Spielzeug in einer Förderschule, im Hintergrund des Klassenzimmer sitzen Kinder und eine Betreuerin © Screenshot

Förderschulen in Hamburg: Ausfälle bei der Ferienbetreuung

Stand: 10.07.2022 08:53 Uhr

Die Ferien haben begonnen. Auch an den Förderschulen in Hamburg gibt es eine eigentlich verlässliche Ferienbetreuung. Vor diesen Ferien bekamen aber viele Eltern kurzfristig Bescheid: Die Betreuung klappt nicht wie gewünscht.

Aarons Großeltern konnten heute kurzfristig auf ihn aufpassen - ein Glück, denn seine Mutter Katharina Wedemeyer arbeitet in den Ferien. Anfang des Jahres hat die alleinerziehende Erzieherin für den Sommer sechs Wochen Ferienbetreuung angemeldet. Vor zwei Wochen erreichte sie ein Brief des Vereins Leben mit Behinderung, dass davon nur noch die Hälfte möglich sei. "Das war ein völliger Schock, weil ich erst mal überlegen musste: Was mache ich jetzt? Ich wusste schon, dass weder meine Eltern noch Geschwister auf meinen Sohn aufpassen können und ich nicht so viel Urlaub habe, wie Ferien sind", sagt Wedemeyer.

Nicht genügend Personal gefunden

Eltern von mehr als 90 Kindern mit Förderbedarf musste der Träger benachrichtigen, dass Zeiten wegfallen müssen, weil der Verein nicht genügend Personal gefunden hatte. "Wir haben immer mehr Rückmeldungen bekommen, dass vielen die Betreuung abgesagt wurde. Und für Eltern ist das natürlich dann dramatisch", sagt Tobias Joneit vom Kreiselternrat. Die Ferienbetreuung für Kinder auf Förderschulen organisieren zwei Träger: Neben dem Sozialkontor Hamburg ist das der Verein Leben mit Behinderung. Dieser wünscht sich attraktivere Arbeitszeitmodelle. Denn bisher arbeiten die Betreuerinnen und Betreuer außerhalb der Ferien nur dreieinhalb Stunden nachmittags im Hort, in den Ferien braucht es etwa doppelt so viele Mitarbeitende in Vollzeit.

Die Suche nach Lösungen

"Wir wünschen uns ein Ganztagskonzept aus einer Hand. Derzeit ist es so, dass die verschiedenen Leistungen und Aspekte, die für die Familien wie Kinder wichtig sind, so zerstückelt sind", sagt Ralph Grevel Leben mit Behinderung Hamburg. "Wir haben hier den einen Aspekt der Schulbegleitung, wir haben hier die Hortbetreuung, dann gibt es noch Beratung und Krisenintervention wieder aus einem ganz anderen Sozialgesetzbuch. Und das ist für Familien, aber auch für Mitarbeitende unbefriedigend." Aus Sicht der Schulbehörde klappe das bisherige Modell grundsätzlich, dennoch suchen Träger und Behörde nun gemeinsam nach Lösungen. "Es ist auch wichtig, dass man sich auf beiden Seiten darauf verlassen kann. Auf Seiten der Schulbehörde sind wir für verlässliche Strukturen, aber das gilt dann auch auf Seiten der Träger. Trotzdem darf man eines nicht wegreden: Wir werden auf Dauer Personalprobleme bekommen", sagt Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD).

Mehr Schulferien als Urlaubstage

Für die Sommerferien konnten ein paar Lücken bereits geschlossen werden, auch Aaron kann inzwischen vier Wochen in den Hort. "Ich habe keine zwölf Wochen Urlaub im Jahr. Wir haben aber zwölf Wochen Ferien im Jahr. Und wenn man nie Zeit für sich selber hat, ist das sehr anstrengend. Ich wünsche mir einfach, dass die Entlastung da ist", sagt Wedemeyer. An den freien Wochenenden plant Katharina Wedemeyer Ausflüge - besonders gern ist Aaron im Wald und auf dem Bauernhof. Sie hofft, dass es für seine Betreuung in den kommenden Ferien mehr Sicherheit gibt.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 09.07.2022 | 19:30 Uhr

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