Prozess gegen Reemtsma-Entführer Drach in Köln gestartet
Für die Entführung des Hamburger Zigarettenkonzern-Erben Jan Philipp Reemtsma hatte er fast 15 Jahre im Gefängnis gesessen. Jetzt ist Thomas Drach erneut angeklagt. Es geht um vier Überfälle auf Geldtransporter.
Dem 61-Jährigen werden in dem Prozess unter anderem versuchter Mord, besonders schwerer Raub und Brandstiftung vorgeworfen. Am Dienstagmorgen wurde er in einer Kolonne von drei schwarzen Wagen mit Blaulicht in das Gebäude des Landgerichts Köln gefahren. 2018 und 2019 sollen Drach und ein Mitangeklagter in Köln, Frankfurt am Main und Limburg insgesamt mehr als 230.000 Euro erbeutet haben. Bei zwei der Taten soll Drach jeweils auf einen Sicherheitsmitarbeiter geschossen haben - die beiden Männer erlitten schwere Verletzungen.
Drach will sich nicht äußern
Drach will sich im Prozess nicht zu den erhobenen Vorwürfen äußern. Der 61-Jährige werde von seinem Schweigerecht Gebrauch machen und sich weder zu seiner Person noch zur Sache äußern, erklärte sein Verteidiger. Zuvor waren die Personalien von Drach aufgenommen und die Anklage verlesen worden.
Anwalt: "Nur ein paar vage Indizien"
Seine Anwälte sahen vor Prozessbeginn keine Beweislage, die zu einer Verurteilung führen könnte. "Es gibt gar keine Beweissituation, die eine Verurteilung rechtfertigen könnte", sagte sein Anwalt Andreas Kerkhof vor dem Start des Verfahrens. "Es gibt ein paar vage Indizien, mehr aber auch nicht." Er komme in der Erwartung, dass Drach das Gericht am Ende des Prozesses als freier Mann verlassen könne. In dem ganzen Fall liege eine Vorverurteilung vor. "Hätte der Mandant einen anderen Lebenslauf, müsste er sich hier nicht verantworten", sagte Kerkhof.
Reemstma-Entführer in Hamburg verurteilt
Im März 1996 hatte Drach mit Komplizen den Hamburger Tabak-Erben Jan Philipp Reemtsma entführt. Danach tauchte er unter. Erst zwei Jahre später wurde er in Argentinien festgenommen. Er verbüßte eine Haftstrafe von vierzehneinhalb Jahren und kam 2013 wieder auf freien Fuß.
