Podcast "Feel Hamburg" mit TV-Legende Heidrun von Goessel
In den 1970er-Jahren war sie aus deutschen Wohnzimmern kaum wegzudenken: Heidrun von Goessel, die elegante Erscheinung mit der ruhigen Stimme, wurde als Fernsehansagerin bekannt. Doch hinter dem Scheinwerferlicht verbarg sich ein Leben voller Brüche.
Heidrun von Goessel war nicht nur im Fernsehen präsent, sondern auch auf Laufstegen und Eventbühnen als Model und Moderatorin erfolgreich. Ihr Privatleben jedoch verlief weit weniger glamourös. Vier Ehen, zahlreiche Umzüge und ein beständiges Suchen nach innerer Heimat prägen ihre Geschichte. Schonungslos offen sagt sie: "Ich habe, was Männer betrifft, ganz schön in die Kloschüssel gegriffen." Ihre zweite Ehe mit Kurt von Goessel, dessen Namen sie bis heute trägt, sei zunächst vielversprechend gewesen. "Ich habe ihn im Grunde genommen geheiratet, weil er so sehr liebevoll mit meinem Sohn umging", erzählt sie. Doch bald folgte die Ernüchterung: "Ich suchte eigentlich nach meiner ziemlich kaputten Kindheit die heile Familie. Aber ich habe festgestellt, dass er doch kein Mann für mich war." Auch mit ihrem dritten Ehemann Wolfgang schien das Glück nicht von Dauer: "Ich habe erst später erfahren, dass er … wirklich gelogen hat, dass sich die Balken bogen. Ich habe sogar erst auf dem Standesamt erfahren, dass er mich sein Alter betreffend belogen hat." Von seinen Bandkollegen wurde er spöttisch "Münchhausen" genannt - ein Spitzname, der von Goessel erst später in seiner vollen Bedeutung bewusst wurde.
Vom Glamour in die Zwei-Zimmer-Wohnung
Nicht nur in der Liebe, auch finanziell musste sie Rückschläge verkraften. Einst lebte sie an der Alster, dann in der Elbchaussee und in der Parkstraße in Othmarschen - Hamburger Adressen, die Wohlstand symbolisieren. Doch durch riskante Investitionen von einem ihrer Ehemänner verlor sie ihren Besitz: "Drei Eigentumswohnungen und ein Haus in Florida … leider durch Fehlinvestitionen meines Mannes verloren." Heute lebt sie in Niendorf in einer bescheidenen, aber schönen Zwei-Zimmer-Wohnung.
Kindheit voller Komplexe und Konflikte
Von klein auf war ihr Leben von Unsicherheit und familiären Konflikten geprägt. Ihr Vater, eine autoritäre Figur, stellte sie auf drastische Weise bloß: "Der Herrgott schickte eine lange Dürre", lachte er gerne über seine dünne Tochter - eine Bemerkung, die tiefe Spuren hinterließ. "Ich hatte ganz große Komplexe, weil ich wirklich weder Busen noch Po hatte. Ich war einfach nur klapperdürr … Ich hieß in der Schule nur Lange." Auch die Gewalt in ihrer Familie war prägend. "Ich war so zehn, elf, und er hatte wieder mal meine Mutter geschlagen. … Ich habe meinen Vater gehasst. … Ich habe wirklich gedacht: Ich bringe diesen Mann um." Diese kindlichen Rachefantasien sprechen von der tiefen Verletzung eines Mädchens, das nie wirklich Schutz erlebte und sich diesen später selbst erkämpfen musste.
Lampenfieber und Karriere
Mit ihrer großen schlanken Gestalt zog Heidrun von Goessel später die Blicke auf sich und wurde ein erfolgreiches Fotomodell und Mannequin. Schließlich wurde sie sogar für das Fernsehen entdeckt - als Programmansagerin. Bei ihrem Einstieg war sie alles andere als selbstsicher. So schwitzte sie bei ihrer ersten Live-Ansage so stark, dass feuchte Abdrücke auf dem Tisch zurückblieben: "Ich habe gesagt: Das ist ja schrecklich, da guckt dich eine Kamera an, und wer weiß, wer da alles zuguckt. Nein, das mache ich nicht weiter." Doch sie blieb - und es wurde eine Karriere, die fast 35 Jahre andauerte. An der Film- und Fernsehhochschule München perfektionierte sie ihr Handwerk, lernte Moderation, Realisation und wurde zur festen Größe im deutschen Fernsehen.
Im Gespräch mit Daniel Kaiser erinnert sich Heidrun von Goessel auch an spannende Erlebnisse mit Prominenten, wie zum Beispiel dem Tenor Plácido Domingo und Udo Lindenberg, spricht von sexuellen Übergriffen in der Branche und macht deutlich, wie schwierig das Leben als geschiedene, alleinerziehende Frau und Mutter in den 70ern gewesen ist.
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