Unimedizin Rostock: Vorstandschef Schmidt beurlaubt
Der Chef der Rostocker Uniklinik, Prof. Christian Schmidt, ist von seiner Tätigkeit "vorübergehend freigestellt worden". Das habe der Aufsichtsrat am Dienstag beschlossen, teilte die Klinik am Vormittag mit. Schmidt ist Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Vorstand der Universitätsklinik.
Wie die Unimedizin am Vormittag mitteilte, sei der Anlass die Erfordernis, "unternehmensinterne Sachverhalte neutral und sachgerecht aufzuklären und hierbei sowohl die Universitätsmedizin Rostock als auch Herrn Prof. Schmidt zu schützen". Die ärztliche Leitung soll nun Prof. Christian Junghanß übernehmen. Den Vorsitz des Vorstandes nehme Prof. Emil Reisinger wahr.
Chefärzte warnten vor Sparkurs
Der Aufsichtsratsvorsitzende Mathias Brodkorb, zu dessen Aufgaben die Kontrolle des Vorstands gehört, wollte sich gegenüber NDR 1 Radio MV zu den Hintergründen nicht weiter äußern. Schmidt soll von seiner Freistellung in der Nacht zum Mittwoch per E-Mail erfahren haben. Offenbar gab es deutliche Meinungsverschiedenheiten über die Zukunft der Unimedizin und den eingeschlagenen Sparkurs. In der vergangenen Woche war ein Brandbrief von mehreren Chefärzten bekannt geworden, in dem sie wegen Personalmangels vor Lücken in der Patientenversorgung besonders in der Kindermedizin gewarnt hatten. Sie kritisierten das Klinikmanagement und forderten von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) eine Abkehr von der sogenannten Schwarze-Null-Politik an der Unimedizin. Die Sparmaßnahmen hätten dazu geführt, dass die Rostocker Universitätsmedizin ihrem Auftrag als Maximalversorger nicht mehr vollständig nachkommen könne.
Schmidt schon einmal freigestellt - und wieder eingesetzt
Schmidts Anwalt bestätigte die Freistellung. Dies sei ein "sehr ungewöhnlicher Vorgang". Schmidt arbeitet seit 2014 am Klinikum. 2018 wurde er bereits nach Vorwürfen um zweifelhafte Geschäftspraktiken als ärztlicher Vorstand freigestellt. Er wurde danach wieder in sein Amt eingesetzt, nachdem sich die Vorwürfe nicht konkretisieren ließen. Die Staatsanwaltschaft Rostock hatte das Verfahren damals eingestellt.
