neue musik
Dienstag, 15. November 2022, 21:00 bis
22:00 Uhr
Partituren neuer Musik sind oft labyrinthisch, mal wirken sie wie große Freiflächen mit einzelnen Pünktchen, mal wie eine Art Klumpenbildung in Form von Noten. Nichts für prima-vista-Spieler. In solchen Fällen erschallt oft der Ruf nach Spezialisten. Als solcher gilt seit vielen Jahren der Pianist Pierre-Laurent Aimard. Doch mit einem solchen Etikett kann der Franzose wenig anfangen: "Musiker sollten Grenzen überwinden und überwinden wollen - dazu zählt eben auch die Neue Musik, die eine große Herausforderung darstellt und zugleich Brücken schlägt zurück zu den Alten, zu den Wurzeln."
Wanderer durch die Epochen
Aimard, 1957 in Lyon geboren, stammt aus einer Arzt-Familie. Er studiert zunächst in seiner Heimatstadt, dann in Paris, unter anderem bei Yvonne Loriod, der Ehefrau von Olivier Messiaen. So ist er von früh an mit dieser Musik vertraut. Dass Aimard 1973 - mit 15 Jahren - den internationalen Olivier-Messiaen-Wettbewerb gewinnt und mehr und mehr zum führenden Messiaen-Interpreten heranwächst, scheint angesichts seiner Ausbildung wenig verwunderlich.
Auch seine Zeit im Ensemble Intercontemporain wirkt prägend, die Werke eines Boulez oder Ligeti werden ihm immer vertrauter. "Ich hatte mir immer gewünscht, in meinem Leben ein Wanderer zu sein, der neue Länder entdeckt." Dies sind für ihn verschiedene Epochen. Aimard, der längst auch das traditionelle Repertoire bis Bach erschlossen hat, hat nie den einfachen Weg gewählt, sondern die Neue Musik als einen wesentlichen Beitrag seiner künstlerischen Tätigkeit gesehen - bis heute.
Eine Sendung von Christoph Vratz.