El Yazidi wird neuer Vorsitzender des Zentralrats der Muslime
Der Zentralrat der Muslime in Deutschland wählt diesen Monat einen neuen Vorsitzenden: Abdassamad El Yazidi. Der Deutsch-Marokkaner war seit 2016 Generalsekretär des Verbandes ist seit dem Rücktritt von Aiman Mazyek im Sommer 2024 Interimsvorsitzender.
Als leitender Angestellter einer großen Logistik-Firma am Frankfurter Flughafen steht sein Karriereweg eigentlich fest. Doch nach einem Umzug ins hessische Pfungstadt kommt Abdassamad El Yazidi mit einer kleinen Moscheegemeinde in Kontakt, die ihn unbedingt als Gemeindevorsteher haben will - es ist der Beginn seiner Laufbahn im islamischen Verbandsleben.
"Ich bin ein Kind der sogenannten Gastarbeitergeneration. Meine Eltern haben hier in Deutschland gelebt, selbst mein Großvater hat hier in Deutschland gelebt. Ich bin verheiratet, habe vier Kinder und bin gebürtiger Langener, hier in Hessen." Wegen einer Asthmaerkrankung verbringt er fünf Jahre in Marokko bei seinem Großvater, wo er Arabisch lernt und Grundkenntnisse der islamischen Theologie erwirbt - beides wichtige Voraussetzungen für sein späteres Engagement beim Zentralrat der Muslime in Deutschland.
"Wir sehen uns als Bürgerinnen und Bürger dieses Landes"
Gegründet wurde der islamische Dachverband 1987 und stehe, so El Yazidi, für die Beheimatung des Islams in Deutschland "in deutscher Sprache, auch in einer Vermischung mit deutscher Kultur. Wir stehen für eine inkludierende Bürgerschaft, das heißt, wir sehen uns nicht als die sogenannten Gastarbeiter oder die Eingewanderten, sondern wir sehen uns als Bürgerinnen und Bürger dieses Landes. Und in dieser Funktion tragen wir Verantwortung. Wir sind stolz auf vieles, was gut läuft, aber wir tragen Verantwortung auch für manches, was schiefgelaufen ist."
Ein Verbund von 300 Moscheegemeinden mit neun Landesverbänden bedeute Vielfalt, die nicht frei von Problemen sei. Abdassamad El Yazidi versteht das als Herausforderung und Chance zugleich.
Zu den wichtigsten Zielen des Verbands gehöre die Gründung weiterer Landesverbände mit Blick auf die Anerkennung als Religionsgemeinschaft. Ein weiteres zentrales Anliegen sei die Bekämpfung des antimuslimischen Rassismus. Für die Gesellschaft als Ganzes könne und wolle der Zentralrat der Muslime in Deutschland dazu beitragen, das Verhältnis von Muslimen und Nicht-Muslimen zu verbessern.
Dem Rechtsextremismus Paroli bieten
Sorge bereitet dem neuen ZMD-Vorsitzenden die Situation in Ostdeutschland, die Wahlerfolge der AfD. Muslime seien dort weniger präsent, rechte Parolen hätten vielerorts zugenommen und Ängste würden geschürt. Dort müsse mehr getan werden, um dem Rechtsextremismus Paroli zu bieten: "Ich würde mir wünschen, wenn es uns mehr gelingen würde, den Islam und die Muslime als einen selbstverständlichen Teil unseres Landes zu sehen, dass wir gemeinsam als Bürgerinnen und Bürger hier als eine Front gegen Rassismus, gegen Hetze, gegen Hass einstehen."
Religiöser Extremismus solle - wie Extremismus jeglicher Couleur - bekämpft werden. Dass aber Muslime unter Generalverdacht gestellt würden, gleichzeitig aber geschwiegen würde, wenn Frauen wegen des Kopftuchs angegriffen werden, das sei eine Doppelmoral, die gerade junge Musliminnen und Muslime ratlos mache. Darüber müsse auch gesprochen werden.
"Jüdisches Leben in Deutschland schützen"
Eine der großen Herausforderungen sei der Umgang mit dem aktuellen Nahost-Konflikt: "Es ist unsere Verantwortung dafür zu sorgen, dass dieser Konflikt nicht nach Deutschland eskaliert, dass wir jüdisches Leben in Deutschland schützen", so Abdassamad El Yazidi. "Das ist wichtig, dass wir als Religionsgemeinschaften das in unsere Community leben. Dadurch werden wir für den gesellschaftlichen Frieden in unserem Land sorgen und Impulse in Konfliktregionen setzen."
Eine schwierige Aufgabe, die viel Fingerspitzengefühl erfordern wird, auch auf viele Begegnungen, Dialog und kontinuierliche Aufklärungsarbeit kommt es an. Dem will sich Abdassamad El Yazidi stellen, der neue Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland.
