Straße für Lkw zu eng: Ovelgönner müssen Müll selbst wegbringen

Stand: 12.07.2023 21:39 Uhr

Die Anwohner des Gehöfts Ovelgönne im Landkreis Holzminden sollen ihre gelben Säcke ab sofort selbst abtransportieren - zumindest bis zum Ende eines schmalen Weges. Der ist laut Prezero zu eng für Lkw.

von Kristin Häfemeier

Nadine Santos ist wütend. Über einen Zeitraum von neun Wochen wurde der Plastikmüll nicht mehr vom Gehöft Ovelgönne abgeholt. Erst auf Nachfrage habe ihnen der zuständige Abfallentsorger Prezero mitgeteilt, dass bei ihnen ab sofort von der gelben Tonne auf Säcke umgestellt wird. Die sollen die 18 Anwohnerinnen und Anwohner in ihren Privatautos die rund drei Kilometer bis zur nächsten größeren Straße nach Hehlen bringen, wo sie am Grundstück eines Anwohners abgeholt werden. Der Grund: Gehöft und Gemeinde sind durch eine schmale Straße verbunden - und die sei zu eng für die Abfuhrfahrzeuge.

Anwohner: Müssen Autos für gelbe Säcke auskleiden

"Wir haben Hunde. Das heißt: die ganzen Verpackungen von dem Hundefutter mit den Maden, mit den Fliegen da drin in die Autos packen und nach unten bringen. Ich muss zusehen, wie ich mein Auto auskleide, damit die ganze Flüssigkeit nicht ausläuft", schildert Nadine Santos. Ihre Nachbarin Ursula Bredow läuft am Rollator: "Es ist eine Unverschämtheit, was sie mit uns machen. Es sind keine 100 Meter oder 300 Meter. Es ist einfach über drei Kilometer." Am Dienstag hat Prezero extra noch einmal einen Sprinter beauftragt. Der hat den Plastikmüll und die nun überflüssigen gelben Tonnen mitgenommen.

Prezero verweist auf vorgeschriebene Mindestbreite für Wege

Prezero-Sprecher Boris Ziegler hat Verständnis für den Unmut. Die Berufsgenossenschaft schreibe allerdings für den Weg eine Mindestbreite von 3,50 Metern vor. Der Weg nach Ovelgönne sei weniger als drei Meter breit. "Es ist so, dass die Fahrzeuge, mit denen wir tagtäglich unterwegs sind, sehr groß und zum Teil auch etwas unübersichtlich sind. Und um da für andere Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer, aber auch für unsere Kolleginnen und Kollegen die Sicherheitsstandards einzuhalten, müssen die Straßen entsprechend breit sein", sagt Ziegler. Aktuell würden viele Straßenbreiten überprüft, um Unfälle zu vermeiden. Dabei sei der Weg zum Gehöft Ovelgönne durchgefallen. Anwohnerin Sabine Rangius kann das nicht nachvollziehen. "Wir als Anwohner wissen natürlich auch, dass wir zur Seite fahren müssen und nicht der Lkw. Das klappt seit Jahren so. Wenn man so abgelegen wohnt, weiß man das. Man fährt rückwärts, man fährt zur Seite", sagt Rangius.

Gemeinde erwägt, andere Zufahrt über Brücke prüfen zu lassen

Der restliche Müll wird von der Abfallwirtschaft Holzminden in einem kleineren Sprinter abgeholt. Das kostet den Landkreis nach eigenen Angaben jährlich 6.500 Euro. Der Landkreis möchte das Problem anders lösen. Bislang ist aber unklar, wie genau das geschehen kann. Hehlens Bürgermeister Joachim Lienig (SPD) würde das Gehöft gern von der anderen Seite über einen breiteren Privatweg anfahren lassen. Doch dort gebe es eine Brücke, bei der das Gewicht für überfahrende Fahrzeuge auf zwei Tonnen begrenzt sei. "Wir müssten eine Untersuchung der Brücke veranlassen. Ist das wirklich nur begrenzt oder gibt es nicht doch mehr her?", schildert Lienig.

Unternehmen organisiert Müllabfuhr, nicht Kreis und Kommune

Für das Abholen des Plastikmülls sind Landkreis und Gemeinde nicht zuständig. Das läuft über das Unternehmen Duales System Deutschland. Es hat Prezero beauftragt und so müssen die Anwohnerinnen und Anwohner von Ovelgönne ihren Plastikmüll nun nach Hehlen bringen. Ein kleineres Fahrzeug zu schicken, kommt für Prezero aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen nicht infrage.

Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 12.07.2023 | 19:30 Uhr

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