Corona-Lockdown: Ab Freitag strengere Regeln für Hamburg
Der Hamburger Senat hat sich in einer Sondersitzung darauf geeinigt, die von Bund und Ländern vorgesehene Verlängerung und Verschärfung der Corona-Regelungen in der Hansestadt zu übernehmen.

Die bestehenden Beschränkungen gälten bis Ende Januar weiter, einige neue Maßnahmen kämen hinzu, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Demnach sollen die neuen Kontaktbeschränkungen in Hamburg bereits ab Freitag gelten. Er stellte klar, dass ein Hausstand ab dann nur noch von einer weiteren Person besucht werden darf. Ausnahmen für Kinder bis 14 Jahren - die bisher gelten - seien nicht vorgesehen, so Tschentscher.
Bewegungsradius in Hamburg erstmal nicht eingeschränkt
Mit den Beschlüssen setzt der Senat Vereinbarungen um, auf die sich die Ministerpräsidenten am Dienstag mit der Bundeskanzlerin verständigt hatten. Eine von Bund und Ländern vereinbarte Beschränkung der Bewegungsfreiheit auf einen Radius von 15 Kilometern um den Wohnort in Corona-Hotspots mit 200er-Inzidenz wird zunächst nicht in der Hamburger Verordnung enthalten sein. Für eine Metropolregion wie Hamburg mit vielen Pendlern sei das nur sehr schwer umzusetzen, sagte Tschentscher. "Ich hoffe, dass wir mit all den Maßnahmen, die wir jetzt bekräftigen, eine so hohe Inzidenz vermeiden."
Die Bewegungsfreiheit soll in Gebieten eingeschränkt werden, in denen die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen 200 überschreitet. Am Mittwoch lag diese Inzidenz in Hamburg nach Angaben der Gesundheitsbehörde bei 144,2. Verbindlich wird allerdings der Wert des Robert Koch-Instituts sein, der anders berechnet wird und am Mittwoch mit 112,9 angegeben wurde.
Abschlussprüfungen sollen angepasst werden
Die Präsenzpflicht an den Schulen bleibt in Hamburg bis Ende Januar ausgesetzt. "Schülerinnen und Schüler sollen im Regelfall zu Hause lernen im Distanzunterricht", sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD). "Sie bekommen Aufgaben." Wer dennoch in die Schule komme, werde aber nicht weggeschickt, sondern von pädagogischem Personal betreut, sagte Rabe. Er stellte in Aussicht, dass Abschlussprüfungen wegen der Corona-bedingten Belastungen angepasst würden. Beispielsweise könnte es längere Prüfungszeiten oder mehr Auswahl bei den Aufgaben geben, etwa bei den Abiturprüfungen. Details werde er auf einer Kultusministerkonferenz am 15. Januar besprechen. Darüber hinaus werde Hamburg auch künftig die sogenannten Lernferien anbieten, um Versäumtes nachzuholen.
Kitas können Betreuungszeiten einschränken
Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) sagte, dass es weiterhin auch in den Kitas der Stadt Betreuungsmöglichkeiten geben werde. Wann immer es den Eltern möglich sei, sollten sie auf eine Betreuung ihrer Kinder in Kitas aber verzichten. Die regulären Öffnungszeiten der Kitas und Tagespflege werden auf die Zeit von 8 Uhr bis 15 Uhr begrenzt. "Weil das eine große Herausforderung für die Eltern ist, werden wir in dem Zeitraum bis Ende Januar die Gebühren für die Stunden über der fünften Stunde den Eltern erlassen", sagte Leonhard.
Arbeitgeber sollen Homeoffice anbieten
Der Senat appellierte an die Arbeitgeber der Stadt, mit Homeoffice-Lösungen für ihre Beschäftigten den Kampf gegen Corona zu unterstützen. "Jedes Unternehmen sollte sich jetzt fragen, was sein Beitrag sein kann, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor einer möglichen Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen", sagte Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos). "Alle Kontaktreduzierungen im Privaten können nicht zum Erfolg führen, wenn nicht auch im Beruflichen physische Kontakte zurückgefahren werden", mahnte Justiz- und Verbraucherschutzsenatorin Anna Gallina (Grüne).
Kinderärzte fordern schnelle Impfung von Kindern
Unterdessen fordert der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, dass die Kinder in Deutschland möglichst schnell gegen das Coronavirus geimpft werden. Verbands-Präsident Thomas Fischbach sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", es müsse mehr Tempo gemacht werden, damit Schulen und Kitas wieder öffnen können. Kinder und Jugendliche hätten es in der Pandemie von Beginn an besonders schwer. Und Kritik an den Corona-Kontaktbeschränkungen gibt es vom Kinderschutzbund. Bundesverbands-Chef Heinz Hilgers kritisierte im Gespräch mit dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland", dass unter 14-jährige nicht mehr wie bisher von den Regeln ausgenommen werden. Kinder bräuchten für ihre Entwicklung Gleichaltrige, um sich zu messen und zu spielen.
