Kommentar: Erfolgreiche Grundschüler sind nur die halbe Wahrheit
In dieser Woche gab es für Hamburg eine gute Nachricht: die Viertklässler haben in einem deutschlandweiten Bildungsvergleich besser abgeschnitten als in den Vorjahren. Die Grundschülerinnen und Grundschüler haben sich auf Platz sechs vorgearbeitet. Vor zehn Jahren noch lagen sie im IQB-Vergleich der 16 Bundesländer auf dem drittletzten Platz. Also alles prima? Andreas Gaertner kommentiert.
Einer konnte sich in dieser Woche als der große Gewinner fühlen: Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD). "Hamburgs Schüler sind so gut wie nie", so eine Überschrift. Das muss Balsam auf die Senatoren-Seele gewesen sein. Egal was er macht, Ties Rabe muss ja sonst viel Kritik einstecken.
Schulische Leistungen in Hamburg stabil
Doch die gute Nachricht von den erfolgreichen Grundschülerinnen und -schülern ist nur die halbe Wahrheit. Denn in den untersuchten Fächern Deutsch und Mathematik sind die meisten anderen Länder im IQB-Bildungsvergleich nur stärker abgerutscht, während die Leistungen in Hamburg zum Teil stabil geblieben sind. Aber seien wir fair: Hamburg hat einiges besser gemacht als andere Bundesländer. Und das ist auch das Verdienst des Schulsenators.
Rabe will besser auf Beruf und Leben vorbereiten
Ties Rabe hat sich von Expertinnen und Experten beraten lassen, um den Deutsch- und Matheunterricht zu optimieren. Es wird jetzt zum Beispiel mehr Wert auf gutes Lesen und korrekte Rechtschreibung gelegt. "Wir müssen besser auf den Beruf und das Leben vorbereiten", sagt der Schulsenator. Recht hat er! Denn er als Sozialdemokrat hat dabei vor allem die vielen Kinder und Jugendlichen im Blick, bei denen Zuhause nicht durchgehend Deutsch gesprochen wird.
Diskussionen zu neuen Hamburger Bildungsplänen
Es geht um Chancengerechtigkeit. Das ist auch ein Stichwort für das, was jetzt ansteht: die Entscheidung über die neuen Hamburger Bildungspläne. In den Entwürfen sind mehr verbindliche Lerninhalte und schriftliche Arbeiten vorgesehen. Die Kritikerinnen und Kritiker befürchten ein Zurück - zu mehr Frontalunterricht und mehr Druck für Alle.
Ties Rabe hat für den Streit über den richtigen Weg jetzt Oberwasser. Aber angesichts der Kritiker-Front wird er bei den anstehenden Diskussionen über die Bildungspläne Kompromisse eingehen müssen. Auf jeden Fall verspricht der Herbst in Hamburg bildungspolitisch heiß zu werden.
Schlagwörter zu diesem Artikel
Schule
