Hamburg-Tourismus in der Corona-Krise
Hamburg ist bei Touristen eine beliebte Stadt: Jedes Jahr locken die Nähe zum Wasser, das Kulturangebot, der Hafen und die Elbphilharmonie zehntausende Menschen an. Doch seit Beginn der Corona-Krise ist alles anders. Hotels haben kaum noch Gäste, Hafenbarkassen bleiben leer und an beliebten Sehenswürdigkeiten wie den Landungsbrücken sieht man vor allem Einheimische.
Es liest sich wie der Albtraum eines jeden Hoteliers: 65 Prozent weniger Gäste im Vergleich zum Vorjahr. Die Belegungsquote in den Hotels und Pensionen lag bei unter 25 Prozent, normal sind weit über 70 im März. Vor allem der Auslandstourismus fuhr fast komplett runter. Ein Beispiel: im gesamten März waren durch Corona nur noch 178 Menschen aus China zu Gast, Geschäftsreisende wohl, das sind satte 93 Prozent weniger als im März 2019. Anfang März waren zunächst noch Privatreisen erlaubt, dann nicht mehr. So erklären sich die desaströsen Zahlen, so das Amt. Die April-Zahlen für die Hotellerie dürften sogar nochmals schlechter ausfallen.
Barkassen starten seltener
Erst seit Kurzem hat der Senat die Corona-Auflagen in Hamburg soweit gelockert, dass auch die Barkassen von Klaus Ehlers wieder zu ihren einstündigen Rundfahrten durch den Hafen starten dürfen. Eigentlich fuhren sie bislang alle halbe Stunde, doch wegen der geringen Nachfrage starteten die Schiffe zuletzt höchstens vier Mal am Tag. Dabei kann Ehlers wegen der Hygienemaßnahmen ohnehin nur noch ein Drittel der Fahrgäste mitnehmen. Sein Vater hatte das Unternehmen einst gegründet, nun ist der Familienbetrieb gefährdet. "Wir freuen uns, dass wir wieder fahren dürfen - ohne Frage. Aber dem Betrieb geht es natürlich weiterhin nicht gut", sagt Ehlers. Immerhin: Vatertag und Brückentag mit gutem Wetter haben ihm ein paar Fahrgäste gebracht. Und obwohl der Umsatz nur bei 25 Prozent des Normalniveaus lag, gibt sich Ehlers zuversichtlich.
Leere Zimmer in vielen Hotels

Nur wenige Kilometer Luftlinie von den Landungsbrücken entfernt liegt das 25hours Hotel in der Hafencity. Eigentlich wäre das Haus an diesem Wochenende traditionell ausgebucht gewesen. Doch viele der 170 Zimmer stehen leer. Vertriebsleiter Andreas Schnürer freut sich, dass über das Feiertagswochenende immerhin gut 50 Prozent des Hotels ausgelastet waren. "In Hamburg scheint es touristisch eine deutlich größere Begehrlichkeit zu geben, als beispielswiese in Berlin oder München", so Schürer. In der Tat war Hamburg vor der Krise bei Touristen eine beliebte Stadt. Mehr als 15 Millionen Übernachtungen gab es durchschnittlich pro Jahr. Die wenigen auswärtigen Gäste, die jetzt in der Stadt sind, freuen sich über den Tapetenwechsel und haben das erste Mal seit Langem die eigene Heimat wieder verlassen.
Langer Weg aus der Corona-Krise
Der innerdeutsche Tourismus läuft langsam wieder an. Deshalb blickt man bei der Hamburg Tourismus Marketing Gesellschaft hoffnungsvoll auf die kommenden Wochen und Monate. "Die Nachfrage ist sehr groß", sagt Chef Michael Otremba. "Wir merken, dass die Menschen nach Hamburg zurückkommen wollen, Stand heute sind sie aber noch nicht wieder da", so Otremba. Die Buchungszahlen bewegten sich bis jetzt im niedrigen einstelligen oder zweistelligen Bereich. Aber: Einzelne Häuser vermittelten Zuversicht und berichteten von großer Nachfrage. Vor allem junge Gäste meldeten sich und wollten nach Hamburg kommen. "Eine größere Nachfrage von Gästen aus China oder Amerika wird aber sicher noch etwas länger auf sich warten lassen. Mit den ersten Gästen aus dem Inland ist auch die Zuversicht zurückgekehrt" so Otremba.
