Verbot, Frist, Rückbau: So gehen Städte mit Schottergärten um

Stand: 09.10.2023 15:07 Uhr

In Niedersachsen sind Schottergärten verboten, das sagt die Bauordnung des Landes. Demnach müssen unbebaute Flächen an Häusern begrünt sein. Daran hält sich nicht jeder. Wie gehen die Kommunen vor?

von Kevin Poweska

Das niedersächsische Umweltministerium hat die Bauordnung noch einmal konkretisiert und erklärt, dass diese Flächen mit Rasen oder Gras, Gehölz oder eben Pflanzen bedeckt sein müssen. Pflastersteine oder Platten seien nur erlaubt, wenn sie zum Beispiel Beete eingrenzen. Am Ende müsse auf unbebauten Flächen eines Grundstücks die Vegetation überwiegen, damit der Boden nicht versiegelt ist. Das bedeutet: Wenn Bürgerinnen und Bürger Steine zum Gestalten oder für die leichtere Pflege einsetzen möchten, ist das nur bedingt möglich.

Videos
Solche Schottergärten sind in Niedersachsen künftig nicht mehr erlaubt. © Screenshot
2 Min

Niedersachsen: OVG verbietet Schottergärten

Eigentümer Matthias Bleifuß muss jetzt den Kies entfernen. Der Beschluss des Oberverwaltungsgerichts ist unanfechtbar. 2 Min

Helmstedt: Kontrollen decken 500 Verstöße auf

Helmstedt hat ein Auge auf die Vorgärten in der Stadt geworfen: Dort seien bis März alle Schottergärten im gesamten Stadtgebiet dokumentiert und dabei 500 Verstöße registriert worden. Die Hauseigentümer seien angeschrieben und zum Rückbau innerhalb von zwölf Monaten aufgefordert worden. Laut Stadt wird es nach Ablauf der Frist erneut Kontrollen geben. Sollte sich in einem Vorgarten nichts getan haben, drohten weitere Schritte. Nach einer Fristverlängerung stehe dann eine amtlich Rückbauverfügung. Die Stadt Helmstedt begründet das schnelle Einschreiten damit, dass etwaige Umbauten und mehr Pflanzen auch schnell mehr Wasser speichern und Schatten spenden könnten.

Braunschweig und Hannover kontrollieren aus der Luft

So weit ist man in Braunschweig und Hannover noch nicht. Hier werden zunächst Luftbilder ausgewertet. Werden dabei Schottergärten entdeckt, würden Mitarbeiter auf die Eigentümer zugehen, ihnen die rechtliche Situation erklären und im Gespräch vor Ort auch Alternativen aufzeigen. Wie in Helmstedt bekommen auch sie eine Frist. Wird sie nicht eingehalten, werde ein formelles Verfahren eingeleitet. Die meisten der Schottergärten-Besitzer gestalteten ihre Vorgärten aber um, erklärt die Stadt Braunschweig.

Personalmangel in Osnabrück - Oldenburg nutzt Außendienst

In Hannover wurden mittlerweile zwei zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, die sich um den Bereich Schottergärten kümmern. In Osnabrück hingegen lässt die Personalsituation eine Kontrolle vor Ort nicht zu. Dort will man über die direkten Vorgaben in der Bauplanung präventiv vorgehen. Auch Oldenburg hat keine Mitarbeiter für den Bereich. Die Stadt nutzt dafür aber Außendienstmitarbeiter anderer Abteilungen, wenn versiegelte Flächen angezeigt werden. Wenn es nach einer ersten Kontaktaufnahme durch ein Schreiben keine Reaktion oder eine ablehnende Haltung der Eigentümer gebe, würden auch in Oldenburg Verfahren eingeleitet, erklärt die Stadt.

Weitere Informationen
Größere und kleinere Steine liegen in einem Vorgarten. © picture alliance/dpa Foto: Annette Riedl

Kritik an Schottergärten-Urteil: "Eingriff in Privateigentum"

Die Klage eines Grundstückbesitzers aus Diepholz hat das OVG Lüneburg abgelehnt. Kommunen und NABU begrüßen das Urteil. (19.01.2023) mehr

Kies und Schotter statt Blumen und Gras bestimmen die Gestaltung eines Vorgartens. © picture alliance/dpa | Hannes P. Albert Foto: Hannes P. Albert

Weniger Schottergärten: Stadt Lehrte schreibt Eigentümer an

Auf vielen privaten Flächen seien in den vergangenen Jahren Schottergärten entstanden. Das soll sich ändern. (11.01.2023) mehr

 

Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 06.10.2023 | 19:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Aufnahme einer Biogasanlage © picture alliance / CHROMORANGE | wolfgang cezanne

Förderung endet 2025: Landwirte erwägen Aus für Biogasanlagen

Ab 2025 läuft die Förderung des Bundes für Biogasanlagen aus. Dadurch werden die Anlagen kaum noch rentabel für Landwirte. mehr