Region Rostock: Immer mehr Militärpräsenz?

Stand: 18.10.2023 13:57 Uhr

Spätestens seit der Übernahme des Rostocker Standortes der MV-Werften und dem Umbau der Werft zu einem Marinearsenal entwickeln sich Hansestadt und Region Rostock mehr und mehr in Richtung einer Militärbasis. Laut Bundeswehr arbeiten inzwischen dort knapp 5.400 Menschen für die Truppe.

von David Pilgrim, Ostseestudio Rostock

Rostock hatte schon früher eine große militärstrategische Bedeutung, spätestens im zweiten Weltkrieg, als große Rüstungsfabriken in der Hansestadt die Wehrmacht versorgten. Damals mit Blick Richtung Osten. Und nach dem Zweiten Weltkrieg ging der Blick eher gen Westen – wegen der Zugehörigkeit der DDR zum sowjetisch dominierten, sogenannten Ostblock. Nach dem Ende des Kalten Krieges schien Rostock aus militärstrategischer Sicht wieder an Bedeutung zu verlieren. Doch in jüngster Vergangenheit wechselte die Blickrichtung wieder – Russland oder China als Großmächte seien genannt. Die aktuelle Folge vom Podcast Dorf Stadt Kreis steht ganz im Zeichen des Militärs in und um Rostock.

Rostock als Bundeswehr-Standort

In Rostock im Stadtteil Reutershagen gibt es seit 2012 das Marinekommando: Das ist der Führungsstab der gesamten deutschen Marine. Gegenüber von Warnemünde gibt es den Marinestützpunkt Hohe-Düne: Hier ist das 1. Korvettengeschwader stationiert. Ein zweiter Standort in Rostock-Warnemünde liegt gleich neben dem Kreuzfahrtterminal: das neue "Marinearsenal Warnowwerft". Die nächste militärische Ortsmarke ist Laage mit dem Taktischen Luftwaffengeschwader 73 "Steinhoff" auf dem militärischen Teil des Flughafens. Etwa 25 Eurofighter sind hier stationiert. Außerdem startet übergangsweise eine der sogenannten Alarmrotten von Laage.

Doch in Rostocks Umgebung gibt es noch mehr Militär: zwei Flugabwehrraketengruppen mit mehreren hundert Soldatinnen und Soldaten. Insgesamt sind an den Bundeswehrstandorten rings um Rostock und in der Stadt knapp 5.400 Menschen beschäftigt, so die Bundeswehr auf NDR Anfrage.

Bedeutung Rostocks für das Militär

Natürlich hat die gestiegene Bedeutung Rostocks etwas mit der geänderten weltpolitischen Lage zu tun: Rostock liegt einfach dichter an Russland, das man zunehmend als Bedrohung wahrnimmt, als Militärstandorte an der Nordsee. Dazu kommt der Überseehafen, über den schon oft militärische Güter verschifft wurden. Die Bundeswehr findet in Rostock also gut geeignete, zivile Infrastruktur.

Das neue Marinearsenal "Warnowwerft"

Die Korvette "Braunschweig" liegt in Rostock Marinestützpunkt Hohe Düne. © dpa-Bildfunk Foto: Daniel Reinhardt
Nach der Insolvenz der MV-Werften ist der Standort in Rostock-Warnemünde in der Hand der Deutschen Marine.

Das Wort "Marinearsenal" bedeutet im Grunde eine Reparaturwerft für Kriegsschiffe. Das Marinearsenal der Bundeswehr hat drei Standorte: Die Zentrale in Wilhelmshaven, ein weiterer Standort in Kiel und seit einem Jahr eben das neue "Marinearsenal Warnowwerft" in Rostock-Warnemünde. Alle Kriegsschiffe müssen regelmäßig gewartet und instandgesetzt werden. Und dabei gibt es einen Sanierungsstau, unter anderem, weil die Marine über kein eigenes Trockendock verfügt hatte. Das ist nun anders. Thema im Podcast ist auch ein Novum auf dem nun militärischen Gelände: Nach langem Ringen ist nun klar: auf einem Teil des Marinearsenals dürfen sich privatwirtschaftliche Unternehmen ansiedeln – Stichwort: Bau von Konverterplattformen für die Windkraftgewinnung auf hoher See.

Rostock als Militärbasis? - Emotionen und Hintergründe

Im Podcast spricht Host Mirja Freye mit Reporter David Pilgrim aus dem NDR Ostseestudio Rostock auch über die Bürokratie in der Truppe, warum der Name "Warnowwerft" wieder auf dem einhundert Meter hohen Bockkran in Warnemünde stehen soll und warum das nach einem Jahr immer noch nicht der Fall ist. Außerdem sprechen die Beiden über die Reaktionen der Menschen auf die wachsende Präsenz des Militärs in der Region. Das alles in der neuen Folge von Dorf Stadt Kreis "Militärbasis Region Rostock?".

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