Stand: 19.05.2018 13:53 Uhr

Endstation Rosdorf - Heimat für Schwerverbrecher

Wer hier lebt, der gilt als so gefährlich, dass die Gesellschaft vor ihm geschützt werden muss. In Rosdorf im Landkreis Göttingen befindet sich seit fünf Jahren die zentrale niedersächsische Sicherungsverwahrung für rückfallgefährdete Schwerverbrecher. Und sie ist seit einiger Zeit fast voll belegt. 40 Personen sind hier nach Angaben des Justizministeriums untergebracht. 45 können es maximal werden.

23 Quadratmeter, zwei Zimmer, Bad

Notwendig wurde der 12,5 Millionen teure Bau, weil das Bundesverfassungsgericht entschieden hatte, dass Sicherungsverwahrte besser untergebracht sein müssen als Strafgefangene. Das Gebäude bietet also mehr als ein Gefängnis. Die Verwahrten, ausnahmslos Männer, die im Durchschnitt deutlich älter sind als 50 Jahre und nach schweren Verbrechen wie Mord oder Sexualdelikten bereits langjährige Haftstrafen verbüßen mussten, haben jeweils ein 23-Quadratmeter-Appartement für sich zur Verfügung. Es hat zwei Zimmer und ein Duschbad. Gefängniszellen sind dagegen nur neun Quadratmeter groß.

Kleine Konflikte, aber keine Angriffe

Dennoch gibt es zwischen den Verwahrten regelmäßig Konflikte, sagt die JVA-Leiterin Regina Weichert-Pleuger. "Viele haben nie gelernt, selbst kleinste Konflikte wie die Reinigung der Küche sozialadäquat zu lösen." Einige neigten dazu, Konflikte eher mit Druck oder Gewalt lösen zu wollen. "Andere wiederum sind so konfliktscheu, dass sie vor solchen Problemen eher flüchten und sich zurückziehen." Auch zwischen Verwahrten und Bediensteten komme es immer wieder zu kleineren Alltags-Konflikten. Aber insgesamt kommen beide Seiten nach Einschätzung der Anstaltsleitung gut miteinander aus. Angriffe auf Justizbedienstete habe es in den fünf Jahren jedenfalls nicht gegeben, sagt Weichert-Pleuger.

Keine Ausbrüche bislang

Auch Ausbrüche aus der neuen Sicherungsverwahrung habe es bislang nicht gegeben. In einigen Fällen gab es bei begleiteten Ausgängen allerdings sogenannte Entweichungen. Die Männer seien aber ausnahmslos nach kurzer Zeit wieder gefasst worden. Das Hauptziel, die Gesellschaft vor den Schwerverbrecher zu schützen - es funktioniert in Rosdorf.

"Die meisten leben unstrukturiert in den Alltag hinein"

Auf der anderen Seite lässt sich mit den meisten hier Untergebrachten kaum jenes Ziel erreichen, das der Rechtsstaat auch für Menschen in einer Sicherungsverwahrung postuliert hat: eine erfolgreiche psychiatrische oder sozialtherapeutische Behandlung. Nur dann besteht für die Verwahrten die Aussicht, dass die Sicherungsverwahrung zur Bewährung ausgesetzt oder sogar ganz aufgehoben wird. Viele der Männer spielen dabei nach Darstellung der Anstaltsleitung aber nicht mit. "Die vielfältigen Behandlungsmaßnahmen werden nicht im gewünschten Umfang angenommen", sagt Weichert-Pleuger. "Die meisten leben eher unstrukturiert in den Alltag hinein." Die Hoffnung, mehr Sicherungsverwahrte therapeutisch zu erreichen - sie hat sich nur zum Teil erfüllt.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 19.05.2018 | 09:00 Uhr

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