Gescheiterter Verkauf der "Global Dream": Land drohen Millionen-Verluste
Die abgesagte Fertigstellung des Kreuzfahrtschiffs "Global Dream" der insolventen MV-Werften in Wismar beschert der Landeskasse wahrscheinlich massive Verluste. Die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern geht in einer Berechnung von gut einer Viertelmilliarde Euro Minus aus.
Es sollte eines der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt werden - jetzt hat die fast fertiggestellte "Global Dream" offenbar nur noch Schrottwert. Nach der Insolvenz der MV-Werften findet sich - anders als erhofft - kein Käufer für das Schiff, das mit seiner Kapazität von 9.500 Passagieren einmal der Stolz der Schiffbauer in Mecklenburg-Vorpommern werden sollte. Die Reederei Stena AB sei als einzig verbliebener Interessent im letzten Moment abgesprungen, erklärte ein enttäuschter Insolvenzverwalter Christopher Morgen am Montagvormittag nach einer Mitarbeiterversammlung.
MV muss "im schlimmsten Fall bis zu 260 Millionen Euro" abschreiben
Statt der mehr als 1,5 Milliarden Euro bringt das Schiff am Ende nur noch einen Bruchteil ein. Die ausbleibenden Einnahmen aus dem Verkauf reißen auch ein riesiges Loch in die Finanzplanungen des Landes, das die Werftrettung finanziell unterstützt hatte. Ein Großteil der gewährten Bürgschaften in Höhe von 301 Millionen Euro könnte am Ende fällig werden. Nach Angaben des Wirtschafts- und des Finanzministeriums muss das Land "im schlimmsten Fall bis zu 260 Millionen Euro" abschreiben. Das teilte ein Sprecher auf NDR Anfrage mit. Die Summe entspricht ungefähr den Verlusten, die das Land bei der Pleite der P&S-Werften im August 2012 verkraften musste. Im aktuellen Fall ist offenbar durch den schuldenfinanzierten Corona-Schutzfonds eine Art Vorsorge für den "schlimmsten Fall" getroffen worden.
FDP-Fraktionschef René Domke sagte, es müssten alle Anstrengungen unternommen werden, um den finanziellen Schaden beim Land so gering wie möglich zu halten. Die AfD-Fraktion sieht die Werftenpolitik des Landes "krachend gescheitert". Offen ist auch, wie es mit den Transfergesellschaften für die rund 1.500 verbliebenen Werftmitarbeiter an den Standorten Wismar, Rostock und Stralsund weitergeht - die Auffanglösung läuft für viele Ende Juni aus.
IG Metall: Beschäftigte nicht hängen lassen
Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) hat am Montag den Finanzausschuss in einer Sondersitzung über die aktuelle Lage informiert. Das Thema Werften-Zukunft spielt am Dienstag auch im Kabinett eine Rolle. Am Nachmittag wird dann der Ost-Beauftragte der Bundesregierung, Staatsminister Carsten Schneider (SPD), in Wismar erwartet. Die Gewerkschaft IG Metall fordert klare Signale für den Erhalt der Standorte. "Bund, Land und Investoren dürfen die Beschäftigten der MV Werften in Rostock, Stralsund und Wismar jetzt nicht hängen lassen", forderte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste.
Zukunft mit Offshore-Spezialschiffen?
Friedrich sieht die Zukunft der Werften im Bau von Konverterplattformen und Spezialschiffen für die Offshore-Industrie oder von Tankern für den Transport von Flüssigerdgas. Die Standorte könnten auch eine Rolle für die Marine beim Bau und der Instandhaltung von Kriegsschiffen dienen. Für Wismar und Rostock zeichnet sich vor allem eine Perspektive durch Marine-Aufträge ab. Der Kieler Rüstungshersteller TKMS ist am Standort Wismar interessiert, die Marine plant offenbar Instandsetzungsaufträge nach Rostock zu vergeben.
