch persönlich bedrohlich oder aggressiv auf.
Der Landrat versprach ihm einen Termin in 30 Minuten und der Mann nahm im Wartebereich der Verwaltung Platz. Eine halbe Stunde später betrat er gemeinsam mit Butte dessen Büro. Es kam laut Polizei zu einer körperlichen Auseinandersetzung, in deren Verlauf eine noch unbekannte Anzahl von Schüssen fiel. Polizei und Notarzt fanden Opfer und mutmaßlichen Täter tot vor. Die Beamten räumten und durchsuchten zunächst das Kreishaus, da nicht sicher war, ob noch Gefahr bestand.
Mutmaßlicher Täter war polizeibekannt
Der 74-jährige Mann kam aus der Nähe von Bad Münder, war geschieden und lebte allein. Der Polizei war er seit Jahrzehnten bekannt: Seit den 60er-Jahren war er mehrfach wegen Körperverletzung, Betrugs und anderer Delikte aufgefallen. 1966 wurde er wegen Körperverletzung verurteilt. Der Mann hatte ursprünglich die Erlaubnis, eine Waffe zu besitzen, diese war ihm jedoch schon vor Jahren entzogen worden.
Weil: "Fassungslos und tief betroffen"
In Hannover gaben Ministerpräsident Stephan Weil und Innenminister Boris Pistorius (beide SPD) Stellungnahmen ab. Er sei "fassungslos und tief betroffen", sagte Weil. Sowohl in seiner Arbeit bei der Polizei als auch als Landrat sei Butte "herausragend" gewesen. "Wir alle haben viel Grund, ihm dankbar zu sein." Weil erinnerte sich an Butte als freundlich, sympathisch und den Menschen zugewandt.
Pistorius sprach darüber hinaus von Buttes ansteckender Lebensfreude und seiner Zuverlässigkeit. Er habe Butte seit 20 Jahren gekannt. Beide Politiker sagten, ihre Gedanken seien bei Buttes Angehörigen.
Weitere Reaktionen auf den gewaltsamen Tod von Rüdiger Butte:
Gottesdienst im Münster
Die Kirchengemeinde Münster St. Bonifatius und der Kirchenkreis Hameln-Pyrmont laden heute um 19 Uhr zu einem Gedenkgottesdienst in das Münster ein. "Die Menschen in Hameln und Umgebung sind über diese sinnlose Gewalttat zutiefst bestürzt", sagte Superintendent Philipp Meyer. Auch Landesbischof Ralf Meister zeigte sich erschüttert von der Tat: "Wir sind in Gedanken und mit unseren Gebeten bei seiner Frau und Familie.
Das Hamelner Theater hat seine Vorstellung am heutigen Abend abgesagt.
