Kommentar: Wo ist der Masterplan für eine lebenswerte Innenstadt?
Hamburgs Innenstadt soll gerettet werden. Dazu hat jetzt ein runder Tisch getagt. Und eine neue Stadtplanerin soll die Ideen koordinieren. Wigand Koch kommentiert.
Wer tagsüber beim City-Bummel den Leerstand bei den Geschäften und abends die leergefegten Straßen sieht, kann das Gruseln kriegen. Trotzdem, wenn jetzt gerufen wird: "Rettet die Innenstadt!", dann frage ich mich: Was soll das eigentlich heißen? Wo ist der Masterplan? Wo ist die Vision, wie Leben in der City überhaupt aussehen soll? Wo sind die ganz konkreten Vorschläge, wie das erreicht werden kann?
Viele Forderungen, wenig Konkretes
Forderungen gibt es viele: Die Hamburger CDU will mehr Grün, mehr Kultur, mehr Wohnraum. Und die Willy-Brandt-Straße untertunneln, damit City und Hafencity stärker zusammenwachsen. Letzteres kommt für Rot-Grün nicht infrage, genauso wenig, wie der CDU-Vorschlag für Gastronomie auf der Binnenalster. Die Handelskammer hat ein Strategie-Papier 2040 entwickelt - für eine City der Vielfalt. Für Einkaufen, Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Genuss. Klingt gut, ist mir allerdings noch viel zu wenig konkret.
Alles noch Stückwerk
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sagt, man habe schon vieles angeschoben. Und das stimmt: Ballindamm und Jungfernstieg sind auf dem Weg, echte Weltstadt-Boulevards zu werden - licht und breit, einladend und mit vielen Bäumen. Und hoffentlich bald ganz ohne Autoposer-Ballermänner. Weiter werden Plätze anziehender gestaltet, U-Bahn-Stationen barrierefrei und ins alte Karstadt-Sporthaus, das seit zwei Jahren am Eingang der Mönckebergstraße leer vor sich hin dümpelt, dürfen Künstler einziehen. Alles gut so. Aber alles noch Stückwerk.
Autos raus, Menschen rein
Gäbe es denn die eine Lösung für die Innenstadt? Wenn man mich fragt, ja. Und zwar Autos raus, Menschen rein. Schafft Wohnraum. So schnell wie möglich. Baut meinetwegen höher. Meinetwegen Penthäuser für Millionäre. Und noch viel mehr und vor allem: bezahlbaren Wohnraum. Für Studierende. Denn die Stadt braucht junge Leute. Schafft bezahlbaren Wohnraum für ältere und alte Menschen. Baut Kitas, Schulen, Hochschulen in der City. Schafft Wohnraum für Familien. Ich will abends Licht in den Fenstern brennen sehen!
Seid mutig!
Seit Jahrzehnten wird von der Revitalisierung der Innenstadt geredet. Ich kann es nicht mehr hören. Ich will Zeitpläne und Taten sehen. Sei endlich mutig, Hamburger Politik! Runder Tisch und Innenstadtkoordinatorin sind gut - in einem halben Jahr will man sich wieder zusammen setzen. Dann bitte endlich mit ganz konkreten Ergebnissen.