Umweltschutz: Wie können Moscheegemeinden grüner werden?
Von den etwa 3.000 Moscheegemeinden in Deutschland ist bisher nur eine Minderheit konsequent grün unterwegs. Unter anderem fehlt noch eine konsequent ausformulierte Umweltethik.
Die Evangelische Akademie Loccum hatte kürzlich zu einer Tagung mit dem Titel "Umweltschutz und Nachhaltigkeit aus muslimischer Perspektive" eingeladen. Deutlich wurde, vor welchen Herausforderungen die muslimische Community steht. Aber auch, dass es viele Ansätze gibt, wie Muslime gemeinsam mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren mehr im Umweltschutz bewegen könnten.

Es sei zwar viel in Bewegung, hieß es auf der Tagung, aber von den etwa 3.000 Moscheegemeinden in Deutschland sei bisher nur eine Minderheit konsequent grün unterwegs - obwohl Umweltschutz tief im Islam verankert sei, betonte Mohamad Magdah, Vorsitzender des 2011 gegründeten muslimischen Umweltschutzvereins Hima: "Wenn man sich die Offenbarungen anschaut, den Korantext, aber auch die Überlieferung des Propheten und die islamische Tradition, die Gelehrsamkeit, dann finden wir sehr viel Umweltschutzaspekte oder Umweltschutzthemen. Wir wollen zurückkommen zum Verständnis, dass man als Muslim Umweltschützer sein muss."
Nur wenige Aktivisten in muslimischen Gemeinden
Hima will diesen Lernprozess inspirieren und vorantreiben, zum Beispiel mit Workshops, Baumpflegeaktionen oder Mitarbeit im interreligiösen Netzwerk Klimagerechtigkeit. Der Verein war eine von mehreren muslimischen Umweltinitiativen, die sich während der Tagung in der Evangelischen Akademie Loccum vorstellten. Deutlich wurde: Diese Initiativen werden meist nur von wenigen Aktivisten getragen. Und die stecken in einer Zerreißprobe. Einige studieren noch, andere stehen bereits im Beruf und leisten ihr Umweltengagement ehrenamtlich quasi nebenbei. Dringend gebraucht wird hauptamtliche Unterstützung, hieß es. Gebraucht würden auch Bildungseinrichtungen, in denen aus vielen Perspektiven über Umweltschutz diskutiert werden könne.
"Die Moscheegemeinden oder Moscheeverbände sind nicht in der Lage, das zu leisten, weil es meistens eine ehrenamtliche Struktur ist. Zum zweiten gibt es in Deutschland keine Institution, die sowohl religiöse als auch pädagogische oder politische Fragen beantwortet - da gibt es immer eine ganz klare Trennung", sagte Michel Ali Schnabel, Projektleiter an der Muslimischen Akademie Heidelberg, einer der wenigen Einrichtungen für politische Bildung in muslimischer Trägerschaft. "Es gibt innerhalb der muslimischen Zivilgesellschaft eine Leerstelle, wenn es um Vernetzung, Strukturen und Bildung geht. Da sind wir gerade dabei, ja was zu entwickeln und was aufzubauen."
Kommunikationsprobleme und viel Selbstkritik

Eine oft gestellte Frage: Warum schließen sich nicht mehr Muslime zum Beispiel Greenpeace an, dem BUND oder dem NABU? Tanju Doganay vom muslimischen Umweltschutzverein NourEnergy sagte dazu sinngemäß: Wer Menschen erreichen will, muss gezielt kommunizieren. Doch auf spezifische Bedürfnisse und Lebensrealitäten von Muslimen werde bisher zu wenig eingegangen. Isabel Fischer, Bundesjugendsprecherin der Naturschutzjugend im NABU zeigte sich selbstkritisch: "Wie kann man diese Menschen noch mehr mitnehmen oder auch unterstützen? Was brauchen die muslimischen Communitys? Wie kann man das barrierefreier gestalten? Wie kann man für mehr Inklusion arbeiten? Was kann ich im Verband dafür tun?"
Selbstkritik gab es aber auch auf muslimischer Seite: Es fehle noch eine konsequent ausformulierte Umweltethik. Und die Zusammenarbeit von Muslimen mit der Mehrheitsgesellschaft sei eigentlich religiöse Pflicht: "Der Umwelt ist es egal, ob ein Muslim oder Jude, Christ, Buddhist oder Atheist sich um sie kümmert", sagt Mohamad Magdah. Wenn Gott im Koran spricht, dann spricht er die Menschen an, nicht nur Muslime. Und da sehe ich persönlich, dass ich mit den Menschen kooperieren muss, um die Umwelt zu schützen. Ich glaube, dass Umweltschutz auch verbindet."
