Sturmtief "Poly": Probleme bei der Bahn sind behoben

Stand: 06.07.2023 18:55 Uhr

Nach Durchzug von Sturmtief "Poly" hat sich der Bahnverkehr in Niedersachsen stabilisiert. Der Sommersturm war am Mittwoch vor allem über den Westen und Nordwesten Niedersachsens hinweggefegt.

Mittlerweile sind die Strecken im Nordwesten Niedersachsens und rund um Bremen wieder frei. Die Reparaturarbeiten seien abgeschlossen, sagte eine Bahnsprecherin am Donnerstagnachmittag. Zuvor waren unter anderem zwischen Norddeich und Emden keine Züge gefahren. Auch die Strecke zwischen Norddeich und Bremen war wegen der Sturmschäden gesperrt. Einschränkungen gab es auch im Nahverkehr zwischen Wilhelmshaven und Sande (Landkreis Friesland) sowie zwischen Marienhafe und Norden im Landkreis Aurich. Reisende konnten auf Ersatzbusse ausweichen.

VIDEO: Sturmtief "Poly" fordert Todesopfer im Emsland (05.07.2023) (1 Min)

1.000 Sturm-Einsätze im Westen und Norden

Im Laufe des Mittwochs mussten die Feuerwehren zu Hunderten Einsätzen ausrücken, besonders betroffen war die Küstenregion. In den Landkreisen Aurich, Leer und Wittmund wurden die Einsatzkräfte bis zum Nachmittag mehr als 260 Mal gerufen, die Polizeidirektion Osnabrück verzeichnete knapp über 150 Einsätze. In den Landkreisen Ammerland, Cloppenburg und Oldenburg musste die Feuerwehr innerhalb von sechs Stunden zu mehr als 350 Einsätzen fahren. Die Feuerwehren und Großleitstellen in Osnabrück, Oldenburg, Ostfriesland, Cuxhaven und Osterholz registrierten bis zum Abend rund 1.000 Einsätze.

Umgeknickter Baum verletzt Spaziergängerin tödlich

In Rhede im Emsland war eine Frau infolge des Sturms ums Leben gekommen. Die 64-Jährige wurde von einem abgeknickten Baum getroffen und eingeklemmt. Sie erlag nach Polizeiangaben an der Unfallstelle ihren schweren Verletzungen. Auf der Huntebrücke bei Oldenburg kippte ein Lkw-Anhänger durch den starken Seitenwind um, wie die Polizei am Abend mitteilte. Die A29 wurde daraufhin an der Anschlussstelle Ohmstede in Richtung Osnabrück bis etwa 21.30 Uhr gesperrt. Der 43 Jahre alte Lkw-Fahrer blieb den Angaben zufolge unverletzt. Ebenfalls unverletzt blieb ein 60-jähriger Lkw-Fahrer, dessen Sattelzug in der Gemeinde Großenkneten gegen 15 Uhr von einer Sturmböe erfasst wurde und auf die Seite kippte.

Ein entwurzelter Baum liegt auf einem Mercedes in Oldenburg. © dpa-Bildfunk/TV7News
In Oldenburg wurde ein parkendes Fahrzeug von einem entwurzelten Baum getroffen - verletzt wurde niemand.
Steinhuder Meer: Surfer nach Mastbruch in Seenot

In Bingum im Landkreis Leer wurde ein Mann in seinem Auto von einem Baum getroffen und leicht verletzt. Am Bornhorster See in Oldenburg traf ein großer Ast zwei städtische Mitarbeiter und verletzte. Ebenfalls in Oldenburg zerstörte ein entwurzelter Baum ein parkendes Auto, verletzt wurde hier niemand. Auf dem Steinhuder Meer geriet ein Surfer nach einem Mastbruch in Seenot. Landesweit wurden Dächer beschädigt, Äste brachen ab und fielen auf parkende Autos, entwurzelte Bäume blockierten Straßen und Gleise. Und wie der Bahn- war auch der Fährverkehr an der Küste eingeschränkt, teilweise kam er ganz zum Erliegen.

Sturmtief auf dem Weg nach Dänemark

Im Verlauf des Mittwochs hatte sich das Sturmtief Richtung Schleswig-Holstein und Dänemark verlagert. Am Abend gab der Deutsche Wetterdienst Entwarnung und hob die Gefahrenmeldung vor Orkanböen fürs nördliche Emsland und Ostfriesland auf. Die letzte Unwetterwarnung des DWD für Niedersachsen betraf um 20 Uhr die Gegend um Römstedt im Landkreis Uelzen, um 21.20 Uhr gab es auch dort Entwarnung.

Sturm in Esens-Bensersiel am heftigsten

Die höchsten Windgeschwindigkeiten durch Sturmtief "Poly" in Niedersachsen. © ARD Foto: Frederik Raff
Die höchsten Windgeschwindigkeiten durch Sturmtief "Poly" in Niedersachsen.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte im Vorfeld vor Windgeschwindigkeiten an der Küste von bis zu 130 Kilometern pro Stunde gewarnt. Maximal gemessen wurden am Mittwoch 119 Kilometer pro Stunde am Strand von Esens-Bensersiel. Kein Orkan, aber orkanartiker Sturm zog über die ostfriesischen Inseln hinweg.

Meteorologe: Sommersturm ist "wirklich extrem"

"Das ist für einen Sommersturm schon wirklich extrem", sagte ein DWD-Meteorologe. Frank Böttcher, Wetterexperte des NDR, nannte das Sturmtief eine absolute Ausnahmeerscheinung. Ein Sommersturm dieses Ausmaßes komme erfahrungsgemäß nur alle 30 Jahre vor, sagte Böttcher. Das Besondere sei der Zeitpunkt des Orkans mitten im Sommer. Die belaubten Bäume seien anfällig für Orkanböen, so Böttcher.

Liveblog: Unwetter über Niedersachsen

Wie der Sturm "Poly" im Laufe des Mittwochs über Niedersachsen hinwegfegte, darüber hat der NDR in einem Liveticker berichtet. Hier können die Ereignisse noch einmal nachgelesen werden.

 

Weitere Informationen
Feuerwehrleute stehen an einem ungeknickten Baum in Rhede, der eine Frau tödlich verletzt hat. © TV7News

Sturmtief "Poly": Liveblog zum Nachlesen

Seit 11 Uhr gilt eine Unwetterwarnung des DWD. Meteorologen rechnen mit Orkanböen mit bis zu 130 Stundenkilometern. (05.07.2023) mehr

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 06.07.2023 | 19:00 Uhr

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