Sendedatum: 03.09.2013 21:15 Uhr

Marode Wohnungen

von Natascha Gillenberg

Wohnanlagen sind rentable Anlageobjekte für Immobilienunternehmen. Anders ist es nicht zu erklären, dass immer wieder große Gebäudekomplexe von Finanz- oder Immobilienkonzernen aufgekauft werden. Sie beauftragen Hausverwaltungen für die Betreuung vor Ort - und dann geht es ans Geldverdienen.

So auch in Lüneburg: 2005 hat der Wohnungsfonds der niederländischen IBUS Company den Citypark Lüneburg gekauft. Es wurde eine Hausverwaltung installiert und dann die Häuser und ihre Bewohner - so der Eindruck -  sich selbst überlassen. Diese können inzwischen an jeder Ecke Geschichten von Verwahrlosung und Verfall erzählen.

Fahrstuhl? Defekt!

Durch die maroden Fensterrahmen im Treppenhaus dringen Wind und Regen. Da die Fahrstühle oft nicht funktionieren, ist die Feuerwehr in den vergangenen zwei Jahren an die 30 Mal in die Wohnanlage gefahren, um Menschen aus den Liften zu befreien. Einmal mussten die Männer gar eine alte gehbehinderte Dame aus dem neunten Stock zurück in ihre Wohnung tragen - die Fahrstühle waren beide defekt. Erst nach Androhung eines Zwangsgeldes durch die Bauaufsicht hat die Hausverwaltung einige Reparaturen durchgeführt.

Erzählt werden diese Geschichten alle hinter vorgehaltener Hand. Es herrscht Angst unter den Mietern: Wer zu laut gegen die Zustände protestiert, könnte seine Wohnung verlieren. Und der Wohnungsmarkt in Lüneburg ist eng - sehr eng.

Gesundheitsgefährdende Zustände

Schimmel an der Wand in einer Wohnzimmerecke © picture-alliance/dpa
Vor allem in Ecken bildet sich schnell Schimmel.

Einer aber lässt die Reporterin in seine Wohnung - oder wie immer man seine Unterkunft nennen mag: Die Wände sind übersät mit Schimmel, große, pelzige Stellen überziehen die Winkel der Zimmer, in denen er mit seiner Frau und den Kindern lebt. Hilfe von der Hausverwaltung bekommt er nicht, ein Wohnungsangebot im selben Komplex wurde wieder zurückgezogen. Und bezahlbarer Wohnraum ist rar in der Stadt. Zwar sucht der Familienvater auf Hochtouren, doch im Moment muss er damit leben, dass die Kinder dauernd husten und die Kleidung in den Schränken verschimmelt.

Die Hausverwaltung geht derweil auf Tauchstation. Auch davon berichten die Mieter. Bei Anfragen wird vertröstet, auf Nachfragen bleiben die Antworten dann irgendwann ganz aus. Der Investor immerhin schrieb auf Anfrage eine namenlose Mail aus den Niederlanden: Man habe 8,5 Millionen Euro investiert, die Qualität habe sich wesentlich verbessert. Und die Hausverwaltung leiste gute Arbeit.

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 03.09.2013 | 21:15 Uhr

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