Randale bei geplatzter Verschenk-Aktion: Ermittlungen dauern an
Die gewalttätigen Ausschreitungen nach einer missglückten Verschenk-Aktion von Markenklamotten in der Hamburger Innenstadt beschäftigen weiterhin die Polizei. Der Einzelhandel sorgt sich vor ähnlichen Aktionen.
In der Innenstadt hatten am Sonnabend mehr als 300 Jugendliche die Mönckebergstraße blockiert und Polizistinnen und Polizisten attackiert. Auslöser war eine angekündigte Verschenk-Aktion eines Modeunternehmens, die jedoch nicht stattfand. Aus der Gruppe heraus waren Polizistinnen und Polizisten auch mit Flaschen und Böllern angegriffen worden. Drei Beamte wurden verletzt, einer davon schwer. Zudem wurden zwei Streifenwagen beschädigt.
Polizei: "Wir prüfen, wer da letztendlich gehandelt hat"
Die Vorkommnisse vom Sonnabend würden noch aufgearbeitet und es werde dazu ermittelt, sagte ein Polizeisprecher am Montag. "Heißt: Wir prüfen auch, wer da letztendlich gehandelt hat und verantwortlich ist." Beim Auflösen der aufgebrachten Menge seien die Identitäten mehrerer Tatverdächtiger festgestellt und auch Platzverweise erteilt worden. Ermittelt werde wegen des Verdachts des schweren Landfriedensbruchs sowie Angriffs auf Vollstreckungsbeamte. Wie viele Strafverfahren deshalb eingeleitet wurden, konnte der Polizeisprecher am Montag zunächst nicht sagen.
Einzelhandel sorgt sich um Sicherheit in der City
Eine Sprecherin vom City Management sagte am Montag, dass die Händler und Händlerinnen in der Innenstadt besorgt seien. Sie würden sich fragen, ob ähnliche Aktionen in Zukunft zu Gewalt führen könnten. Das City Management wolle sich deshalb mit der Polizei darüber austauschen, wie die Beamtinnen und Beamten bei ähnlichen Aktionen künftig schneller eingreifen und Ausschreitungen verhindern können.
CDU: "Jugendliche müssen hart bestraft werden"
Auch aus den Bürgerschaftsfraktionen wurde der Ruf nach Konsequenzen laut. "Die Jugendlichen, sofern bekannt, müssen entsprechend hart bestraft werden", forderte CDU-Fraktionschef Dennis Thering. Angriffe auf Polizisten und Polizistinnen seien inakzeptabel. "Da der Respekt gegen unsere Sicherheits- und Rettungskräfte insgesamt immer weiter sinkt, muss bundesweit über einer Verschärfung der Strafen diskutiert werden", sagte er.
AfD: Kostenübernahme für den Polizeieinsatz prüfen
Bei der AfD sieht man gegebenenfalls auch die Modefirma in der Pflicht. "Da will ein Modeunternehmen Klamotten verschenken und schon bricht Anarchie und Chaos aus", sagte Fraktionschef Dirk Nockemann. "Die Innenbehörde muss schnell und belastbar prüfen, ob die Modefirma für den Polizeieinsatz aufkommt."
Modefirma wollte Kundenpflege betreiben
Hinter der Verschenk-Aktion stand die Oldenburger Modefirma Reternity, die damit Kundenpflege betreiben wollte, wie Geschäftsführer Tom Schmidt am Montag sagte. "Wie geplant waren wir vor Ort und wollten das Treffen stattfinden lassen." Schon zuvor sei es jedoch zu Ausschreitungen gekommen, "weshalb wir zum Schutz aller Beteiligten und in Absprache mit der Polizei entschieden, die Aktion nicht wie geplant durchzuführen". Auch hätten Reternity-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen Kontakt zur Polizei aufgenommen, "um dabei mitzuhelfen, die Versammlung kontrolliert aufzulösen." Schmidt distanzierte sich "von dem Fehlverhalten einiger Personen" und betonte: "Für die Eigendynamik dieser Menschenmenge waren wir nicht verantwortlich."
"War im Vorhinein zu keinem Zeitpunkt abzusehen"
Die Behörden seien im Vorfeld nicht über die Aktion informiert worden, so Schmidt weiter. "Das geplante Treffen war nicht als Veranstaltung gedacht und wir haben es aus diesem Grund auch nicht angemeldet." Eine vergleichbare Aktion im vergangenen Jahr in Düsseldorf habe mit höchstens 50 Teilnehmern stattgefunden. "Dass so eine enorme Personenanzahl in Hamburg Interesse an diesem Treffen hatte, war im Vorhinein zu keinem Zeitpunkt abzusehen."
Firma hätte Sondergenehmigung einholen müssen
Die Verschenk-Aktion galt nicht als Versammlung, weshalb das Modelabel die Aktion nicht bei der Polizei anmelden musste. Allerdings hätte die Firma für die Aktion grundsätzlich beim Bezirksamt Mitte eine Sondergenehmigung einholen müssen. Dort ist aber keine solche Genehmigung beantragt worden. Für gewöhnlich erlaubt das Bezirksamt Mitte auch keine Werbe-Aktionen auf öffentlichen Flächen.
