Zu hohe Betriebsratsgehälter? Ermittler durchsuchen VW-Büros

Stand: 27.09.2023 21:54 Uhr

In Wolfsburg hat die Polizei am Dienstag mehrere Büros bei Volkswagen durchsucht. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt wegen neuer Verdachtsfälle überhöhter Betriebsratsgehälter.

Hintergrund sind erneute Untreuevorwürfe gegen Volkswagen, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Braunschweig dem NDR Niedersachsen am Mittwoch. "Es steht im Raum, dass die Betriebsräte Zahlungen erhalten haben, die gegen das Begünstigungsverbot des Betriebsverfassungsgesetzes verstoßen". Zuvor hatte die "Wolfsburger Allgemeine Zeitung" berichtet. Ein VW-Sprecher bestätigte die Durchsuchungen. Aus Konzernkreisen heißt es, mehrere Büros bei VW seien durchsucht worden. Dabei stellten die Beamten offenbar Unterlagen und Daten sicher. Laut Staatsanwaltschaft wurden außerdem vier Privatwohnungen durchsucht, "die nichts mit VW zu tun haben".

Ermittlungen wegen neuer Verdachtsfälle

Seit Jahren laufen Verfahren wegen des Verdachts überhöhter Betriebsratsgehälter bei Volkswagen. Vor zwei Jahren hatte es vor dem Landgericht Braunschweig deswegen einen Prozess gegeben. Die vier angeklagten Manager wurden zunächst freigesprochen, Anfang dieses Jahres hob der Bundesgerichtshof die Freisprüche jedoch auf. Nun muss das Verfahren neu aufgerollt werden. Im Fokus der neuen Ermittlungen stehen jedoch neue Vorwürfe, die den Tatzeitraum ab 2019 betreffen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft dem NDR.

Staatsanwaltschaft: Bezahlpraxis immer noch rechtswidrig

Nachdem die alten Vorwürfe bekannt geworden waren, habe VW 2019 neue Berechnungen angefertigt, um die Betriebsräte zu bezahlen. "Aus unserer Sicht hat Volkswagen hier aber Regelungen getroffen, die immer noch rechtswidrig sind", so der Sprecher. Betriebsräte sollten demnach weder besser noch schlechter gestellt werden als andere Arbeitnehmer. "Das heißt, man muss die Entlohnung erhöhen, weil man den Leuten die Möglichkeit nimmt, in ihren eigentlich Berufen aufzusteigen. Andererseits sollen Betriebsratsmitglieder auch nicht gekauft werden." Wer im Fokus der aktuellen Ermittlungen steht und um welche Summen es dabei geht, dazu machte die Staatsanwaltschaft keine Angaben. Ein Sprecher von VW teilte mit, der Konzern kooperiere "vollumfänglich mit den Ermittlungsbehörden".

Weitere Informationen
Ein VW Transporter T7 durchläuft die Montage im Werk von Volkswagen Nutzfahrzeuge. © picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte

Nach weltweiter IT-Störung: VW sucht nach der Ursache

Auch weitere VW-Marken wie Porsche und Audi sollen betroffen sein. Eine IT-Spezialistin spricht von einem "Riesenproblem". (27.09.2023) mehr

Justizia vor VW Logo (Montage) © fotolia.com, imago Foto: Oleg Golovnev, sepp spiegl

Streit um Lohnkürzung: Erfolg vor Gericht für VW-Betriebsräte

In drei Fällen haben Gerichte in Braunschweig und Emden den Klägern Recht gegeben. VW muss ihre Gehälter nun wieder anheben. (05.07.2023) mehr

Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender (CEO) der Volkswagen AG, sitzt nach der Jahres Pressekonferenz, bei der die vollständigen Geschäftszahlen für 2022 des Autobauers vorgelegt wurden, für einen Fototermin in einem ID. BUZZ von VW. © picture alliance/dpa | Michael Kappeler Foto: Michael Kappeler

VW will Gehälter von Vorständen rückwirkend erhöhen

Vorsitzende sollen bis zu 15 Millionen Euro brutto verdienen dürfen. Unterdessen streiken Zeitarbeiter für Weihnachts- und Urlaubsgeld. (28.03.2023) mehr

Ein Volkswagen-Logo, blauer Himmel und einige weiße Wolken. © picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte

Betriebsratsgehälter: BGH hebt Freisprüche für VW-Manager auf

Das Urteil des Landgerichts Braunschweig genüge nicht gesetzlichen Anforderungen, entschied der Bundesgerichtshof. (10.01.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

Niedersachsen 18.00 | 27.09.2023 | 18:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

VW

Mehr Nachrichten aus der Region

Wärmepumpen stehen im Lager auf dem Gelände des Unternehmens "Stiebel Eltron". © picture alliance/dpa Foto: Moritz Frankenberg

Wärmepumpen: Wann kommt der Markt in Gang?

Diskussionen um das Heizungsgesetz ließen die Nachfrage einbrechen. Für die Firma Stiebel Eltron in Holzminden bedeutet das Kurzarbeit. mehr

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen